Zu Beginn der vergangenen Woche richteten Börsianer ihren Blick auf den Ifo-Index. Das Barometer gibt die Stimmung in den deutschen Chefetagen wieder. Nachdem der Index im Juni mit 101,8 Punkten noch ein Rekordhoch erreicht hatte, hat sich die Stimmung im Juli mit einem Rückgang auf 100,8 Zähler überraschend eingetrübt. Experten hatten mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Die Erklärung von Ifo-Präsident Clemens Fuest: "Lieferengpässe bei Vorprodukten und Sorgen um wieder steigende Infektionszahlen belasten die deutsche Wirtschaft."

Auch für die kommenden sechs Monate zeigten sich die Unternehmenschefs etwas weniger optimistisch, was die Geschäftsaussichten angeht. Vor allem die weitere Ausbreitung der Delta-Variante ist mitverantwortlich für den eingetrübten Ausblick. Es gilt nach wie vor: Der Pandemieverlauf ist ein Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung.

Die Industrieproduktion stockt, obwohl die Auftragsbücher gut gefüllt sind. Im verarbeitenden Gewerbe sank der Index erneut - zum vierten Mal in Folge. Lieferschwierigkeiten von Vorprodukten und Rohstoffen sind die Gründe, zudem klagen immer mehr Firmen über Fachkräftemangel. Verschlechtert haben sich die Aussichten auch im Dienstleistungssektor. Während die Dienstleister mit ihren laufenden Geschäften zufriedener waren, blicken sie deutlich weniger optimistisch auf die kommenden Monate. Die Unternehmen rechnen allerdings weiter mit steigenden Umsätzen, wenn auch nicht mehr so stark wie im Vormonat.

Vergangene Woche tagte der Rat der Europäischen Zentralbank. Mit Spannung wurde der neue geldpolitische Ausblick erwartet. Die Währungshüter räumen sich in der neuen "Forward Guidance" mehr Flexibilität ein, um ihr Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Künftig könnten sie aber auch deutlich höhere Inflationsraten tolerieren. Für Sparerinnen und Sparer keine guten Nachrichten.