"Die russische Wirtschaft war schon vor der Krise in einer schwierigen Phase und ist jetzt weiter beeinträchtigt. Das wirkt sich auf den russischen Pkw-Markt aus und damit auch auf Daimler." Dennoch steht Zetsche schärferen Sanktionen gegen Russland - für den Stuttgarter Autohersteller noch ein kleiner aber nicht unwichtiger Markt - nicht ablehnend gegenüber: "Es gilt ganz klar das Primat der Politik. Die Wirtschaft hat sich auf die Bedingungen einzustellen, die die Politik setzt - unabhängig von den direkten Konsequenzen", sagte der Manager.

Daimler fährt seit 2013 eine Modelloffensive. Vor allem die neue S-Klasse, die rentabelste Mercedes-Nobellimousine, und die aufgehübschte E-Klasse spülen Geld in die Kasse. So kletterte im zweiten Quartal der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem laufenden Geschäft um zwölf Prozent auf 2,46 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz legte um sechs Prozent auf 31,5 Milliarden Euro zu. Im ersten Halbjahr lieferte die Marke mit dem Stern 808.000 Autos aus, soviel wie nie zuvor. Bis 2020 will sich der jahrzehntelang unangefochtene Premium-Marktführer wieder vor BMW und Audi schieben. "Außerhalb Chinas verkaufen wir deutlich mehr Autos als Audi und fast so viele wie BMW", sagte Zetsche. "Es hängt also davon ab, wie schnell wir in China aufholen."

Am härtesten umkämpft ist nach Ansicht Zetsches aber der deutsche Markt. "Da fragen wir uns manchmal, ob die Krone des Marktführers in der Heimat wirklich jeden Preis wert ist." Der Konzern-Chef machte deutlich, dass Daimler die Listenpreise für einen Neuwagen halten und die Rabatte zurückfahren wolle. "Ein Mercedes muss die Kunden so begeistern, dass sie bereit sind, dafür einen höheren Preis zu bezahlen."

MAGAZIN - RABATTE AUF NEUWAGEN STEIGEN

Unterdessen nehmen laut "Focus" die Preisnachlässe beim Kauf eines neuen Autos zu, obwohl in Deutschland in diesem Jahr bislang 2,4 Prozent mehr Neuwagen an den Kunden gebracht wurden als im Vorjahr. Immer mehr Hersteller oder Vermieter ließen Fahrzeuge auf eigenen Namen zu, um dann hohe Preisnachlässe zu gewähren, berichtete das Magazin unter Berufung auf das CAR-Center der Universität Duisburg-Essen. Das Geschäftsmodell umfasse im ersten Halbjahr 40 Prozent aller Zulassungen, vor vier Jahren habe der Anteil der Eigenzulassungen noch bei 36 Prozent gelegen. Die Hersteller gewährten zudem selbst auf komplett neue Wagen hohe Rabatte. So sei etwa ein Fiat Punto derzeit für 36 Prozent unter dem Listenpreis erhältlich, schrieb das Magazin.

Reuters