Vor dem Beginn der Bilanzsaison haben sich die Anleger im DAX leicht optimistisch gezeigt. "Die Investoren erwarten sich von der laufenden Berichtssaison vor allem einen besseren Einblick, wie sich der laufende Handelsstreit in der Geschäftsentwicklung der Unternehmen niederschlägt", sagte Marktbeobachter Milan Cutkovic vom Broker Axitrader. Am deutschen Aktienmarkt wachse nach den jüngsten Gewinnwarnungen namhafter Unternehmen wie etwa BASF und Daimler die Nervosität.

Teils positive aufgenommene Geschäftsberichte großer US-Konzerne verliehen den Kursen hierzulande kaum Schwung. Die US-Großbank JP Morgan verdiente dank Zuwächsen im Privatkundengeschäft mehr. Unter dem Strich verdiente die Bank in den drei Monaten bis Ende Juni 9,7 Milliarden Dollar (rund 8,6 Mrd Euro) und damit rund 16 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zinsmarge sank allerdings.

Konkurrent Goldman Sachs hingegen musste wegen einer Flaute im Handelsgeschäft und Investmentbanking einen Gewinnrückgang hinnehmen - wenn auch geringer als erwartet -, da sie sich nicht auf ein starkes Privatkundengeschäft stützen kann. Verglichen mit dem Vorjahreswert fiel der Gewinn um rund sechs Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar (1,96 Mrd Euro). Insgesamt fielen die konzernweiten Erträge um zwei Prozent auf 9,5 Milliarden Dollar.

Am deutschen Aktienmarkt stand unterdessen Bayer im Rampenlicht. Ein US-Richter reduzierte in einem Glyphosat-Prozess die von den Geschworenen geforderte Strafe von 20,3 auf 25,3 Millionen US-Dollar. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern werde zwar nicht ohne Blessuren aus den zahlreichen Glyphosat-Verfahren hervorgehen, schrieb Analyst Volker Braun von Bankhaus Lampe. Er sei nun aber in einer besseren Position für Vergleichsverhandlungen mit den übrigen Klägern. Die Bayer-Aktie stieg am Dienstag zwischenzeitlich um rund 2,6 Prozent, gab im Tagesverlauf aber den Großteil der Gewinne wieder ab. Noch immer ist der DAX-Konzern mit mehr als 13.400 Klagen wegen möglicher Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters der US-Tochter Monsanto konfrontiert. Und die aktuelle Entscheidung des Richters Vince Chhabria wird die Kläger und ihre Anwälte kaum entmutigen.


Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war

Finanzministerium warnt vor Facebook-Währung Libra
Das Bundesfinanzministerium hat Bedenken gegen die digitale Währung Libra des Internetriesen Facebook. "Die Herausgabe einer Währung gehört nicht in die Hände eines Privatunternehmens, denn sie ist ein Kernelement staatlicher Souveränität", erklärte Finanzminister Olaf Scholz (SPD) am Dienstag. "Der Euro ist und bleibt das einzige gesetzliche Zahlungsmittel im Euro-Raum."

ZEW-Konjunkturerwartungen im Sinkflug - Besserung 'nicht in Sicht'
Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Juli weiter eingetrübt. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel um 3,4 Punkte auf minus 24,5 Zähler, wie das ZEW-Institut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Es war der dritte Rückgang in Folge. Analysten hatten zwar einen Dämpfer erwartet, aber im Schnitt nur auf minus 22,0 Punkte.

Eurozone: Überschuss in der Handelsbilanz steigt deutlich
Der Überschuss in der Handelsbilanz der Eurozone mit der restlichen Welt ist im Mai kräftig gestiegen. Im Monatsvergleich legte der saisonbereinigte Überschuss der 19 Euroländer auf 20,2 Milliarden Euro zu, von zuvor 15,7 Milliarden Euro, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Experten wurden von der Stärke des Anstiegs überrascht. Sie hatten nur einen Überschuss von 17,8 Milliarden Euro erwartet.

Rekordverdächtig kurze Bieterschlacht - Osram wehrt Bewerber ab
Der zum Verkauf stehende Beleuchtungshersteller Osram hat einen unwillkommenen Bewerber aus Österreich innerhalb kürzester Zeit abgewehrt. Nach der ausgebliebenen Bieterschlacht wollen nun die zwei US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle die Übernahme des über 110 Jahre alten Münchner Unternehmens nach Plan weiter verfolgen. Die Angebotsunterlagen seien bereits bei der Bafin eingereicht worden, sagte am Dienstag ein Sprecher der zwei Geldhäuser, die Osram kaufen und von der Börse nehmen wollen.

Johnson & Johnson verdient dank Spartenverkauf deutlich mehr
Der US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson hat im zweiten Quartal von einem Verkauf seines Desinfektionsgeschäfts profitiert und den Gewinn deutlich gesteigert. Das Nettoergebnis stieg um knapp 42 Prozent auf 5,6 Milliarden US-Dollar (5 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Dienstag in New Brunswick mitteilte. Das um Sondereffekte wie den Verkauf und anderes bereinigte Ergebnis je Aktie stieg um knapp 23 Prozent auf 2,58 Dollar und lag damit deutlich über den Erwartungen der Analysten.

Ryanair streicht Pläne wegen verzögerter Auslieferung der 737 Max
Wegen der verzögerten Auslieferung des Problemjets Boeing 737 Max streicht der irische Billigflieger Ryanair seine Flugpläne zusammen. Für den kommenden Sommer plane man nur noch mit dem Zugang von 30 neuen Maschinen anstelle von 58 Jets, teilte das Unternehmen am Dienstag in Dublin mit. Das Kapazitätswachstum für diesen Zeitraum falle von geplanten 7 Prozent auf 3 Prozent. Die Passagierzahlen dürften somit im gesamten nächsten Geschäftsjahr von 162 Millionen auf rund 157 Millionen Euro sinken.

rtr/dpa-AFX/fh