"Die Welle der Arbeitslosigkeit in den USA ist ohne Beispiel, viele weitere Millionen Menschen werden in den kommenden Wochen noch ihren Job verlieren", sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Brokerhaus CMC Markets.

Zwar sind in den Daten zum US-Arbeitsmarkt im März die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie noch nicht vollständig erkennbar, Experten erwarten aber dennoch einen Anstieg der Arbeitslosenquote. Die Analysten der US-Bank Morgan Stanley halten einen Einbruch der US-Wirtschaftsleistung um 38 Prozent im zweiten Quartal für möglich - das ist so viel wie seit dem Nachkriegsjahr 1946 nicht mehr. Auch in Europa bricht die Wirtschaft ein, die Einkaufsmanagerindizes kollabierten. "Unsere Daten deuten auf einen Einbruch der Euro-Wirtschaftsleistung von annähernd zehn Prozent hin", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Schlimmeres scheint in naher Zukunft unausweichlich."

Viele Börsianer brachten ihr Geld in Sicherheit. Die Rendite der US-Staatsanleihe sank auf 0,582 Prozent und lag damit in der Nähe ihres Dreiwochentiefs. Auch der Dollar war gefragt. Zu einem Währungskorb legte er 0,5 Prozent zu, der Euro verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 1,1084 Dollar. "Das eigentlich contraintuitive Verhalten des Dollar, der steigt, wenn sich die Wirtschaft eintrübt, feiert seinen Status als sicheren Hafen", sagte Ricardo Evangelista, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades.

Etwas besser sah es auf dem Ölmarkt aus. Der Preis für ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent legte 7,2 Prozent zu auf bis zu 32,10 Dollar. Einem Insider zufolge denken die großen Rohöl-Förderländer (OPEC+) über eine drastische Reduzierung der Produktion zur Stabilisierung der Preise nach. US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag davon gesprochen, dass Russland und Saudi-Arabien sich auf eine Kürzung um zehn bis 15 Millionen Barrel pro Tag einigten. Damit hatte er einen Rekord-Kurssprung beim Öl ausgelöst. "Schon aber herrschen Zweifel, ob solch ein Deal zustande kommen wird, ohne dass die USA auch ihre Ölproduktion reduzieren", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader.

BRITISCHE BUSBETREIBER PROFITIEREN VON STAATSHILFE


Der Aufruf der EU-Versicherungsbehörde EIOPA zu einem Dividendenverzicht lastet auf den Aktien der europäischen Versicherer. Die Papiere von Allianz, NN, Axa, Generali, Aviva oder CNP Assurances gaben in der Spitze zwischen 2,4 und 10,5 Prozent nach. Die EIOPA forderte die Versicherer auf, solange auf Ausschüttungen zu verzichten, bis die Folgen der Coronavirus-Pandemie absehbar seien. Dadurch sollten Eigenmittel geschont werden. In Deutschland stellte sich aber die BaFin gegen die Pläne, ein pauschales Ausschüttungsverbot sei derzeit nicht geboten. Auch die Allianz erklärte, sie halte an ihren Ausschüttungsplänen fest - die Aktien lagen damit auch deutlich weniger stark im Minus als die anderer Unternehmen.

Mit Erleichterung reagierten Anleger auf die angekündigte Staatshilfe für britische Buslinien-Betreiber. Die Aktien von FirstGroup, Go-Ahead und Stagecoach stiegen um bis zu 4,8 Prozent. Die Regierung in London greift den Unternehmen mit umgerechnet 190 Millionen Euro unter die Arme, um den Öffentlichen Nahverkehr aufrecht zu erhalten.

rtr