Herr Hagemann, Sie haben 2005 die Allianz im Streit verlassen. Als einen der Gründe nannten Sie damals, dass eine neue Zwischenebene namens Allianz Deutschland AG eingezogen wurde. Nun wird diese Zwischenebene zur reinen Finanzholding, und die deutschen Tochtergesellschaften bekommen Macht zurück. Fühlen Sie sich in Ihrer damaligen Kritik bestätigt?

Ja. Mir und anderen war schon damals klar: Der Umbau schafft mehr Bürokratie und andere Probleme, als er löst. Er hat zusätzliches Kapital und Personal gebunden, ohne dass er wahnsinnig viel gebracht hat. Man muss sich mal vorstellen: Es gab zusätzlich einen zwanzigköpfigen Aufsichtsrat, und die Aufsichtsräte der Tochtergesellschaften blieben gleichzeitig bestehen.

Der damalige Vorstandsvorsitzende und jetzige Aufsichtsratschef Michael Diekmann hatte den Umbau durchgedrückt. Meinen Sie, er hat nun seine Meinung geändert?
Ich kann nicht in den Kopf von Herr Diekmann sehen und weiß nicht, ob der Aufsichtsrat der Allianz SE dem Umbau offiziell zustimmen musste. Aber ich bin sicher, dass Herr Diekmann vorab informiert war. Selbst wenn er gegen den jetzigen Rückbau war - er hört sowieso in zwei Jahren als Aufsichtsratschef auf. Da hat er sich vielleicht gedacht: Da brauche ich keinen Widerstand mehr zu leisten.

Michael Diekmann hat die Allianz als Vorstandschef von 2003 bis 2015 ziemlich umgekrempelt, sein Nachfolge Oliver Bäte hat das noch intensiviert. Was halten Sie davon?
Mit Herrn Diekmann hatte ein neues Denken Einzug gehalten - nach dem Motto: Wir machen alles, was Geld bringt. Ich hätte es besser gefunden, auf den Versicherungsbereich konzentriert zu bleiben. Außerdem begann ein gewisses Söldnertum. Es kamen Leute in Vorstände, die erst relativ kurz im Konzern waren und in erster Linie daran dachten, was bestimmte Entscheidungen für sie persönlich bringen, nicht für das gesamte Unternehmen.