Analysten hatten bei Daimlers nach einer Gewinnwarnung wegen des schwachen Lkw-Geschäfts mit einem Ergebnisrückgang gerechnet. Unternehmenskreisen zufolge lagen die Schätzungen im Schnitt zuletzt eine halbe Milliarde Euro niedriger als die tatsächlichen Zahlen, so dass Daimler die vorläufigen Ergebnisse veröffentlichen musste. Diese ließen die Anleger zugreifen: Am Morgen kletterten die Daimler-Aktien um 4,4 Prozent auf 57,69 Euro und waren damit größter Dax -Gewinner.

Mercedes-Benz Vans verdoppelte den bereinigten Betriebsgewinn nahezu auf 462 Millionen Euro. Die lange Zeit schwache Bussparte verdiente mit 89 Millionen Euro von April bis Juni rund 30 Millionen Euro mehr als vor Jahresfrist. Auch die Finanzsparte Daimler Financial Services erhöhte den bereinigten Betriebsgewinn auf 479 (445) Millionen Euro.

PKW UND TRUCKS KOMMEN NICHT VOM FLECK



Das Pkw-Geschäft litt unterdessen weiter unter der Flaute wegen des Modellwechsels beim Oberklassewagen E-Klasse, dem wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns. Das neue Modell kommt gerade erst auf den Markt. Hohe Anlaufkosten schlagen zu Buche, und die aktuelle Generation muss mit Rabatten verkauft werden. Trotz des Rekordabsatzes verdiente die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars im zweiten Quartal mit 2,21 Milliarden Euro etwas weniger als im Vorjahr.



Im Lkw-Geschäft belastet der schwache Markt in Nordamerika, Brasilien und im Nahen Osten. Der bereinigte Betriebsgewinn ging hier im zweiten Quartal auf 661 (Vorjahr: 717) Millionen Euro zurück.

RECHTSKOSTEN BELASTEN



Das unbereinigte Vorsteuerergebnis wird unterdessen deutlich von Sonderfaktoren belastet. Unter dem Strich schlagen hier 720 Millionen Euro zu Buche. Das meiste davon - wie etwa die Kosten für den Rückruf von Takata-Airbags und Restrukturierungen des Händlernetzes und bei Daimler Trucks - war schon bekannt. Überraschend kam jetzt eine Rückstellung von 400 Millionen Euro für Rechtskosten hinzu, deren Grund das Unternehmen nicht nannte.

Arndt Ellinghorst vom Analysehaus Evercore ISI vermutete, es könne sich um Vorsorge für die bevorstehende Geldbuße der EU wegen des Lkw-Kartells oder um Kosten im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal handeln. Autokäufer in den USA verklagten den Stuttgarter Konzern auf Schadensersatz, weil die Stickoxid-Werte von Diesel-Fahrzeugen die zulässigen Werte angeblich zeitweise stark überschreiten.

Auf Geheiß des US-Justizministeriums muss der Autobauer seine Abgasmessung überprüfen. Daimler wies bisher alle Vorwürfe zurück. "Wenn das etwas mit Diesel zu tun hat, wäre der Markt besorgt", erklärte Analyst Ellinghorst.