Die Branche wurde von der Pandemie schwer getroffen. Dem plötzlichen Nachfrageeinbruch Anfang 2020 folgte eine Ölschwemme. Der Preis fiel nicht nur auf historische Tiefs, kurzzeitig drehten die Terminmärke sogar ins Minus. Die Folge: Weltweit wurde die Fördermenge gedrosselt. Neue Explorationen wurden auf Eis gelegt. Mit der Erholung der Konjunktur legte auch der Ölpreis wieder zu.

Die Aktien der Ölfirmen hinken aber noch hinterher. So hat der Stoxx Europe 600 Oil & Gas, der die größten Ölfirmen Europas abbildet, erst einen Teil der Verluste wettgemacht. Bis zum Vor-Corona-Niveau ist es noch ein ganzes Stück. Die Lücke könnte sich aber schnell schließen. Die Analysten von Goldman Sachs gehen nicht nur von einer schnellen Erholung des Ölpreises aus, sondern prognostizieren auch ein deutlich höheres Preisniveau. Bereits Mitte des Jahres soll der Verbrauch von Öl wieder das Vor-Corona- Niveau erreichen. Dem steht ein begrenztes Angebot gegenüber, da kaum neue Quellen erschlossen wurden. Die Experten erwarten für die nächsten Monate einen Ölpreis von 75 Dollar je Barrel.

Dividende an Ölpreis gekoppelt


Davon könnten Eni-Aktionäre doppelt profitieren. Der Einbruch der Ölpreise lastet auf dem Ölkonzern. Kosten mussten gesenkt werden, Abschreibungen sorgen dafür, dass 2020 unterm Strich rote Zahlen geschrieben werden. Eni hat aber auch seine Ausschüttungspolitik neu strukturiert. Ausgehend von einem operativen Break-even bei einem Ölpreis von 35 Dollar, erhalten Anleger künftig eine Art Basisdividende von 36 Cent, die bei Ölpreisen von über 43 Dollar gezahlt wird. Je höher der Ölpreis liegt, umso mehr wird Eni an die Anteilseigner zahlen. Bei einem Ölpreis von 60 Dollar etwa fließen 75 Cent pro Aktie. Zudem wird Eni bei einem Brent-Kurs über 56 Dollar mindestens für 300 Millionen Dollar eigene Aktien zurückkaufen. In der Summe könnte der Konzern beim aktuellen Ölpreis rund 86 Cent pro Aktie ausschütten. Die Aktienrückkäufe und die Dividende werden bei weiteren Ölpreissteigerungen nachgezogen. Eine transparente und anlegerfreundliche Politik.

Die Analysten von Kepler Cheuvreux glauben, dass der Kurs das nicht reflektiert. Das Kursziel liegt bei 12,50 Euro, ein Potenzial von rund 30 Prozent. Damit würde der Wert aber nicht einmal die Corona- Lücke schließen. Anfang 2020 kostete die Aktie 14 Euro, das Fünfjahreshoch beträgt sogar 16,50 Euro. Sollte sich die Ölprognose vom Goldman Sachs bewahrheiten, wäre das möglich.