Sie wollen aber über eine Anhebung nachdenken, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt noch etwas weiter verbessert. Die Währungshüter verwiesen auf jüngste Fortschritte und einen "soliden Stellenzuwachs". Der Tenor war damit etwas optimistischer als noch im Vormonat. Konkrete Hinweise, dass die Zinsen wie von vielen Experten erwartet bereits im Spätsommer steigen werden, lieferte die Fed aber nicht.

An der Wall Street fielen die Reaktionen der Investoren auf den Fed-Entscheid gedämpft aus. Dow Jones und S&P 500 bauten nach der Fed-Erklärung ihre Gewinne etwas aus. Der Euro legte kurzzeitig zu, gab die Zugewinne dann aber wieder ab und fiel unter die Marke von 1,10 Dollar.

Da die Fed die Märkte und die Wirtschaft über viele Jahre an das billige Zentralbankgeld gewöhnt hat, gilt ein Umschwenken auf einen strafferen Kurs als heikles Manöver - zumal in der Euro-Zone und auch in Japan an einen Abschied vom Nullzins wohl noch lange nicht zu denken ist. Zuletzt zogen die US-Währungshüter die geldpolitischen Zügel im Juni 2006 an.

"Die Fed bewegt sich Schritt für Schritt auf eine Erhöhung zu", meint Ökonom Brian Jacobsen vom Finanzhaus Wells Fargo Funds. Sie hält den Zins seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise Ende 2008 nahe null. Die US-Wirtschaft war zu Jahresbeginn zwar leicht geschrumpft, dürfte sich jedoch im Frühjahr wieder gefangen haben.

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DATENLAGE ENTSCHEIDEND



Für die am Donnerstag anstehenden Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal rechnen Experten mit einem aufs Jahr hochgerechneten Plus von 2,6 Prozent. Auch der Arbeitsmarkt dürfte sich im Juli der von der Fed angestrebten Vollbeschäftigung weiter angenähert haben. Fachleute erwarten einen weiteren Zuwachs von 218.000 Stellen. "Falls diese und andere Daten wie erwartet oder gar besser ausfallen, ist eine Erhöhung im September wahrscheinlich unter Dach und Fach", meint Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank.

Die Währungshüter wollen sich jedoch einigermaßen sicher sein, dass sich die Inflation dem angestrebten Ziel von zwei Prozent wieder annähert. Zuletzt zogen die Preise leicht an. Gegen eine rasche Zinserhöhung spricht, dass die Börsen in China zuletzt in die Tiefe rauschten und nur mühsam von Peking stabilisiert wurden. Durch die Turbulenzen wurden Anleger weltweit in Aufruhr versetzt.

Eine US-Zinserhöhung könnte die mit einer Konjunkturabkühlung kämpfende asiatische Wirtschaftsmacht hart treffen, falls Kapital auf der Jagd nach Rendite und Sicherheit von dort Richtung USA abfließt. Ob die Fed diese Probleme in Übersee mit ins Kalkül nimmt, dürfte mit der Veröffentlichung der Protokolle der Zinssitzung bekannt werden, die bis zum 19. August unter Verschluss bleiben.

Reuters