Daimler hatte gewarnt. Im Risikobericht seiner vergangenen Geschäftsberichte hatte der Konzern die Gefahr einer Hausdurchsuchung genannt. Grund: gegen den Konzern wird in den USA von zahlreichen Behörden ermittelt und seit März untersucht auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft, ob der Konzern die Abgaswerte seiner Dieselmotoren manipuliert hat.

Der wirtschaftliche Schaden, der Daimler im Falle eines Betruges ins Haus stünde könnte beträchtlich sein. Der Autohersteller selbst schreibt, "Daimler könnte zu erheblichen Geldstrafen" verpflichtet sein, was "erhebliche nachteilige Auswirkungen auf unsere Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage haben könnten", so der Konzern. Seit Bekanntwerden der Razzia am gestrigen Dienstag gab der Kurs des Dax-Unternehmens bisher rund drei Prozent nach.

Unter Experten sorgt das Aufgebot der Polizei bei der Razzia für Überraschung und Sorge. Für den Duisburger Uni-Professor Ferdinand Dudenhöffer ist angesichts der umfassenden Ermittlungen bei Daimler, Fiat, Renault sowie weiteren Autoherstellern längst klar, dass VW nicht das einzige schwarze Schaf der Branche ist. Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch-Gladbach wiederum sieht durch die Razzia einen Imageschaden wie ihn bereirts VW nun auf Daimler zukommen. Daimler selbst äußerte sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen bisher nur sehr knapp zu der Durchsuchung. Die Stuttgarter verwiesen jedoch darauf, dass man "vollumfänglich" mit den Behörden kooperiere. Gegen Vorstände des Autobauers wird laut einer mit den Untersuchungen vertrauten Personen nicht ermittelt.

Trotz der zahlreichen besonders in den USA gegen den Konzern laufenden Untersuchungen wurde Daimler bisher keine Abgas-Manipulationen, auch wenn Umweltorganisationen sowie US-Anwälte diesen Vorwurf erheben. Daimler erklärt hingegen, sich an geltendes Recht zu halten und verwies auf Untersuchungen des Kraftfahrtbundesamtes, die 2016 nur einen freiwilligen" Rückruf zur Folge hatten.

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Einschätzung der Redaktion



VW hat der Dieselskandal bisher 22,6 Milliarden Euro gekostet. Ob Daimler ein Schaden in ähnlicher Höhe droht, ist heute reine Spekulation. Gleichzeitig läuft es für den Autokonzern operativ bisher bestens. Die Absatzzahlen steigen von Monat zu Monat während Milliarden in die Entwicklung von Elektrofahrzeuge investiert wird. Daimler rechnet jedoch damit, dass 2025 maximal 25 Prozent der eigenen Fahrzeugflotte Elektroautos sind. Daher wird auch die Entwicklung des Dieselmotors weiter vorangetrieben. Trotz der E-Mobilitätsoffensive und der Arbeit an neuen Dieseln die noch weniger Emissionen verursachen, wird Daimler ein Imageschaden aus den Ermittlungen bleiben. Wegen der Risiken drängt sein ein Kauf der Aktie zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr auf. Solange die Ermittlungen anhalten dürfte der Kurs kaum steigen. Daher sinkt unser Kursziel. Ein Verkauf erscheint allerdings ebenfalls übereilt. Wir stufen die Aktie auf Beobachten herab und ziehen den Stoppkurs nach.

Kursziel: 75,00 Euro

Stoppkurs: 60,00 Euro