Zuletzt ging es beim DAX wild hin und her. Immer wenn man dachte, nun kommt der Ausbruch oder jetzt kommt die Korrektur, dann machte er das genaue Gegenteil. Warum die Aktienrallye jetzt aber wirklich so richtig losgehen kann.

Die Ausgangslage für neue DAX-Rekorde scheint vielversprechend. Da sich die Inflation in den USA abkühlt und das Wachstum stabil bleibt, werden die Anleger immer optimistischer. Die anrollende Gewinnsaison für das zweite Quartal sollte Strategen zufolge der Aktienrally noch mehr Antrieb verleihen. "Die Stimmung an den Börsen ist exzellent", sagt Thomas Altmann von QC Partners. "Die Rückeroberung der 16.000 hat für neuen Schwung gesorgt."

In der alten Woche legte der Dax über drei Prozent zu und stand am Freitagnachmittag bei 16.090 Punkten - noch 337 Zähler von seinem bisherigen Allzeithoch entfernt. Der deutsche Leitindex steuerte damit auf seinen größten Wochengewinn seit dreieinhalb Monaten zu.

Die nachlassende Teuerung lässt Börsianer fest damit rechnen, dass die Notenbank Fed die Zinsen über die für die Sitzung Ende Juli signalisierte Erhöhung um einen Viertel Prozentpunkt hinaus vorerst nicht weiter anheben wird. "Die Anleger gehen sogar noch einen Schritt weiter und setzen darauf, dass die Fed bald Entspannungssignale hinsichtlich ihrer weiteren Geldpolitik aussenden wird", sagt Jochen Stanzl, Analyst vom Broker CMC Markets. Der Markt preise die erste Leitzinssenkung nun schon für den Januar 2024 ein, zwei Monate früher als noch vor ein paar Tagen.

DAX-Chartanalyse: Bald 17.000 Punkte?

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DAX

Vor zwei Wochen sah es gut beim DAX für neue Rekorde aus. Doch es kam anders: Der Index entschied sich für eine Korrektur aufgrund von weltweiten Zinssorgen. Doch nun schaffte es der Index in dieser Woche wieder spielend leicht über die blaue Trendlinie und auch über die gelbe 50-Tage-Linie. Weil die Korrektur auch mit der Überwindung des 0,618er Fibonaccis-Levels beendet ist, kann der DAX nun sogar bis auf 17.000 Punkte steigen.

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DAX 17.000

Die Bilanzssaison kommt ins Rollen

Entscheidend für die weitere Richtung an den Aktienmärkten seien aber die Unternehmensergebnisse, sagt Sven Streibel, Aktienstratege der DZ Bank. Diese haben die Kurse auf beiden Seiten des Atlantiks in diesem Jahr bisher maßgeblich getrieben. "Das Anlegervertrauen ist in der breiten Unternehmenslandschaft aber noch nicht richtig angekommen", sagt Streibel. "Lassen die globalen Konjunktursorgen endlich nach, könnten weitere Kursgewinne folgen." So dürften die Wall-Street-Banken für das zweite Quartal höhere Gewinne ausweisen, da steigende Zinszahlungen einen Rückgang bei der Geschäftsabwicklung ausgeglichen haben sollten. Mit Bank of America und Morgan Stanley werden am Dienstag zwei Platzhirsche ihre Bücher öffnen, am Mittwoch folgt Goldman Sachs. Auch in anderen Branchen nimmt die Bilanzsaison Fahrt auf: Streaming-Riese Netflix legt ebenfalls am Mittwoch vor, ebnso wie IBM.

Einen Vorgeschmack auf die Quartalssaison bekommen Sie hier: BlackRock, J.P. Morgan & Co. - So starten die Banken in die entscheidende Berichtssaison

Bei den europäischen Unternehmen stehen unter anderem Novartis (Dienstag), Volvo und K+S-Konkurrent Yara (beide Mittwoch) in den Startlöchern. Am Donnerstag folgen Givaudan, Publicis und der Softwarekonzern SAP. Im Mai hatten die Walldorfer ihre mittelfristigen Ziele teilweise angehoben. Die Erwartungen für die Cloud-Erlöse, dem Wachstumstreiber der vergangenen Jahre, schraubte SAP allerdings etwas zurück, weswegen Anleger auf diese Kennziffer besonders achten dürften.

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(Mit Material von Reuters)