Der DAX wurde durch den überraschend starken Anstieg des Ifo-Index angetrieben. Die deutsche Wirtschaft steht sehr gut da. "Die deutsche Wirtschaft startet durch", kommentierte auch Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Die gute Lage entspannte auch die Laune in den Chefetagen. Besonders erfreulich sei, dass sich der Optimismus durch alle Sektoren ziehe, so Christian Lips, Chef-Volkswirt der NordLB.

Die Inflationssorgen waren am Donnerstag in den Hintergrund getreten. Die Anleger ordnen die Teuerung als vorrübergehendes Phänomen ein, erklärte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die Entscheidung der Bank von England (BoE) unterstützte diese Einschätzung. Die Bank tastete den Leitzins trotz gestiegener Inflation nicht an und setzt die Wertpapierkäufe in bisherigem Umfang fort.

Auf Unternehmensseite rückte Volkswagen ins Rampenlicht. Der Automobilkonzern will das abgestoßene Unternehmen Europcar zurückkaufen. Das Unternehmen bietet 0,44 Euro je Aktie. Das Angebot beläuft sich demnach auf rund 2,2 Milliarden Euro. Europcar hat das Angebot nach eigenen Angaben abgelehnt. Die Aktien beider Konzerne stiegen am Donnerstag. Die Titel des Autovermieters Europcar stiegen um fast zehn Prozent.

Die angehobenen Geschäftsziele von Siemens überzeugte die Anleger nicht. Die Aktie rutschte ans DAX-Ende. Als stärkster DAX-Wert ging Heidelberg Cement aus dem Handel.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Siemens will Wachstum beschleunigen
Der Technologiekonzern Siemens setzt sich unter seinem neuen Chef Roland Busch mittelfristig ehrgeizigere Ziele. So sollen die vergleichbaren Umsätze in den kommenden drei bis fünf Jahren durchschnittlich um 5 bis 7 Prozent pro Jahr wachsen, teilte das Unternehmen am Donnerstag vor dem Kapitalmarkttag in München mit. Zuvor hatte Siemens über den Geschäftszyklus ein Plus von 4 bis 5 Prozent angepeilt. Der Gewinn soll stärker wachsen als der Umsatz: So soll das Ergebnis je Aktie vor Kaufpreisallokationen - also bereinigt um Auswirkungen von Zukäufen - jährlich im hohen einstelligen Bereich zulegen.

Ströer konkretisiert Prognose - Zweites Quartal stärker als gedacht
Die Geschäfte des Werbevermarkters Ströer haben sich im zweiten Quartal stärker von den Lockdowns in der Pandemie erholt als gedacht. Dem Konzern kommen fallende Infektionszahlen sowie der Impffortschritt in Deutschland entgegen, was die Kunden wieder stärker Werbung buchen lässt. Die in der Krise eingebrochene Außenwerbung (OOH) sei mit den Buchungen für Juni und die Sommermonate danach wieder auf dem Vorkrisenniveau angekommen, hieß es am Donnerstag von den Kölnern zu einer Analysten- und Investorenveranstaltung. Das zweite Quartal fällt nun wohl etwas besser aus als vom Unternehmen zuletzt selbst in Aussicht gestellt. Auch für die Jahresziele wird Ströer nun etwas konkreter.

Volkswagen bestätigt Interesse an Übernahme von Autovermieter Europcar
Der Autobauer Volkswagen hat ein Interesse an der Übernahme des französischen Autovermieters Europcar bestätigt. Derzeit erwäge das Unternehmen zusammen mit den Finanzinvestoren Attestor und Pon Holdings eine Mehrheitsübernahme der Franzosen, wie der Dax -Konzern am Donnerstag in Wolfsburg mitteilte. Die Überlegungen seien in einem frühen Stadium und es gebe keine Sicherheit, dass daraus etwas werde.

Alzheimer-Kandidat von Eli Lilly winkt beschleunigte Zulassung in den USA
Auf dem Weg zur Marktzulassung ist der US-Pharmakonzern Eli Lilly mit seinem Alzheimer-Medikament Donanemab einen entscheidenden Schritt weiter. Die US-Medikamentenaufsicht FDA gewährte dem Mittel den Status als "Breakthrough Therapy", womit eine beschleunigte Zulassung möglich ist. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Indianapolis mitteilte, basiert die Entscheidung der Behörde auf einer Studie der mittleren Phase 2. Eli Lilly hatte darin das auf einem Antikörper basierende Mittel auf seine Sicherheit und Wirksamkeit an Patienten getestet, die an einer frühen Form der neurodegenerativen Krankheit leiden und erste Symptome haben.

EU-Nutzfahrzeugmarkt brummt weiter
In der EU sind im Mai erneut deutlich mehr Nutzfahrzeuge zugelassen worden als im Vorjahr - auch wenn die Wachstumsrate hinter der vom April zurückbleibt. So wurden im Mai mit 165 363 rund 51 Prozent Fahrzeuge mehr registriert als ein Jahr zuvor, wie der Branchenverband Acea am Donnerstag in Brüssel bekanntgab. Im April hatte die Wachstumsrate noch bei 180 Prozent gelegen. In den ersten fünf Monaten des Jahres liegt die Wachstumsrate bei 43,9 Prozent.

Wacker Chemie will 2030 mit Biotech-Produkten Milliardenumsatz erzielen
Moderne Medizin und Zusätze für Nahrungsergänzungsmittel: Wacker Chemie will von Trends wie einem gesünderen Lebensstil und einer alternden Gesellschaft künftig stärker profitieren. Das Geschäft rund um Biotech-Produkte und Feinchemikalien der Sparte Biosolutions soll sich bis 2030 im Vergleich zu 2020 vervierfachen. Konkret kalkuliert der Chemiekonzern dann mit einem Umsatz von einer Milliarde Euro, wovon mehr als ein Viertel als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben soll, wie das Management um Konzernchef Christian Hartel auf einem Kapitalmarkttag am Donnerstag erklärte.

Bund der Versicherten sieht Lage von Lebensversicherern kritisch
Der Bund der Versicherten (BDV) sieht die Krisenfestigkeit vieler deutscher Lebensversicherer kritisch. Fast die Hälfte der 80 untersuchten Unternehmen erreiche die erforderliche Mindestsolvenz nur mithilfe zulässiger Übergangsmaßnahmen oder der Einbeziehung der Kundengelder, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Analyse des BdV und Zielke Research Consult. Der Versicherungsverband GDV betonte hingegen: "Kein Kunde muss sich Sorgen um seine Lebensversicherung machen. Die garantierten Leistungen sind gesichert." Das gehe auch aus Prognoserechnungen der Finanzaufsicht Bafin hervor.

rtr/dpa/lb