Die Zurückhaltung liegt vor allem darin begründet, dass der Preis nur den gesetzlichen Mindestanforderungen (Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate) entspricht. Kretinsky hat es mit dem Gebot erst einmal nicht darauf angelegt, so viele Aktien wie möglich zu erhalten. Es ist ein taktischer Zug. EPGC hatte zuvor schon eine Beteiligungshöhe von 29,99 Prozent erreicht. Mit der Offerte geht es über die Hürde von 30 Prozent. Das wurde mit Optionen auch schon abgesichert, mit denen Kretinsky Zugriff auf rund fünf Prozent der Stimmrechte hat. Wird die Hürde genommen, können nach deutschem Übernahmerecht weitere Aktien gekauft werden, ohne ein neues Gebot vorlegen zu müssen.

Es ist davon auszugehen, dass EPGC davon Gebrauch machen wird. Um etwa eine Hauptversammlungsmehrheit zu erreichen, sind gemessen an der Präsenz der letzten Veranstaltungen gut 40 Prozent der Stimmen nötig. Mit einer Mehrheit könnte EPGC den Aufsichtsrat, in dem erst ein eigener Vertreter sitzt, neu besetzen. Und weil Firmenchef Olaf Koch zum Jahresende gehen wird, könnte auch auf die Neubesetzung des Vorstands Einfluss genommen werden. Diese Konstellation erhöht auf jeden Fall auch den Druck auf die Gegenspieler, die Beisheim-Stiftung und die Investmentfirma der Familie Schmidt-Ruthenbeck. Beide Aktionäre haben ihre Stimmen gepoolt und halten rund 23 Prozent der Anteile. Sie hatten Kretinskys erstes Gebot zu 16 Euro im Sommer 2019 als zu niedrig zurückgewiesen. Bei rund der Hälfte dessen sollten sie eigentlich ihren Anteil ausbauen müssen, um den Einfluss nicht zu verlieren. Sieht so aus, als ob das Interesse an Metro nach Ende des Angebots deutlich zunehmen wird.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.