boerse-online.de: Tesla-Chef Elon Musk hat gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg angekündigt, dass er jede zehnte Stelle in der Produktion wegen der weltweiten Wirtschaftsabkühlung streichen will. Dabei soll es um rund 3,5 Prozent der Gesamtbelegschaft von insgesamt rund 100000 Mitarbeitern gehen, also mehr als 3000 Stellen. Wie ernst muss man diese Ankündigung nehmen?

Ferdinand Dudenhöffer: Solche Aussagen von Elon Musk sind immer schwer einzuordnen, man weiß nicht, wie er gerade spielt. Aber diese Ankündigung sollte man ernst nehmen. Es ist eine sehr negative Nachricht, wenn man gleichzeitig neue Werke in Texas und Grünheide hochfahren will. Er hat vor Kurzem schon einmal ähnliches geäußert, ist dann wieder zurückgerudert, weil es der Aktie geschadet hat.

Und jetzt?

Tesla ist mit wenigen Modellen auf dem Markt, der Autobauer hat die Preise zuletzt stark erhöht, insgesamt steigen wegen hoher Rohstoffpreise die Kosten bei dem Elektroauto deutlich stärker als beim Verbrenner. Und in einigen Ländern wie Deutschland denken Minister laut über die Streichung von Prämien für Elektroautos nach. Das Elektroauto wird weltweit abgebremst. Das sieht auch Musk und tritt frühzeitig auf die Kostenbremse. Es sieht so aus, dass Musk befürchtet, seine 2022 und vielleicht 2023 Verkaufsziele zu verfehlen. Mit der Ankündigung will er auch verhindern, dass die Spekulationen ins Kraut schießen.

Was passiert gerade in der Elektroautobranche?

Die ganze Elektroautobranche ist in einer chaotischen Situation. Der Ukraine-Krieg und die Lock-Downs in China führen zu Preissteigerungen und Lieferverzögerungen. Auch in der Politik hat sich der Wind gedreht: In Deutschland bremst die Ampelkoalition das Elektroauto. Es gibt eine Renaissance bei Öl und Gas, man geht zurück auf Kohlestrom, man gibt Tankrabatte und stellt gleichzeitig Subventionen für Elektro in Frage. Es herrscht politische Unklarheit, und man hört politisches Geschwätz.

Wie stark trifft das Tesla wirklich?

Tesla bekommt ja schon mehr Wettbewerb durch andere Anbieter, hat aber im Grunde nur die beiden Varianten Model 3 und Y. Bei Musk weiß man nie, ob man sich auf seine Verkaufszahlen verlassen kann, aber zumindest die Zahlen in einigen europäischen Ländern waren im vergangenen Monat eine Katastrophe, auch wenn sie schon immer stark volatil waren.