Diese Tech-Aktie enttäuscht trotz "KI-Boom" und großer Auftragspipeline – warum der Kurs jetzt kräftig unter Druck steht.

Oracle zählt seit Jahren zu den zentralen Profiteuren des weltweiten Trends zu Cloud-Diensten und künstlicher Intelligenz. Doch die am 10. Dezember 2025 präsentierten Geschäftszahlen sorgten für Ernüchterung: Trotz voller Auftragsbücher, intensiver Nachfrage nach KI-Infrastruktur und wachsender Rechenzentrumsnetze reagierten die Märkte heftig. Die Aktie fiel nachbörslich zweistellig – und die Diskussion um eine mögliche Überhitzung im KI-Sektor („KI-Blase“) gewinnt durch die Reaktion neue Dynamik.

Oracles Quartalszahlen enttäuschen, Marktvertrauen sinkt

Oracle erzielte im jüngsten Quartal rund 16,1 Milliarden US-Dollar Umsatz, blieb damit ganz knapp (-0,83 Prozent) unter den Erwartungen der Analysten. Der Kurs brach im erweiterten Handel jedoch um über zehn Prozent ein. Zwar legten die RPO (Remaining Performance Obligations, also die vertraglich zugesagte, aber noch nicht realisierte Umsätze) deutlich zu, doch diese wirken erst zeitversetzt in den kommenden Quartalen ertragssteigernd. Da an der Börse eigentlich immer die Zukunft und nicht die Vergangenheit gehandelt wird, kann der von Oracle bekannt gegebene Umsatz, der beinahe die Schätzungen der Analysten getroffen hat, an sich isoliert betrachtet nicht die Erklärung für den Kurssturz sein. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass Oracle gleichzeitig die Analystenschätzungen beim Gewinn pro Aktie um 37,8 Prozent übertroffen hat.

Vielmehr dürfte den Investoren einerseits auf den Magen geschlagen haben, dass Oracle gleichzeitig stark steigende Investitionen in KI-Rechenzentren angekündigt hat, was kurzfristig Margen, Cashflow und Kapitalstruktur (zunehmende Verschuldung!) belasten wird.

Andererseits muss man sich auch bewusst sein, dass in Fachkreisen seit geraumer Zeit verstärkt diskutiert wird, ob der KI-Boom in Teilen einer spekulativen Übertreibung (KI-Blase) ähnelt: Die hohe Erwartungshaltung an KI-Plattformen steht bislang nur begrenzten realisierten Umsätzen gegenüber. Diese schon vor der Veröffentlichung der neuesten Geschäftszahlen von Oracle geführte Diskussion hat wohl bei vielen Anlegern zu einer (Hyper-)Sensibilisierung für die Thematik „Umsatzzahlen“ geführt – minimale Verfehlungen bei Umsatzzahlen führen bei Techwerten werden daher derzeit leicht zu besonders empfindlichen Kurseinbrüchen. 

KI-Geschäft von Oracle wächst, aber der Ausbau verlangt enorme Vorleistungen

Oracle gewinnt im Infrastruktur- und Datenbankgeschäft zwar weiter Marktanteile, doch das Wachstum verläuft weniger dynamisch als erhofft, weil umfangreiche KI-Großprojekte in mehreren Phasen umgesetzt werden und zunächst grosse technische Kapazitätsaufbauten erfordern. Der Ausbau globaler Rechenzentrumsflächen führt zudem dazu, dass sich Investitionen und Ertragswirksamkeit zeitlich entkoppeln. Das verstärkt die Quartalsvolatilität – obwohl die RPOs eine solide langfristige Nachfragebasis bestätigen. 

Hohe Bewertung, steigende Kosten und größere Verschuldung bei Oracle – Anleger müssen jetzt genauer hinsehen

Mit einem KGV von gut 51 bleibt die Aktie ambitioniert bewertet. Das verpflichtet Oracle für die nächsten Quartale, die enormen Infrastrukturinvestitionen rasch in profitables Wachstum umzusetzen, um das Vertrauen der Anleger nicht zu verlieren. Doch der steigende Investitionsbedarf erhöht das Risiko, dass sich der Gewinnpfad langsamer entwickelt als derzeit von einigen erhofft. Und: die CDS-Spreads (Credit Default Swaps) für Oracle Corp. sind bereits vor der Veröffentlichung der Geschäftszahlen vom 10. Dezember 2025 deutlich gestiegen.

Warum die Entwicklung bei den Oracle-Anleihen für Aktionäre relevant ist

Ein steigender CDS-Spread bedeutet, dass Anleihengläubiger mehr bezahlen müssen, um sich gegen einen Kreditausfall von Oracle abzusichern, weil der Markt das Risiko als zunehmend einschätzt. Im Klartext bedeutet dies: Es gibt Markt-Sorgen um die Kreditqualität und Kapitalstruktur von Oracle. Hintergrund ist, dass die Finanzierung des starken KI- und Datenzentrums-Ausbaus sehr kapitalintensiv ist und Oracle dafür erhebliche Schulden aufgenommen hat. Will Oracle seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen, ist die Unternehmung de facto dazu verdammt, die angenommenen zukünftigen Erträge auch tatsächlich schnell genug zu realisieren. 

Fazit:

Für den weiteren Kursverlauf der Oracle-Aktie (ISIN: US68389X1054) bleibt somit entscheidend, wie schnell der Konzern aus den laufenden KI-Projekten substanzielle Erträge generieren kann. Mutige, aber nicht waghalsige Anleger können sich daher überlegen, ab einem Schlusskurs von mindestens 240 US-Dollar gestaffelt wieder einzelne kleinere Positionen bei der Oracle-Aktie aufzubauen und auf einen positiven Newsflow in den nächsten Quartalen zu spekulieren.

Anleger, die nicht auf Einzelaktien setzen wollen, werden vermutlich mit dem "Künstliche Intelligenz Index" glücklicher.

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