Daimler steht in der Kritik von Umweltschützern wegen hoher Stickoxid-Werte, die Experten im Straßenbetrieb bei der C-Klasse gemessen hatten. Die Deutsche Umwelthilfe reichte deshalb Klage gegen Mercedes-Benz wegen falscher Werbeaussagen ein. Auch in den USA gibt es entsprechende Sammelklagen und eine Prüfung der Umweltbehörde EPA. "Diese Vorwürfe weisen wir entschieden zurück", sagte Zetsche. Der Konzern werde sich dagegen mit allen rechtlichen Mitteln verteidigen.

Volkswagen hat zugegeben, bei elf Millionen Autos weltweit eine illegale Software zur Manipulation der Abgaswerte auf dem Prüfstand eingesetzt zu haben. Daimler erklärte höhere Messwerte bei seinen Fahrzeugen damit, dass bei kühlen Außentemperaturen zum Motorschutz die Abgasreinigung gedrosselt wird. Nach Ansicht des Konzerns ist diese Steuerung nach den Vorschriften zur Emissionssenkung in Ausnahmen zulässig. Höhere Abgaswerte auf der Straße im Vergleich zum Prüfstand sind üblich und von der bisherigen Gesetzeslage gedeckt. Doch soll die große Abweichung zwischen Labor und Alltagsbetrieb in der EU mit dem ab 2017 geltenden neuen Testverfahren RDE stark verringert werden. Daimler hält das Problem mit seiner neuen Generation Diesel-Motoren, in die der Konzern 2,6 Milliarden Euro investiert, für gelöst. Der erstmals jetzt in der neuen E-Klasse zum Einsatz kommende Motor erfülle die neuen Vorgaben, sagte Zetsche. Gegenüber seinem Vorgänger soll er 80 Prozent weniger Stickoxid ausstoßen.

BELASTUNG IM ERSTEN QUARTAL



Rund zwei Drittel aller in Europa verkauften Pkw haben einen Diesel-Motor. Die Diskussion um die Abgaswerte ist bei Daimler an den Verkaufszahlen allerdings nicht ablesbar. Im ersten Quartal stieg der Absatz von Mercedes und Smart gegenüber dem Vorjahreszeitraum insgesamt um 13 Prozent auf knapp 519.000 Fahrzeuge, ein neues Rekordhoch. Dennoch schlug Zetsche nach dem Rekordjahr 2015 zum ersten Quartal vorsichtige Töne an. Mehrere Faktoren hätten das Wachstum von Januar bis März beeinträchtigt. Der Absatz von Kompaktwagen wie der A- und B-Klasse stieg zwar fast um ein Viertel, doch pro Auto fällt hier relativ wenig Gewinn ab. Der Anlauf der neuen E-Klasse sorge zunächst für hohe Kosten und werde erst im zweiten Halbjahr mehr zum Ergebnis beitragen. Das Nutzfahrzeuggeschäft, das ein Viertel zum Umsatz beisteuert, leidet unter sinkender Nachfrage an Kernmärkten. Das zweite Halbjahr werde wie in der Vergangenheit deutlich besser laufen als das erste, versicherte Zetsche. "Alle Anzeichen sprechen dafür, dass auch 2016 ein gutes Jahr für Daimler wird."

Für Diskussionen sorgte auf der Hauptversammlung die Erneuerung des Mandats von Aufsichtsratschef Manfred Bischoff. Er soll fünf Jahre weitermachen, obwohl er die Altersgrenze von 72 Jahren gerade schon überschritten hat. Die Regel in der Satzung lässt das zu. Aktionäre machten sich Sorgen, Bischoff könne nicht immer so gesund und agil bleiben wie jetzt mit seinen 73 Jahren. Der Aufsichtsratschef versicherte, bei Anzeichen des Altersverfalls werde er den Vorsitz "in geistig frische Hände" legen. Seine Wiederwahl stellt eine Weiche für den schon länger als ausgemacht geltenden Plan: Vorstandschef Zetsche soll bis Ende 2019 weitermachen und nach einer Karenzzeit von zwei Jahren Bischoffs Posten als oberster Kontrolleur übernehmen. Als Zetsches Nachfolger gilt der jetzige Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius. Ab 2017 soll er sich als neuer Entwicklungschef für den Spitzenjob warm laufen.

Reuters