Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern", war Konrad Adenauers Tribut an die Realpolitik. Sam Zell hat für das reale Börsengeschäft seine eigene Variante: "Welche Position auch immer wir heute einnehmen, wir könnten schon morgen bereit sein, unsere Meinung bei einem höheren Preis zu ändern." Der 73-Jährige gilt als einer der opportunistischsten Immobilieninvestoren in den USA. Sein Meisterstück lieferte er auf dem Höhepunkt der Immobilienkrise 2007 ab: Zell verkaufte die von ihm aufgebaute Immobilienfirma Equity Property Office für 39 Milliarden Dollar.

Seit dem vergangenen Jahr ist Zell wieder bei einem Spezialisten für Gewerbeimmobilien engagiert: Equity Commonwealth. Und weil das Unternehmen deutlich unter dem inneren Wert notiert, könnte ihm ein zweites Milliardenstück gelingen. Dass Zell wieder ins Cockpit vordringen konnte, verdankt er den beiden Hedgefonds Corvex Management und -Related Fund Management. Die waren bei Equity Commonwealth 2013 eingestiegen, nachdem sich der REIT schlecht entwickelt hatte. Barry Portnoy und sein Sohn Adam waren aus Sicht der Profis die Schuldigen. Bei den beiden Managern vermuteten sie einen Interessenkonflikt: Die Portnoys wollten das Volumen steigern, um mehr Verwaltungsgebühren einzunehmen. Die Qualität blieb auf der Strecke.

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Schlankheitskur für das Portfolio



Bei der Neuaufstellung der Geschäftsführung vor gut einem Jahr wurde Zell zum Chairman ernannt. Das ist vergleichbar mit dem Aufsichtsratschef in Deutschland, der Machtspielraum ist allerdings größer. Das Management wurde neu besetzt - unter anderem mit David Helfand, dem ehemaligen Investmentchef von Equity Office und langjährigen Weggefährten von Zell.

Equity Commonwealth hat seine mehr als 100 Liegenschaften an vielen Standorten verstreut. Oft befinden sie sich in Vorstädten. Sie dürften einen Marktwert von gut sechs Milliarden Dollar haben. Zells erster Schritt ist nun die Straffung des Portfolios. Dabei sollen Immobilien im Wert von bis zu drei Milliarden Dollar verkauft werden. Auf der Verkaufsliste stehen die weniger lukrativen Liegenschaften. Rund 1,2 Milliarden davon wurden bereits abgearbeitet. Damit erreicht Zell drei Dinge: Die Schulden werden abgebaut, die Rendite des Portfolios erhöht sich und der Discount von rund 25 Prozent zum Immobilienwert wird gehoben. Entwickeln sich die Immobilienmärkte weiter positiv, könnte der Löwenanteil des Verkaufsprogramms schon 2015 beendet sein.

Dann bieten sich viele Möglichkeiten - von umfangreichen Aktienrückkäufen über Immobilienkäufe in bestimmten Märkten bis hin zum Verkauf des ganzen Unternehmens. Welche Position auch immer Anleger einnehmen wollen: Die Seite von Sam Zell dürfte nicht die Schlechteste sein.

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