"Die mangelnde Reaktion des Marktes deutet darauf hin, dass diese Entscheidung wahrscheinlich allgemein erwartet wurde, und vielleicht liegt die eigentliche Herausforderung jetzt in der Produktion und dem Tempo der Markteinführung der Zweifach-Impfung", sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Der Dax gab bis zum Nachmittag 0,7 Prozent auf 13.292 Punkte nach. Der EuroStoxx50 verlor 0,4 Prozent auf 3510 Zähler. Auch an der Wall Street ging es abwärts, nachdem im November weniger Stellen in der Privatwirtschaft geschaffen wurden als erwartet. Weiter nach oben dürfte es hingegen für Aktien von BiontechPfizer gehen. In Großbritannien soll nun bereits in der kommenden Woche mit Impfungen begonnen werden. Der britische Premierminister Boris Johnson hofft durch den Start von Impfungen auf einen Schub für die Wirtschaft.

In London hielt sich der Leitindex FTSE 100 ein halbes Prozent im Plus. Die positiven Impulse durch die Notfallzulassung wurden allerdings durch die wachsende Furcht vor einem endgültigen Brexit ohne Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien überschattet. Die Zweifel an einer Brexit-Einigung setzten auch das Pfund Sterling unter Druck. Die britische Währung fiel um bis zu 0,6 Prozent auf 1,3336 Dollar.

KEINE KORREKTUR ERWARTET


Trotz des Rücksetzers zeigten sich Marktteilnehmer zuversichtlich. "Ich glaube sicher nicht, dass dies der Beginn einer Korrektur sein wird, da wahrscheinlich noch mehr positive Nachrichten zu Impfstoffen kommen werden", sagte Marktökonomin Simona Gambarini von Capital Economics. "Im Grunde genommen versuchen die Anleger, ihre Wetten sorgfältiger zu platzieren, da die globalen Aktienmärkte einen Rekordmonat verzeichnet haben", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade.

Auch in den USA werden die ersten Impfungen bereits für Mitte des Monats angepeilt. "Die Zulassung eines hochwirksamen Impfstoffs könnte den Anfang vom Ende der wirtschaftlichen Turbulenzen durch Covid-19 und den Beginn einer neuen Hausse für Aktien markieren", sagte Mike Bell, Marktstratege bei J.P. Morgan Asset Management.

MANAGEMENT-QUERELEN LASTEN AUF VW


Bei den Einzelwerten gerieten Volkswagen unter Druck, nachdem der innere Machtzirkel des Aufsichtsrats bei Beratungen am Dienstag nicht über eine Vertragsverlängerung für Konzernchef Herbert Diess entschieden hatte. Das Präsidium lasse sich nicht zu einer Entscheidung drängen, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. VW-Aktien gaben rund ein Prozent nach.

Dagegen wagten Anleger nach der Ernennung eines neuen Vorstandschefs wieder den Einstieg bei der Immobilienfirma Corestate. Die Aktien des SDax-Unternehmens zogen bis zu 5,9 Prozent an. Nach dem Wechsel bei den Großaktionären sollten die Veränderungen im Management ein Zeichen für einen weitergehenden Umbau sein, sagte ein Händler. Der Kursrutsch der vergangenen Tage sei womöglich übertrieben ausgefallen.

rtr