Aktien-Portfoliomanagerin Alexandra Annecke von der Fondsgesellschaft Union Investment, beschäftigt sich seit Jahren mit den Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank und tritt auch auf deren Hauptversammlungen auf. Beide Institute sind beim Konzernumbau vorangekommen, haben Kostenfortschritte erzielt und von der Zinswende profitiert. BÖRSE ONLINE hat die Bankenexpertin gefragt, welche Aktie sie derzeit für aussichtsreicher hält.

BÖRSE ONLINE: Die europäischen Banken haben im ersten Quartal Rekordergebnisse geliefert, angetrieben vor allem von den Zinsspritzen der Notenbanken. Wenn man es mit Sport vergleicht: Ist die Wirkung nicht vergleichbar mit Doping?

Alexandra Annecke: Die Banken profitieren enorm von der Zinswende, aber das hat nichts mit Doping zu tun. Zehn Jahre lang haben sie unter den Null- und Negativzinsen gelitten. Jetzt normalisiert sich die Situation, und es gibt wieder auskömmliche Zinsüberschüsse. 

Die haben auch Deutsche Bank und die Commerzbank vorgelegt. Welche Bank ist mit dem Konzernumbau weiter?

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat seinen Plan für den Konzernumbau im Juli 2019 vorgestellt und bereits weitgehend abgearbeitet. Die Commerzbank steckt dagegen noch mitten in der Restrukturierung, da Vorstandschef Manfred Knof seinen Plan erst im Februar 2021 vorgelegt hat.

Welche Bank hat aus Aktionärssicht das attraktivere Geschäftsmodell?

Die Commerzbank profitiert mit ihrem einlagenstarken Geschäftsmodell besonders stark von der Zinswende. Wenn sie es schafft, ihre Restrukturierung erfolgreich abzuschließen, ist das für die Anleger weiter attraktiv. Einziger Wermutstropfen ist die polnische Tochter mBank, die für weitere Belastungen sorgen kann. Die Deutsche Bank profitiert ebenfalls von der Zinswende. Hier kommt allerdings die schwergewichtige Investmentbank hinzu, deren Eigenkapitalrendite, selbst wenn es brummt, hinter der der anderen Geschäftsbereiche zurückbleibt. Das ist aus Aktionärssicht ein Malus.

Sollte sich die Deutsche Bank also von der Investmentbank trennen?

Nein. Die Investmentbank passt strategisch gut zur Unternehmensbank. Aber sie sollte weniger Gewicht bekommen. Fast die Hälfte des allokierten Kapitals wird in der Investmentbank eingesetzt.

Auch bei der Kostendisziplin gab es bei der Deutschen Bank zuletzt Rückschläge.

Ja, es gab Enttäuschungen. Aber die Deutsche Bank legt darauf jetzt wieder einen stärkeren Fokus und nimmt zusätzliche Einsparungen vor, um die Kosten stabil zu halten. Bei dem inflationären Umfeld wäre das eine sehr gute Leistung und ist unbedingt nötig, um das selbst gesteckte Ziel einer Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent zu erreichen.

Bei der Commerzbank bremst die mBank. Sollte sie sich nicht rasch von diesem Dauerrisiko trennen?

Ob sich die mBank tatsächlich zum Dauerrisiko entwickelt, ist nicht absehbar. Daher erscheint aktuell ein Verkauf weder opportun noch aussichtsreich.

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Foto: Union Investment