Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. So greifen viele Anleger auf nachhaltige und "grüne" Anlagemöglichkeiten zurück. Das erhöht die Gefahr von sogenanntem "Greenwashing", also den Verkauf von vermeintlich ökologischen Produkten zur Verbesserung der Außenwirkung. Das wird derzeit der Fondstochter der Deutschen Bank DWS vorgeworfen. Der Vermögensverwalter habe Produkte als "grüner" verkauft, als diese tatsächlich sind. Die Deutsche Bank tauscht nun den DWS-Chef aus. Die DWS-Aktie verliert am Mittwoch rund sieben Prozent.

Nach der Hauptversammlung am 9. Juni werde der derzeitige Vorstandsvorsitzende Asoka Wöhrmann seinen Posten räumen und der Deutsche-Bank-Manager Stefan Hoops wird daraufhin die Leitung des Vermögensverwalters übernehmen, so die Deutsche Bank am Mittwoch.

Was ist los bei DWS?


Der DWS wird vorgeworfen, Angaben zur Nachhaltigkeit zu hoch angesetzt zu haben. Die Fondsgesellschaft sei aber bei Umwelt- und Klimaschutz nicht so weit fortgeschritten wie angegeben. Das Verfahren richtet sich derzeit gegen unbekannte Verantwortliche der DWS. Die Ermittlungen laufen seit Mitte Januar 2022 und wurden von der ehemaligen Nachhaltigkeitsbeauftragten Desiree Fixler ins Rollen gebracht. Sie hatte im vergangenen Jahr öffentlich Kritik an ihrem früheren Arbeitgeber ausgeübt.

Die Ermittlungen hätten bisher ergeben, dass entgegen den Angaben in Verkaufsprospekten die Nachhaltigkeitskriterien, ESG-Faktoren, nur in einer Minderheit der Investments berücksichtigt worden seien, so die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch.

Am Dienstag haben rund 50 Einsatzkräfte von der Finanzaufsicht Bafin, der Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes die Räume der DWS durchsucht. Die Staatsanwaltschaft hat dabei den Verdacht des Kapitalanlagebetrugs als Grund genannt.

Einschätzung der DWS-Aktie


Die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 2022 war für die DWS durchaus positiv. Der Umsatz kletterte im Vorjahresvergleich um neun Prozent nach oben. Auch der Vorsteuergewinn stieg um zwölf Prozent. Nach dem Kurseinbruch vom Mittwoch steht seit Jahresbeginn dennoch ein Minus von rund 13 Prozent zu Buche. Die Anleger sind von den laufenden Ermittlungen gegen die DWS verunsichert.

Ob die Razzia und die Greenwashing Vorwürfe dafür ausreichen, dass Wöhrmann seinen Posten räumen musste, oder ob noch mehr dahintersteckt, bleibt abzuwarten. Wir sind in Folge der aktuellen Entwicklungen aber zurückhaltend und empfehlen, die Aktie vorerst zu beobachten.