Die Banken-Branche kommt nicht zur Ruhe. Kaum ist der Schock um die Silicon Valley Bank (SVB) ein wenig verdaut, sorgt die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) für blasse Gesichter bei den Anlegern. Immer mehr Sparer verlassen die Bank, die dadurch weitere Probleme bekommt. CS-Aktien brechen um 28 Prozent auf ein Rekordtief von 1,61 Franken ein.

Die Verkäufe verstärkten sich am Vormittag, nachdem bekannt wurde, dass die angeschlagene Investmentbank Credit Suisse nicht auf weitere Hilfe der Saudi National Bank bauen kann. Der Chairman der saudischen Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, hat in einem Interview mit Bloomberg TV zusätzliche Unterstützung auf Nachfrage kategorisch ausgeschlossen. Dafür gebe es vielerlei Gründe – nicht nur juristische und regulatorische.

Die staatliche Saudi National Bank hatte die Credit Suisse Ende 2022 mit einer Kapitalspritze gestützt und hält seit dem knapp zehn Prozent der Aktien. Damit sind die Saudis größter Aktionär bei der CS. Ein größerer Anteil sei aufgrund der Regeln ausgeschlossen. Zweitgrößter Aktionär ist der staatliche katarische Investmentfonds Qatar Investment Authority (QIA), der fast sieben Prozent der Anteile hält.

Allerdings wurden positivere Äußerungen Al Khudairys auf einer Finanzkonferenz im saudischen Riaydh von Börsianern ausgeblendet. So zeigte er sich etwa zufrieden mit den Restrukturierungs-Plänen der Credit Suisse. Zudem äußerte er sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters davon überzeugt, dass die Investmentbank kein weiteres Geld benötigen werde. Die Kapitalquoten sähen weiterhin gut aus.

Den Kurssturz kann das heute nicht verhindern. Bis auf 1,61 Schweizer Franken sackt die CS-Aktie zur Mittagszeit ab. Allein im noch jungen Jahr haben die Aktien damit mehr als zwei Drittel an Wert verloren. 2007 hatten sie noch mehr als 90 Franken gekostet.

Credit Suisse (WKN: 876800)

Weitere Bank-Aktien taumeln abwärts

Dem Abwärtstrend folgen auch die Titel des Schweizer Konkurrenten UBS Group mit mehr als sieben Prozent Minus. Zeitgleich geht es für den kompletten europäischen Bankensektor bergab: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks verlor zuletzt über sechs Prozent auf ein erneutes Tief seit Anfang Januar. Sein Jahresplus schrumpfte damit auf drei Prozent.

Während die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank ihre Verluste auf mehr als neun bzw. acht Prozent ausweiteten, ging es vor allem für französische Banken wie BNP Paribas und Société Générale noch stärker abwärts. Bei letzteren wurden der Handel wegen zu hoher Volatiliät zeitweilig unterbrochen.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finma gaben eine Stellungnahme zur Lage der Großbank ab. Die SNB wird im Bedarfsfall der CS Liquidität zur Verfügung stellen.

Anleger machen sich im internationalen Finanzsektor seit Tagen schon große Sorgen, ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Analystin Beata Manthey von der US-Bank Citigroup etwa warnte vor weiteren kurzfristigen Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch üppig engagiert seien.

So gelten Banken als Profiteure der Zinswende, da ihnen höhere Leitzinsen zugutekommen. Entsprechend stark hatten Investoren seit Monaten auf die Branche gesetzt.

Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich nunmehr die Frage, wie die EZB am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids ihre zukünftige Geldpolitik kommuniziert – in einem Finanzmarkt-Umfeld, das "durch die ersten großen Banken-Zusammenbrüche in den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress steht. Hier werden die Investoren ganz genau hinhören".

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(Mit Material von dpa-AFX)