Der Höhenflug des Bitcoins wurde zuletzt jäh beendet. Von fast 65.000 US-Dollar fiel er auf knapp 48.000 Dollar. Mehrere Faktoren haben den Bitcoin unter Druck gebracht. Die US-Regierung will die Kapitalertragsteuern auf Gewinne mit Aktien und Kryptowährungen erhöhen. Zudem hat die Türkei die digitalen Währungen verboten und überdies kocht in dem Land auch noch ein Skandal hoch. Der Besitzer einer Kryptoplattform hat diese geschlossen und sich mit dem Geld der Anleger aus dem Staub gemacht. Auch Indien plant ein Gesetz, um Kryptowährungen zu verbieten, da dort die Spekulation damit ausufert.

Diese Unsicherheiten führten zu einer Korrektur. Inzwischen legt der Bitcoin aber wieder zu. Schnell fanden sich auf dem erniedrigten Niveau wieder neue Käufer. Die Hausse scheint noch nicht beendet. Die DZ Bank hält einen Kurs von 105.000 Dollar für möglich, wenn der Bitcoin vom Tiefpunkt nach der letzten Baisse prozentual genauso weit klettert wie in der Superhausse 2017. Damals stieg er vom Tief um mehr als 1600 Prozent. Genauso rasch kann es aber zu einem Absturz kommen, da die Kryptowährung hochspekulativ ist.

Inflationsangst treibt Bitcoin

Vieles spricht dafür, dass die Lust der Investoren auf den Bitcoin erst einmal anhält. Die Notenbanken drucken seit der Finanzkrise enorme Mengen an Geld, zuletzt noch beschleunigt durch die Pandemie. Zusätzlich ist die Fiskalpolitik der Regierungen sehr expansiv. Das erhöht die Angst vor Inflation.

Der Bitcoin stellt hier eine Alternative dar, weil damit schnell und sicher Finanztransaktionen außerhalb des bestehenden Finanzsystems getätigt werden können. Behörden wie die Notenbanken, die Einfluss auf die Geldmenge nehmen, existieren nicht. Im Gegenteil verhindert die im Algorithmus vorgegebene Obergrenze von rund 21 Millionen Bitcoin-Einheiten inflationäre Tendenzen. Das ermutigt besonders junge Leute, die Kryptowährung als "digitales Gold" zu betrachten und sich zu engagieren. Eine Umfrage der Investmentgruppe Charles Schwab in Großbritannien untermauert das: 51 Prozent der 18- bis 37-Jährigen kaufen Kryptowährungen, aber nur 25 Prozent Aktien.

Allerdings ist deren direkter Erwerb über sogenannte Kryptobörsen nicht einfach und erfordert technisches Verständnis und IT-Wissen. Das stört viele Anleger, die deswegen Finanzprodukte vorziehen, die einfach zu kaufen sind und die Entwicklung des Bitcoin-Kurses abbilden. Um diese Nachfrage der Anleger zu befriedigen, haben mehrere Finanzhäuser zuletzt ETCs auf den Bitcoin emittiert oder stehen kurz vor deren Einführung in Deutschland.

Für die Unkompliziertheit nehmen sie aber Nachteile in Kauf. So können ETCs nur zwischen acht und 22 Uhr gehandelt werden, während Bitcoin-Trades an den Kryptobörsen auch nachts weitergehen. Bei den teilweise heftigen Bewegungen der Devise kann das Performance kosten. "Einen ETC kann der Anleger auch nicht mitnehmen. Beim Besitz physischer Bitcoins reicht es dagegen in Krisenzeiten, sich einen Code mit 24 Zahlen zu merken, um nach Grenzübertritten an sein Geld zu kommen", sagt Dirk Röder, Führungskraft beim IT-Unternehmen MaibornWolff.

Unterschiede bei der Besteuerung

Auch steuerlich kann ein ETC weniger Freude bereiten. Erzielen Anleger damit Gewinne, müssen sie in der Regel 25 Prozent Kapitalertragsteuer plus Solizuschlag bezahlen. Bei einer Direktanlage in Bitcoins sind Erträge nach einem Jahr steuerfrei. Wird jedoch innerhalb von zwölf Monaten verkauft, kann der ETC günstiger sein, weil Erträge bei physischen Bitcoins dann mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern sind, der meist höher als 25 Prozent ist.

Außerdem gab es an Kryptobörsen bereits Betrugsfälle, bei denen Anleger ihr Geld verloren. Beim Kauf über ETCs ist das in der Regel ausgeschlossen.

Wer sich zum Erwerb eines ETCs entschließt, sollte ein paar Dinge beachten. So unterscheidet sich die Managementgebühr zum Teil beträchtlich. "Wegen der hohen Volatilität spielen die jährlichen Gebühren aber nur eine untergeordnete Rolle", gibt Laurent Kssis, Vorstandsmitglied beim Schweizer ETP-Anbieter 21Shares, zu Bedenken. Viel wichtiger sei es, auf den Spread, die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs zu schauen, da dieser bei den Anbietern stark schwanken kann.

Bitcoin-ETCs im Kursteil gelistet

"Auch Infos zum Emittenten sollten eingeholt werden, da ETCs anders als ETFs im Insolvenzfall kein Sondervermögen sind", warnt Kssis. Der Großteil der Anbieter sind keine Banken, sondern hierzulande oft wenig bekannte Anbieter aus dem Ausland. Anzuraten ist neben dem Besuch der Website, sich Prospekt und Produktbedingungen anzusehen sowie eine Recherche im Internet. Von Vorteil ist auch, wenn der Anbieter von der deutschen Finanzaufsichtsbehörde zugelassen wurde.

Wichtig ist überdies, dass der ETC physisch vollständig mit Bitcoins besichert ist, und diese unabhängig vom Emittenten in einer Zweckgesellschaft verwahrt werden. Ein unabhängiger Treuhänder sollte dort die Anlagegelder überwachen. So wird verhindert, dass Anleger Geld verlieren, wenn der Anbieter pleitegeht. Nur wenige Emittenten offerieren auch die physische Auslieferung der Bitcoins an die Anleger. Das ist in der Regel mit Kosten verbunden.

Die ETCs sind vorwiegend dafür konstruiert, damit am Markt zu handeln. Die Rückgabe der ETC-Anteile an den Emittenten ist die Ausnahme und kostet Gebühren. Meistens wird der Nettoinventarwert der Bitcoins dann in bar erstattet, nur wenige Anbieter offerieren die Auszahlung in Bitcoins. Dafür benötigt der Investor Wallet (digitale Brieftasche) und Code (Private Key).

Vier Anbieter offerieren aktuell Bitcoin-ETCs (siehe Tabelle), zwei weitere (Iconic und CoinShares) kommen in Kürze auf den deutschen Markt. Bei allen sind die Bitcoins in einer Zweckgesellschaft mit unabhängigem Treuhänder ausgelagert. Die Notierungen ausgewählter Kryptoprodukte finden Leser zusammen mit Rohstoff-ETCs ab sofort auch im Kursteil.