Analyst Rod Hall von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht schwarz für die Apple-Aktie. Die Corona-Krise habe beträchtliche Auswirkungen auf die allgemeine Wirtschaft und die Endmärkte von Technologieunternehmen, so der Experte in einer Branchenstudie vom Freitag. Die Zahl der verkauften iPhones dürfte im zweiten Quartal (Januar bis März) des laufenden Geschäftsjahres um 36 Prozent einbrechen, schätzt er. Bei Apple endet das Geschäftsjahr bereits Ende September. Seit vergangenem Jahr weist Apple die Zahl der verkauften iPhones nicht mehr explizit aus. Im vierten Quartal dürften sich die Verkäufe indes wieder leicht erholen und um zwei Prozent zulegen.

So stufte Hall das Papier von "Neutral" auf "Verkaufen" ab. Sein Kursziel für die Apple-Aktie senkte er von 250 auf 233 US-Dollar - der zweitniedrigste Wert der Analysten, die beim Finanzdienstleister Bloomberg gelistet sind.

Analyst Samik Chatterjee von der US-Bank JPMorgan hingegen zeigte sich in einer am Dienstag vorliegenden Studie deutlich optimistischer: Er beließ seine Einstufung für Apple auf "Overweight" mit einem Kursziel von 335 Dollar. Er verwies auf März-Daten der China Academy of Information and Communications Technology (CAICT), wonach sich die iPhone-Absatzmengen in China stark erholt haben. Dies sei ein positives Zeichen. Nun müsse sich zeigen, ob sich die Erholung im April fortsetze.

Apple-Chef Tim Cook äußerte sich Bloomberg zufolge zuversichtlich über die Geschäftsaussichten nach der Pandemie. Der Konzern wolle Mitarbeitern zufolge die Stores in Südkorea wieder öffnen. Im März hatte Apple alle Läden außerhalb Chinas geschlossen. Die Filialen in der Volksrepublik hatte der Konzern Anfang Februar geschlossen. Mittlerweile sind die dortigen Geschäfte aber wieder geöffnet.

Am 30. April wird Apple die Quartalszahlen vorlegen. Bereits Mitte Februar hatte Cook wegen des Coronavirus-Ausbruchs die Umsatzprognose für die Monate Januar bis März zurückgenommen. Sinkender Absatz und Lieferengpässe dürften belasten.

Das neue Einsteigermodell iPhone SE war ursprünglich für Anfang April erwartet worden. Marktbeobachter hatten befürchtet, dass die Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus die Zusammenarbeit zwischen den Apple-Entwicklern in Kalifornien und den Produktionsexperten der chinesischen Partnerfirmen behindern könnten. Manche Analysten bezweifelten, dass Produzenten wie Foxconn unter den gegebenen Umständen in der Lage sein würden, neue iPhone-Modelle in ausreichend hoher Stückzahl herzustellen. Aus Unternehmenskreisen verlautet nun, man habe genügend Geräte herstellen können, um auch einem größeren Ansturm gewachsen zu sein.

Am Mittwoch stellte der US-Konzern dann das neue Modell vor. Im Vergleich zu der weniger leistungsfähigen Hardware des iPhone 8 wurde der Preis um 50 Euro gesenkt. Damit ist das Einsteigermodell ab 479 Euro (64 GB Speicher) zu haben.

Experten wie Daniel Ives von Wedbush Securities äußerten jüngst die Befürchtung, dass Apple den üblichen Verkaufsstart neuer Top-Modelle vom Herbst in das Frühjahr 2021 verlegen muss. In den vergangenen Jahren hatte Apple im September stets eine neue iPhone-Generation vorgestellt, um das wichtige Weihnachtsgeschäft mit frischen Modellen zu bestreiten.

Mit Material von dpa-AFX