213 Seiten umfasst der Schinken, in dem das britische Finanzunternehmen Barclays offenlegt, welche 140 Aktien im Jahr 2014 für am aussichtsreichsten gehalten werden. Wir haben uns das Research-Papier für Sie etwas näher angeschaut. Allgemein wird darin zunächst weiter zu einer Übergewichtung von Aktien gegenüber Anleihen geraten. Das Kurspotenzial nach oben wird nach der starken Entwicklung im Vorjahr allerdings nicht als begrenzter bezeichnet. Regional betrachtet wurde zur Drucklegung europäischen Börsen mehr zugetraut als dem US-Markt. Zur Begründung wird unter anderem auf ein deutlich geringeres Kurs-Buchwert-Verhältnis auf dem alten Kontinent verwiesen. Deshalb wird zu einer Übergewichtung von Europa exklusive Großbritannien geraten, Ähnliches gilt auch für die Schwellenländer. Amerika wird dagegen im Vergleich mit der Benchmark untergewichtet.

Von den 140 weltweiten Top-Aktien für 2014 stammen dennoch 58 aus Amerika, Qualifiziert haben sich zudem 41 Aktien aus der Region Europa, Naher Osten und Afrika sowie ebenfalls 41 aus dem Raum Asien-Pazifik. Zur Bewertung heißt es allgemein, diese bewege sich noch im Rahmen der üblichen Dimensionen (siehe Grafik).

Von geldpolitisch getriebenen Übertreibungen könne noch keine Rede sein. Auf Sektor-Ebene werden Spätzykliker bevorzugt sowie Finanz- und Energiewerte. Zurückhaltender gestimmt ist man dagegen für die Bereiche Gesundheit und Basiskonsumgüter. Als größtes Risiko für die eigene konstruktiv-optimistische Haltung wird die Stimmung unter den Anlegern bezeichnet, die zu euphorisch werden könnte. Unabhängig von den genannten Sektor-Vorlieben der Barclays-Analysten haben wir die Empfehlungen auf Branchenebene durchforstet. Wir haben dabei dann fünf Aktien aus fünf verschiedenen Sektoren ausgewählt, die mit das größte Kurspotenzial aufweisen. Die Bandbreite reicht dabei von plus 34 Prozent bis plus 74 Prozent gemessen an den genannten Kurszielen. Nachfolgend werden diese Werte etwas näher vorgestellt.

Favorit Nummer fünf: Sberbank OAO GDR (WKN: A1JB8N, 100,24 russische Rubel, 8,888 Euro, Börsenwert: 47,84 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 33,7 Prozent

Aus Russland kommt der erste von uns ausgewählte Barclays-Top-Favorit. In diesem Fall geht es mit der Sberbank um das größte Kreditinstitut des Landes. Die zuständige Analystin Cristina Marzea billigt dem Wert im Basisszenario einen Kursanstieg bis auf 134 Rubel zu. Theoretisch ist das gleichbedeutend mit einem Kurspotenzial von fast 34 Prozent. In den vergangenen Jahren trat die Aktie zwar nur auf der Stelle, Marzea gründet ihre Zuversicht aber auf den intern bis 2018 angepeilten Zielen. Diese sehen eine Verdoppelung des Nettogewinns auf 740 Milliarden Rubel vor. Positiv hervorgehoben werden von ihr zudem eine Kombination aus einer vorteilhaften Eigenkapitalsituation, dem ansehnlichen Kreditwachstum und der dominierenden Stellung auf dem russischen Markt.

Auffällig ist natürlich auch die Bewertung. Das KGV für 2014 wird auf unter sechs beziffert und das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf eins. Damit bewegen sich diese beiden Kennziffern jeweils deutlich über dem lokalen Branchenschnitt. Das sei aber eher der allgemeinen Enttäuschung der Anleger dem russischen Markt gegenüber geschuldet. Denn die Sberbank werde als solide Anlagestory wahrgenommen. Als größte Herausforderung für die kommenden Jahre werden Fortschritte auf der Kostenseite gesehen. Das Management ist aber zuversichtlich, die Kosten-Einkommens-Quote bis 2018 auf 43 Prozent senken zu können nach voraussichtlich 48 Prozent in 2013.

Favorit Nummer vier: Taiwan Semiconductor ADR (WKN: 909800, 103 Taiwan-Dollar, 12,372 Euro, Börsenwert: 64,16 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 35,0 Prozent

Der zweite Wert aus der Fünfer-Liste stammt aus Asien sowie aus dem Technologiesektor. Konkret handelt es sich die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Dahinter steckt der nach Intel und Samsung weltweit drittgrößte Halbleiterhersteller. Gleichzeitig ist man die weltgrößte unabhängige Halbleiter-Auftragsfertiger. Barclays-Analyst Andrew Lu hält bei dieser Aktie ein Kursziel von 139 Taiwan-Dollar für gerechtfertigt. Das entspricht einem Kurspotenzial von 35 Prozent. Seine Empfehlung basiert er dabei nicht zuletzt auf der Annahme eines kontinuierlichen Wachstums. Die Umsätze sieht er von 2014 bis 2016 im Schnitt um mehr als 10 Prozent steigen. Für diese Annahme spreche auch die erwartete teilweise Produktionsverlagerung durch Apple von Samsung/Semco auf Taiwan Semiconductor. Potenzial beinhalte zudem der Trend hin zu Wearables wie Smart-Brillen und Smart-Uhren.

