Die Hoffnung auf behutsamere Zinserhöhungen der großen Notenbanken lockt Investoren an die europäischen Börsen zurück. Dax und EuroStoxx50 stiegen am Dienstag um jeweils etwa drei Prozent auf 12.543 beziehungsweise 3443 Punkte.

Am Devisenmarkt rückte der Euro 0,5 Prozent auf 0,9870 Dollar vor. Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf 1,806 Prozent.

Genährt würden die Spekulationen von einer überraschend geringen Zinserhöhung der australischen Notenbank RBA um einen Viertel Prozentpunkt, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "Es sieht danach aus, als könnten sich die Aktienmärkte so langsam, aber sicher vom Feindbild Geldpolitik lösen und etwas positiver in die Zukunft schauen. Zwar ist das Thema Rezession nicht vom Tisch, aber um jeden Preis diese auszulösen und zu beschleunigen, sollte man den Notenbanken vielleicht nicht mehr unterstellen."

Dem australischen Leitindex bescherte der RBA-Entscheid mit einem Plus von knapp vier Prozent den größten Tagesgewinn seit fast zweieinhalb Jahren. Der australische Dollar ging dagegen in die Knie und fiel um bis zu ein Prozent auf 0,6448 US-Dollar.

BRITISCHE REGIERUNG RÜCKT TEILWEISE VON PLÄNEN AB

Ein weiterer Stimmungsaufheller war die Kehrtwende der neuen britischen Regierung bei ihren Steuersenkungsplänen. Nach massivem Druck verzichtet sie auf die Abschaffung des Spitzensteuersatzes. "Auf die britische Haushaltslage insgesamt wird das aber keinen großen Einfluss haben", warf John Briggs, Chef-Anlagestratege der Bank NatWest, ein. Allerdings werteten Investoren die Entscheidung als Hinweis, dass die Regierung ihre Pläne zumindest teilweise ändern werde.

Die ursprünglichen Pläne des Finanzministers Kwasi Kwarteng für ein Entlastungspaket und Steuersenkungen hatten die Börsen vergangene Woche in Turbulenzen gestürzt. Weil Investoren an der Finanzierbarkeit der Vorhaben zweifelten, gerieten britische Anleihen ins Trudeln und das Pfund Sterling fiel zeitweise auf ein Rekordtief von 1,0382 Dollar. Erst eine Geldspritze der Bank von England (BoE) beruhigte die Lage. Am Dienstag kostete die britische Währung 1,1352 Dollar.



RTL BLÄST M6-VERKAUF AB - RHEINMETALL UNTER DRUCK

Bei den deutschen Unternehmen rückte RTL ins Rampenlicht. Der TV-Konzern bläst nach der gescheiterten Fusion seiner Beteiligung M6 mit TF1 den geplanten Verkauf des französischen Senders ab. Eine Konsolidierung des TV-Marktes sei aber nach wie vor notwendig, um gegen die Konkurrenz von Streamingdiensten bestehen zu können, schrieben die Analysten der Investmentbank Jefferies. M6-Aktien fielen um bis zu zehn Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 11,22 Euro, während RTL-Papiere 0,6 Prozent zulegten.

Die Papiere von Rheinmetall rutschten wegen eines möglichen Dämpfers für das Geschäft im laufenden Jahr um gut sechs Prozent ab. Börsianer verweisen auf Berichte, denen zufolge sich die Entscheidung für einen Großauftrag des australischen Militärs bis 2023 verzögern könnte.

Von Reuters