Warren Buffett regelt sein Erbe: Der 95-Jährige will sein 149 Milliarden Dollar schweres Berkshire-Vermögen noch schneller an die Stiftungen seiner Kinder übertragen als bisher geplant – und bereitet den Führungswechsel zu Greg Abel vor.
Warren Buffett, das „Oracle aus Omaha“, hat den nächsten Schritt in seiner Nachfolgeplanung eingeleitet. In seinem diesjährigen Brief zu Thanksgiving kündigte der 95-Jährige an, die Übertragung seines gesamten Vermögens zu beschleunigen. Es geht um einen Betrag von rund 149 Milliarden US-Dollar, der fast vollständig in Berkshire-Hathaway-Aktien gebunden ist.
Buffett erklärte, er wolle den Prozess des Schenkens „deutlich beschleunigen“, damit seine drei Kinder – Susan, Howard und Peter – ausreichend Zeit hätten, die Mittel in ihren jeweiligen Stiftungen sinnvoll einzusetzen, solange sie dort selbst noch aktiv seien. Denn die Kinder sind zum Teil selbst schon Rentner. „Durch eine frühere Übergabe wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie den größten Teil meines Nachlasses selbst verwalten, bevor sie durch andere Treuhänder ersetzt werden“, schrieb Buffett.
Investor wirbt um Vertrauen in seinen Nachfolger
Zugleich betonte Buffett, dass er für eine Übergangszeit noch selbst einen großen Teil seiner Berkshire-A-Aktien halten werde, um den Aktionären Zeit zu geben, Vertrauen in seinen Nachfolger Greg Abel zu entwickeln. Der 63-Jährige, bisher Vizechef für das Nicht-Versicherungsgeschäft, übernimmt zum Jahreswechsel die Rolle des CEO, während Buffett als Chairman an Bord bleibt.
„Ich möchte einen erheblichen Anteil der A-Aktien behalten, bis die Aktionäre Greg dasselbe Vertrauen entgegenbringen, das Charlie und ich über Jahrzehnte genossen haben“, erklärte Buffett mit Bezug auf den 2023 verstorbenen Partner Charlie Munger. „Meine Kinder und der gesamte Vorstand stehen bereits zu 100 Prozent hinter Greg.“
Größte Einzelspende der US-Geschichte
Bereits Anfang der Woche hat Buffett 1800 A-Aktien in 2,7 Millionen B-Aktien umgewandelt und an vier Familien-Stiftungen übergeben: die Susan Thompson Buffett Foundation, die Sherwood Foundation, die Howard G. Buffett Foundation und die NoVo Foundation. Trotz der Rekordgröße dieser Schenkung betonte die Investorenlegende, sein Vertrauen in Berkshire sei ungebrochen: „Die Beschleunigung meiner Zuwendungen bedeutet keinerlei Änderung meiner Einschätzung zu den Zukunftsaussichten des Unternehmens.“
Buffett besaß Ende des zweiten Quartals Berkshire-Aktien im Wert von rund 149 Milliarden US-Dollar und war damit bei weitem der größte Anteilseigner. Der größte Teil seines Vermögens entfällt auf Berkshire-A-Aktien, die aktuell zu rund 748.000 Dollar das Stück notieren.
Seit Warren Buffett 1965 die Kontrolle über das damals kriselnde Textilunternehmen Berkshire Hathaway übernahm, verwandelte er es in ein globales Billion-Dollar-Konglomerat mit Beteiligungen an Versicherungen, Eisenbahnen, Ölfördergesellschaften, Energieversorgern und Konsumgüterherstellern. Für Aufsehen sorgte seine Beteiligung an Apple, die mittlerweile acht Prozent umfasst.
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Berühmte Aktionärsbriefe kommen künftig von Abel
Buffett kündigte an, künftig weiterhin jedes Jahr zu Thanksgiving einen persönlichen Brief veröffentlichen zu wollen. Die berühmten Berkshire-Aktionärsbriefe, seit 1965 Pflichtlektüre an der Wall Street, werde dagegen künftig Greg Abel schreiben. „Wie die Briten sagen würden: Ich werde ‚still‘ – so in etwa“, kommentierte Buffett humorvoll.
In einem persönlichen Abschnitt gab der Altmeister ein Gesundheits-Update: „Ich fühle mich im Allgemeinen gut. Ich bewege mich langsamer und lese mit mehr Mühe, doch ich bin fünf Tage die Woche im Büro – mit wunderbaren Menschen.“
Nachfolger hat 381 Milliarden Dollar Cash zur Verfügung
Der Zeitpunkt von Buffetts Ankündigung ist kein Zufall. Berkshire sitzt derzeit auf einem Rekord-Cash-Polster von 381,6 Milliarden Dollar und hat seit nunmehr zwölf Quartalen in Folge Aktien verkauft – ein klares Zeichen für Buffetts vorsichtige Haltung gegenüber der Bewertung vieler Märkte.
Trotzdem konnte die Berkshire-Aktie 2025 bislang um rund 10 Prozent zulegen – stärker als viele defensive Werte, aber schwächer als der technologiegetriebene S&P 500. Der operative Gewinn des Konzerns stieg im dritten Quartal um satte 34 Prozent, was die Stärke des Kerngeschäfts unterstreicht.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Chefredakteur von BÖRSE ONLINE, Jens Castner, hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Berkshire Hathaway.