Die Kurszielvorgabe basiert auf einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 3,5. Dies liege zwar über dem Schnitt der vergangenen Jahre von 3,1. Doch die höhere Kennziffer sei erreichbar, wenn es gelinge, die Eigenkapitalrendite in den kommenden Jahren bei rund 20 Prozent zu halten. Zumal man davon ausgehe, dass der Markt den Buchwert um 10-15 Prozent unterschätze. Positiv zu werten ist jedenfalls schon mal eine Meldung vom Samstag. Demnach ist es TSMC 2013 gelungen, den Umsatz um 17,8 Prozent und damit am oberen Rand der vorgegebenen Prognosebandbreite zu erhöhen.

Favorit Nummer drei: GAP Inc. (WKN: 863533, 38,25 Dollar, 28,853 Euro, Börsenwert: 12,95 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 38,6 Prozent

Deutlich Kurspotenzial wittern die Verantwortlichen bei Barclays bei GAP. Das ist ein auch in Deutschland aktiver international agierender Modekonzern aus den USA. Laut den Berechnungen von Analyst Matthew McClintock ist das Unternehmen 53 Dollar je Aktie wert. Daraus ergibt sich ein Kurspotenzial von 38,6 Prozent.

Die Anlagestory begründet er wie folgt: GAP versuche erfolgreich über verschiedene Schienen die Umsätze auf vergleichbarer Fläche zu steigern. Zudem sei in den USA am Filialnetz gefeilt worden und international befinde man sich auf Wachstumskurs. Insgesamt sei die Gesellschaft besser aufgestellt als die meisten Konkurrenten. Langfristig wird ein Umsatzwachstum mit mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich für möglich gehalten. Potenzial böten unter anderem neue Marke wie Athleta, Piperlime, und Intermix.

Auf dieser Basis sei beim Gewinn je Aktie sogar langfristig ein prozentual zweistelliges Wachstum denkbar. Gemessen an seinen Gewinneschätzungen für 2014 beziffert McClintock das KGV auf 13,2. Das führe speziell auch im Vergleich mit den Wettbewerbern zu einem attraktiven Chance-Risiko-Profil. Positiv wurde von der Börse hier in der Vorwoche die Meldung aufgenommen, wonach der Gewinn im abgelaufenen Jahr am oberen Ende der bisher genannten Prognosebandbreite hereinkommen soll.

Favorit Nummer zwei: Goldcorp Inc. (WKN: 890493, 23,11 Dollar, 16,85 Euro, Börsenwert: 13,68 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 47,1 Prozent

Mit Goldcorp wird auch ein Unternehmen aus dem gebeutelten Goldsektor empfohlen. Nach einem sehr schwachen Vorjahr hat die Branche 2014 aber einen guten Start erwischt. Auch der kanadische Goldproduzent Goldcorp konnte jüngst zulegen. Gemessen an dem Barclays-Kursziel von 34 Dollar verbleibt aber noch immer eine Kluft von 47,1 Prozent. Der Titel wird als überzeugendste Wachstumsstory im Anlageuniversum bezeichnet. Die neuen Projekte seien weit fortgeschritten und könnten mittelfristig die Produktion beginnen. Dazu passt auch die jüngste Aussage aus dem Unternehmen, wonach die Produktion 2014 um bis zu 18 Prozent zulegen könnte. Zudem hat Goldcorp fallende Kosten in Aussicht gestellt.

Barclays-Analyst Farooq Hamed geht zudem von geringeren Investitionen aus. Das alles sollte in unter dem Branchendurchschnitt liegenden Produktionskosten resultieren. Positiv hebt er zudem die Bilanz mit einer relativ geringen Quote von Nettoschulden zum Ebitda hervor. Das genannte Kursziel basiert auf einer Goldpreisannahmen von durchschnittlich 1.4000 Dollar je Feinunze. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass das Verhältnis von Börsenwert zu Nettoinventarwert mit 1,1 deutlich unter dem historischen Schnitt von 1,6 liege.

Favorit Nummer ein: Premier Oil (WKN: A1H9WB, 3,157 britische Pfund, 3,868 Euro, Börsenwert: 2,05 Milliarden Euro), Kurspotenzial: 74,2 Prozent

Ähnlich wie die meisten Goldunternehmen haben auch viele Ölproduzenten eine relativ schwierige Zeit hinter sich. Deutlich Verluste musste auch Premier Oil kassieren. Doch wenn es nach Barclays geht, dann bietet die Gesellschaft jetzt große Kurschancen. Denn während die Aktie derzeit bei 3,154 Pfund gehandelt wird, kommt Analyst Alessandro Pozzi bei einem unterstellten Ölpreis von 105 Dollar das Barrel auf einen Wert von 5,50 Pfund. Geht die Rechnung auf, hätte dieser Titel ein Potenzial von gut 74 Prozent.

Laut dem Barclays-Analysten ist der in Großbritannien in Asien und Afrika tätige britische Öl- und Gaskonzern nach ein paar internen Problemen gemessen am Nettoinventarwert so günstig bewertet wie nie. Auch das sich im einstelligen Bereich bewegende KGV sei attraktiv. Doch das mit dem bestehenden Bewertungsabschlag soll sich laut Pozzi im Laufe der nächsten zwölf Monate ändern. Auf der Explorationsseite bestehe nach Enttäuschungen die Chance, dass es künftig auch positive Überraschungen geben wird. Das Unternehmen selbst plant jedenfalls eine Steigerung der Produktionszahlen von derzeit 60.000 Barrel am Tag auf 100.000 Barrel. Noch bewegt sich der Kurs allerdings in einem intakten Abwärtstrend. Aber zumindest konnte sich der Wert vom Dezember-Tief spürbar lösen.