Spekulationen über einen möglichen Pharmadeal treiben den einstigen Impfstoffpionier an – die Aktie springt zweistellig, Anleger hoffen auf ein Comeback.

Als der Name Moderna 2020 zum Synonym für wissenschaftlichen Triumph wurde, stand das Biotech-Unternehmen aus Cambridge, Massachusetts, an der Spitze einer globalen Hoffnung: mRNA-Technologie als Waffe gegen Covid-19. Fünf Jahre später ist von diesem Glanz wenig geblieben. Die Aktie hat seit den Pandemie-Höchstständen über 90 Prozent verloren, der Umsatz ist eingebrochen, und nun scheint das Unternehmen selbst zum Übernahmekandidaten geworden zu sein.

Nach einem Bericht des Fachportals Stat News steht Moderna derzeit mit mindestens einem großen Pharmakonzern in „Gesprächen von erheblichem Umfang“. Ob es sich um eine komplette Übernahme oder eine strategische Partnerschaft handelt, ist offen. Sicher ist nur: Die Märkte reagierten sofort – die Aktie legte gestern um fast 14 Prozent zu und notierte zuletzt bei rund 28 US-Dollar. Seit Jahresbeginn bleibt allerdings ein Minus von 32 Prozent. 

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Vom Pandemie-Gewinner zum Sorgenkind

Während Moderna im Jahr 2022 noch Rekorderlöse von 19,3 Milliarden Dollar verbuchte, sind die Umsätze inzwischen dramatisch geschrumpft. 2024 waren es nur noch 3,2 Milliarden, und auch 2025 läuft es schleppend. Im zweiten Quartal sank der Umsatz auf 142 Millionen Dollar – weniger als ein Zwölftel des Werts zur Pandemiezeit. Der Rückgang der Corona-Impfungen, politische Widerstände unter der US-Regierung von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. sowie der ausbleibende Nachschub an neuen Blockbustern haben das Unternehmen tief in die Defensive gedrängt.

Zwar versucht Moderna, sein Portfolio breiter aufzustellen – mit Impfstoffen gegen RSV, Grippe und verschiedenen Krebsarten. Doch die Pipeline ist teuer. Das Unternehmen verbrennt weiter Kapital, um Forschungsprogramme voranzutreiben, die frühestens in einigen Jahren nennenswerte Umsätze liefern könnten.„Unter beispiellosen Umständen haben wir uns bewusst entschieden, in Forschung und Entwicklung zu investieren“, erklärte Unternehmenssprecher Chris Ridley. Noch 2025 sollen drei neue Produkte zur Zulassung eingereicht werden – darunter mehrere in der Onkologie. Doch bisher bleibt der Durchbruch aus.

Übernahme oder Rettungsanker?

Die Spekulationen über ein mögliches „großes Geschäft“ nähren sich auch aus Modernas Lage auf dem Kapitalmarkt. Mit einem Börsenwert von rund 11 Milliarden Dollar ist das Unternehmen für Big-Pharma-Größen wie Pfizer, Merck oder Sanofi kein zu großer Brocken. Branchenkenner sehen zwei denkbare Szenarien: Entweder ein Komplettverkauf, oder eine strategische Allianz, bei der Moderna seine mRNA-Kompetenz einbringt, während der Partner die Produktions- und Vertriebskraft liefert.

Analysten von Bloomberg Intelligence halten einen vollständigen Buyout allerdings für unwahrscheinlich. Der wichtigste nicht-Covid-Wirkstoff, mRNA-4157, befindet sich bereits in Partnerschaft mit Merck in der Entwicklung. Realistischer sei, dass Moderna sich über eine neue Kooperation finanziellen Spielraum verschaffe – etwa durch eine Beteiligung an seinem Onkologie-Portfolio oder eine Co-Entwicklung im Impfstoffbereich.

Zwischen Hoffnung und Realität

Für Anleger bleibt Moderna ein Widerspruch: Auf der einen Seite eine einzigartige mRNA-Plattform mit Potenzial in Dutzenden Krankheitsfeldern – von Grippe über Krebs bis seltene Autoimmunstörungen. Auf der anderen Seite eine Firma, deren Cashflows versiegt sind und deren Pandemie-Goldgrube sich als vergänglich erwiesen hat.

Eine Partnerschaft mit einem finanzstarken Pharmariesen könnte Moderna die Zeit und Mittel verschaffen, um diese Vision weiterzuverfolgen – ohne an den Kapitalmärkten um Vertrauen kämpfen zu müssen. Eine Übernahme hingegen würde den einstigen Hoffnungsträger endgültig in ein neues Kapitel zwingen: weg vom Aufbruch einer Biotech-Ära, hin zu einem weiteren Baustein im Imperium eines globalen Konzerns.

Noch kommentiert Moderna die Gerüchte nicht. Aber die Richtung ist klar: Nach Jahren des Rückzugs braucht das Unternehmen dringend neue Energie – ob sie nun aus Cambridge selbst kommt, oder aus den Kassen eines größeren Partners.

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Moderna Inc (WKN: A2N9D9)

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