Beim Petersberger Treffen des Finanzinformationsdienstleisters Drescher & Cie kam Anfang November die Fondsbranche wieder im frisch renovierten Grandhotel Peters­berg, dem früheren Gästehaus des Bundes bei Bonn, zusammen, um über wichtige Trends zu diskutieren. €uro am Sonntag sprach mit Vorstand Björn Drescher über die Ergebnisse.

€uro am Sonntag: Das diesjährige Petersberger Treffen hat sich der Analyse des aktiven Fondsmanagements verschrieben. Welche Ergebnisse konnten Sie mitnehmen?

Björn Drescher:

Zunächst einmal: Es gibt sie, Fondsmanager, die über viele Jahre hinweg in der Lage sind, auch nach Kosten besser zu performen als die Anlageuniversen, in denen sie sich bewegen. Es handelt sich also keineswegs, wie bisweilen unterstellt, um Fabelwesen, von denen man schon einmal gehört, die aber noch keiner gesehen hat. Die Ansätze, Strategien und Techniken, die hinter diesen erfolgreichen Fonds stehen, sind vielfältig. Wollte man nach Gemeinsamkeiten suchen, finden sie sich eher in der Konsequenz, mit der Prozesse verfolgt und weiterentwickelt werden, einer gewissen Demut des Managements gegenüber den Märkten ohne Angst vor den Unbillen der Börse, dem Mut, sich bisweilen auch gegen den Mainstream zu stellen und großer Beharrlichkeit bei der Verfolgung der eigenen Ziele. Die Tatsache, dass viele aktive Fondsmanager schlechter als ihre Vergleichsmaßstäbe abschneiden, sollte uns also nicht dazu verleiten, den Glauben an den Berufsstand der Fondsmanager zu verlieren, sondern anspornen, die richtigen zu finden.

Aktiv gemanagten Portfolios wird ja häufig mangelnde ­Performance bei hohen Kosten vorgeworfen. Eine berechtigte Sichtweise?

Das kommt darauf an, was man mit "mangelnder Performance" meint. Spricht man von einem absolut oder einem relativ schlechten Ergebnis? Ferner wäre zu klären, in Relation zu was? Zum Sparbuch, zum DAX, zum MSCI World, zur Bench­mark oder einem definierten ­Ertragsziel? Und wer gibt den Vergleichsmaßstab vor? Ist er geeignet, das konkrete Anlageuniversum und die Leistung zu beurteilen? Was keineswegs von der Tatsache ablenken soll, dass viele aktive Fondsmanager an ihren Referenzindizes kleben und die überteuerten Kosten­strukturen ihrer Verwaltungsgesellschaften nicht amortisieren, mithin ihr Geld nicht wert sind. Aber die Diskussion rund um das Thema Kosten würde besser weniger pauschal geführt.

In welchen Segmenten, Regionen und Strategien lohnen sich aktive Manager?

Der Verlauf der Diskussionen hat gezeigt, dass sogar viele ­aktive Manager eine Daseins­berechtigung passiver Anlagevehikel im Sinne des "Aktiv und Passiv" erkennen. Gerade dann, wenn es einerseits um die Abbildung klar definierter und effizienter Märkte geht, Stichwort S & P 500, andererseits aber auch dann, wenn eine weltweit gestreute Aktiengrundausstattung des Portfolios sichergestellt werden soll. Man denke beispielsweise an MSCI World und MSCI World All Countries. Je ineffizienter die Informationslage einzelner Märkte aber wird und je mehrdimensionaler ihre Risiken zu beurteilen sind, umso eher empfehlen sie sich für aktive Management­ansätze, die Selektion und Timing Rechnung tragen. Gemeint sind etwa Nebenwerte, Schwellenländer, Spezialitäten, vor allem auch die Bondmärkte, die von den Interventionen der Notenbanken teilweise stark verzerrt worden sind und vielfach Liquiditätsrisiken bergen, und schließlich auch die Assetklassen übergreifende vermögensverwaltende Kapitalanlage. In den USA ist schon mehr als die Hälfte des angelegten Vermögens in ETFs gebunden.

Erwarten Sie in der Zukunft ein ähnliches Bild für Deutschland?

Früher oder später ja. Ich sehe in diesem Umstand allerdings keine Gefahr, sondern viel eher eine Chance. Die Entwicklung stärkt schließlich die Aktien­anlage und setzt das aktive ­Management unter Preis- und Leistungsdruck, was in beiden Fällen den Anlegern zugutekommt.