Die Währungshüter hatten den geldpolitischen Schlüsselsatz im Dezember zum vierten Mal im vergangenen Jahr angehoben - auf die neue Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Zugleich wurden zwei weitere Schritte nach oben für 2019 avisiert. Doch laut Fed-Chef Powell ist dies kein "Plan" der Notenbank, der in Stein gemeißelt ist. Er sieht keinen Grund zur Eile auf dem Weg zu höheren Zinsen.

Auch vor dem Hintergrund der Finanzmarktturbulenzen Ende 2018 werde die Fed in ihrer Kommunikation das Wort "geduldig" in den Vordergrund stellen, meint Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner: "Stillhalten ist das Gebot der Stunde." Die konjunkturelle Lage sei gegenwärtig widersprüchlich: Auf der einen Seite stark gefallene Stimmungsbarometer, andererseits eine an den harten Daten abzulesende sehr robuste US-Wirtschaft: "An erster Stelle zu nennen ist hier der Arbeitsmarkt, der mit hohen Stellenzuwächsen und geringen Entlassungen glänzt." Laut Franck Dixmier von Allianz Global Investors nehmen die konjunkturellen Risiken von außerhalb der USA zu: "Angesichts der weltweiten Wachstumsverlangsamung, vor allem in China und Europa, haben sich die Wirtschaftsdaten verschlechtert."

Beobachter warten zugleich gespannt darauf, ob die Fed beim Abbau der aufgeblähten Bilanz Kurs hält oder Tempo herausnimmt. Sie hatte ihr Portfolio in den Jahren nach der Finanzkrise auf fast 4,5 Billionen Dollar ausgeweitet und es mittlerweile wieder auf 4,1 Billionen Dollar eingedampft. Nach einem 2017 ausgearbeiteten Plan wird das Bilanz-Volumen monatlich um bis zu 50 Milliarden Dollar verringert.

SHUTDOWN HINTERLÄSST SPUREN



Doch laut Powell ist die Fed dabei "flexibel". Die unabhängige Fed muss laut Experten bei Veränderungen ihrer Strategie darauf achten, dass ein solches Manöver nicht Spekulationen schürt, dass sie sich damit für eine drohende Rezession rüstet. Zudem könnte ein Richtungswechsel demnach als Einknicken vor US-Präsident Donald Trump gewertet werden. Dieser ist gegen den Bilanzabbau und eine Straffung der Zinspolitik. Er befürchtet, dass dadurch Finanzmärkte und Wirtschaftswachstum Schaden nehmen.

Die Konjunktur droht bereits durch den fünfwöchigen Stillstand von Teilen der US-Regierung im Zuge des Haushaltsstreits beeinträchtigt zu werden. Der sogenannte Shutdown werde letztlich drei Milliarden Dollar (rund 2,6 Milliarden Euro) kosten, so die Schätzung der Kongress-Etatbehörde CBO. Sie schätzt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2019 nur noch um 2,3 Prozent zulegen wird, nach 3,1 Prozent im vergangenen Jahr. Dabei spielten auch die nachlassenden Konjunktureffekte von Trumps Steuerreform eine Rolle. Auch die Fed ist von den Folgen des zu Wochenbeginn vorerst beendeten Shutdowns betroffen. Sie kann bei ihrer Zinsentscheidung voraussichtlich nicht auf die BIP-Daten für das 2018 zurückgreifen, deren Veröffentlichung sich verzögert.

rtr