Zuletzt hat es viel geregnet im Mittleren Westen der USA. Äcker waren überflutet, sodass die Getreideaussaat in geringerem Umfang als üblich möglich war. Das bekam der Chemiekonzern BASF, Verkäufer von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut, schmerzhaft zu spüren. Dass zudem der Autoabsatz im ersten Halbjahr weltweit um sechs Prozent und in China um drastische 13 Prozent zurückgegangen ist, trug nicht zur Heilung bei. BASF-Kunden aus der Automobilindustrie fahren ihre Produktion herunter und bestellen deutlich weniger Kunststoffe und Lacke. 20 Prozent der Kunden sind Autohersteller, damit bilden sie die größte und wichtigste Kundengruppe des Konzerns. Zu weiterem Weh tragen die gesunkenen Margen für Petrochemikalien in den USA bei.

Die Wunde in den Zahlen des zweiten Quartals ist tief: Der Umsatz sank um vier Prozent auf 15,2 Milliarden Euro und das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen um 47 Prozent auf eine Milliarde Euro. Das gab das Ludwigshafener Unternehmen rund zwei Wochen vor der offiziellen Präsentation der Zahlen am 25. Juli in einer Gewinnwarnung bekannt.

Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen soll 2019 nun um bis zu 30 Prozent zurück­gehen, statt wie bisher angenommen leicht zu wachsen. Der Umsatz soll ebenfalls schrumpfen und nicht wie ­erwartet zwischen einem und fünf Prozent zuzulegen. "Die Senkung der Prognose ist extrem heftig, vor allem wenn man überlegt, was das für die zweite Jahreshälfte bedeutet", sagte Arne Rautenberg vom Fondshaus Union Investment, das Großinvestor bei BASF ist. Die Serie schlechter Zahlen dürfte sich fortsetzen.

Optimist als Vorstandschef


Es ist bereits das zweite Mal in seiner gut ein Jahr währenden Zeit an der Spitze des Konzerns, dass Vorstandschef Martin ­Brudermüller die Bedingungen für das BASF-Geschäft zu positiv eingeschätzt hat. BASF kämpft seit Anfang 2018 mit hohen Kosten der Integration der vom Konkurrenten Bayer übernommenen Agrargeschäfte, mit Auslieferungsproblemen wegen des niedrigen Rheinpegels und erodierenden Margen im Basis­chemiegeschäft. Brudermüller wartete dennoch bis Dezember mit seiner ersten Gewinnwarnung.

Diesmal räumt er früher ein, zu optimistisch gewesen zu sein: "Die Konflikte zwischen den USA und ihren Handelspartnern, insbesondere China, haben sich - anders als von BASF angenommen - bislang nicht entschärft", heißt es vom Unternehmen.

Was bleibt, ist ein gewisses Misstrauen. Schon bei der Präsentation der Zahlen aus dem ersten Quartal fragten Investoren und Analysten skeptisch nach, ob Vorstandschef Brudermüller die Auswirkungen des Handelskonflikts richtig einschätzt. Als er Ende Juni zudem den Abbau von 6.000 der insgesamt 122.000 Stellen ankündigte, schürte das zusätzlichen Pessimismus.

Mit der Gewinnwarnung haben BASF-Aktionäre zumindest mehr Klarheit. Der Aktienkurs stürzte nach der Meldung zwar um knapp sechs Prozent ab und machte damit den Kursgewinn des vergangenen Monats zunichte, doch bis zum Ende der Woche fing er sich wieder leicht.

Wer jetzt im Regen steht, ist Brudermüller. Seinen Berechnungen dürften nur noch die wenigsten Anleger wirklich vertrauen.

Druck: BASF muss sich auf den Abschwung einstellen. Anleger bleiben vorsichtig, auch die ­Dividende ist in Gefahr.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 67,00 Euro
Stoppkurs: 54,00 Euro