Aber schon jetzt ist klar, dass sich BASF-Aktien in den kommenden Jahren mit einem schwächeren Ergebniswachstum begnügen und deshalb gegensteuern muss. "Es spricht doch einiges dafür, dass 2019 nicht ganz leicht wird", sagte Brudermüller.

Der Vorstand geht davon aus, dass das Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen (Ebitda) in Zukunft jährlich noch um drei bis fünf Prozent steigen wird. Von 2012 bis 2017 hatte das Wachstum durchschnittlich bei acht Prozent gelegen. Der Konzern habe im vergangenen Jahr aber von einem außergewöhnlich starken Geschäft mit Basischemikalien profitiert, erläuterte Finanzchef Hans-Ulrich Engel, der von ambitionierten Zielen sprach. Denn die Krise der Autoindustrie, der größten Kundengruppe, und der Handelskonflikt zwischen den USA und China gehen auch an BASF nicht spurlos vorbei, wie Brudermüller bereits mit der jüngsten Quartalsbilanz gewarnt hatte.

Bei den Anlegern sorgte der Ausblick für Ernüchterung, gilt BASF doch als wichtiger Indikator, wie es der Industrie insgesamt geht: Die Aktien des Chemiekonzerns fielen um bis zu 3,9 Prozent auf 66,31 Euro und steuerten damit auf den größten Tagesverlust seit zweieinhalb Jahren zu. Seit Jahresbeginn summiert sich das Minus auf mehr als 25 Prozent. Den Papieren droht damit der zweitgrößte Jahresverlust der Firmengeschichte. Die Erwartungen des Marktes für das Ergebniswachstum in den kommenden Jahren seien viel zu hoch, erklärte Analyst Markus Mayer von Baader Helvea. Auch die Ankündigung einer jährlich steigenden Dividende konnte die Stimmung der Anleger nicht heben. Bislang hatte der Vorstand nur mindestens eine stabile Ausschüttung angepeilt.

Von dem neuen Sparprogramm erwartet der Vorstand ab Ende 2021 einen jährlichen Ergebnisbeitrag von rund zwei Milliarden Euro. Damit ist es deutlich größer als das bisherige Programm mit dem Namen "Drive", das von 2016 bis 2018 lief und das Ergebnis ab Ende dieses Jahres jährlich um eine Milliarde Euro verbessern sollte. Das neue Programm soll Einsparungen durch Maßnahmen etwa in der Produktion und Logistik sowie durch Digitalisierung und Automatisierung bringen. Zunächst fallen aber Einmalkosten von 800 Millionen Euro an, das Gros davon im kommenden Jahr.

SILOS AUFBRECHEN

Um das Wachstum anzukurbeln, will Brudermüller den Konzern ein Stück weit umbauen. "Wir müssen unsere funktionalen Silos aufbrechen", erklärte er. Die Zahl der Geschäftssegmente soll auf sechs von bislang vier steigen. Mit der heutigen Aufstellung sei BASF nicht mehr schlagkräftig genug, die Veränderungen seien dringend nötig. "Das wird natürlich auch ruckeln." Zu einem möglichen Stellenabbau hielt sich der BASF-Chef bedeckt. Ob es dazu komme, "wird ganz dramatisch davon abhängen, wie wir wachsen. Wenn wir kein Wachstum haben, dann hat das sicherlich einen Einfluss auf die Beschäftigung."

Insgesamt will der Konzern aber stärker zulegen als der Markt und peilt eine Steigerung des Absatzes über dem Wachstum der weltweiten Chemieproduktion an. Dazu sollen insbesondere die Geschäfte in Asien beitragen, die gerade weiter ausgebaut werden. "Unser neuer Verbundstandort in Zhanjiang, in der Provinz Guangdong, sowie die Erweiterung des Standorts Nanjing werden unser Wachstum in diesem dynamischen Markt maßgeblich voranbringen", sagte Brudermüller.

Auch der neue Mann an der Spitze setzt vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft, schließt aber Zukäufe "wo notwendig" nicht aus. "Das Hauptaugenmerk werden wir darauf legen, Prozesse effizient und zuverlässig zu gestalten. Geschäftsbereiche, in denen ein solcher Fortschritt nicht erreicht werden kann, werden wir gegebenenfalls veräußern", sagte Brudermüller, der kürzlich angekündigt hatte, das Bauchemiegeschäft auf den Prüfstand zu stellen.

rtr