Nvidia überrascht – einmal wieder – mit starken Quartalszahlen, die die die Erwartungen deutlich übertreffen. Der Change-Experte Kishor Sridhar erklärt den „psychologischen Irrtum“, dem selbst viele Experten bei Nvidia immer wieder aufsitzen.

Man hätte es wissen können: Nvidia-Chef Jensen Huang wird nicht müde, der Welt zu erklären, warum die KI-Revolution noch schneller voranschreitet als die meisten Menschen glauben. Doch die hört nicht zu. Und so haben die fulminanten Zahlen des KI-Pioniers am Mittwochabend wieder einmal den Markt überrascht. Wie kann das sein?

Das liege daran, dass selbst Experten beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) zuletzt in kollektive Schwarzmalerei verfallen seien, warnt der Change-Experte Kishor Sridhar in einem Gastbeitrag für Finanzen100.de. „Wir Menschen sind schlecht darin, Change-Risiken abzuschätzen.“

Kollektives „Misstrauen vieler Marktteilnehmer“

In den Wochen vor den Quartalszahlen habe es eine wachsende Zahl an Analysten und Investoren als „ausgemachte Sache“ angesehen, dass Nvidias Zahlen nur „katastrophal“ ausfallen könnten – zumindest so schwach, dass die KI-Blase platzen würde. Doch diese Erwartung erwies sich als grundlegend falsch: Nvidia meldete einen Umsatz von 57, Milliarden US-Dollar gegenüber prognostizierten 55 Milliarden und einen Gewinn von 1,30 US-Dollar pro Aktie statt der erwarteten 1,26.

Besonders die operative Marge von rund 73,4 Prozent belegt laut Sridhar, dass die Nachfrage nach KI-Rechenleistung keineswegs nachlässt, trotz geopolitischer Spannungen, Lieferkettenproblemen und dem „Misstrauen vieler Marktteilnehmer“.


Weltuntergangspropheten prägen den Diskurs

Der Change-Experte erkennt einen psychologischen Mechanismus, den man häufig in Transformationsprozessen beobachte: „Einzelne kritische Stimmen entwickeln eine Eigendynamik, negative Erzählungen verstärken sich gegenseitig … plötzlich entsteht der Eindruck, das gesamte System stehe kurz vor dem Zusammenbruch.“ Dafür genügten zuletzt einige wenige Äußerungen, etwa von Michael Burry oder Peter Thiel.

Für Sridhar ist der Fall Nvidia deshalb ein Lehrstück: „Menschen suchen in unsicheren Situationen bevorzugt nach Informationen, die ihre Befürchtungen bestätigen. … Wer einmal glaubt, dass ein Projekt … scheitert, findet überall Hinweise dafür und blendet Erfolge aus.“ Die folgenschwere Fehleinschätzung werde durch sich selbst verstärkende Narrative begünstigt. Die „Weltuntergangspropheten“ prägten dann den Diskurs – doch Nvidia lieferte nun den Gegenbeweis.


Nvidia (WKN: 918422)

Noch am Mittwoch stieg die Aktie nachbörslich deutlich, in der Spitze bis auf 170,98 Dollar, ein Plus von 5,57 Prozent. „Negatives Narrativ, Selbstverstärkung, Erwartungshysterie – Nvidia hat den Kritikern durch Erfolg den Spiegel vorgehalten“, kommentiert Sridhar.  

Fazit

Nvidia hat mit den robusten Zahlen und einem optimistischen Ausblick bewiesen, dass die technologische Transformation nicht geschieht, sondern sich nochmals beschleunigt und auch nachhaltig anhält. Damit bleibt die Aktie ein Leuchtturm für Anleger, die nicht nur auf einen Hype, sondern auf Fundamentaldaten setzen.

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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.