Ein Elektro-Forschungsauto von Mercedes-Benz hat mit einer einzigen Batterieladung 1.008 Kilometer zurückgelegt. Der Silizium-Akku war noch nicht leer, weitere 140 km wären noch drin gewesen. Dabei war die Sport-Limousine mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 90 km/h nicht gerade langsam unterwegs.

Mercedes teilte mit, dass der Vision EQXX bei Kälte und Regen startete und auf deutschen Autobahnen zeitweise auch mit bis zu 140 km/h auf der Überholspur unterwegs war. Der Durchschnittsverbrauch habe die Anforderungen des Unternehmens übertroffen und lag bei rekordverdächtig niedrigen 8,7 kWh pro 100 Kilometer.

"Die Effizienz ist die neue Währung"


Markus Schäfer, der als Chief Technology Officer bei Mercedes-Benz verantwortlich ist für Entwicklung und Einkauf, hebt die Kilowattstunde als Maßeinheit für die Energie eines E-Autos hervor. "Die Effizienz ist die neue Währung." Die meisten Stromer haben Kapazitäten zwischen 30 und 60 Kilowattstunden, größere Modelle auch bis zu 100. Der Vision EQXX kommt laut Hersteller auf knapp 100 kWh.

Daimler-Vorstand Schäfer sagte, einige Komponenten und technische Details des Autos könnten in zwei bis drei Jahren in Serienfahrzeugen zu sehen sein. Schäfer äußerte sich dabei aber nicht im Detail zu künftig möglichen Reichweiten. Die Mercedes -E-Serienlimousine EQS hat laut Hersteller eine Reichweite von gut 780 Kilometern.

Konkurrenz forscht ebenfalls an höheren Reichweiten


Bedenken über zu geringe Reichweite halten neben hohen Preisen und zu wenig Lademöglichkeiten viele Verbraucher noch vom Umstieg auf emissionsfreie Elektroautos ab. Mehrere Firmen arbeiten an Lösungen. Das US-Startup Our Next Energy erprobte seine Batterie mit einem Tesla Model S im Dezember und kam damit 1.210 Kilometer weit. Der chinesische Elektroautobauer Nio stellt 1.000 Kilometer pro Akkuladung für sein Serienmodell ET7 in Aussicht.

Der EQXX wurde in einer Rekordzeit von nur 18 Monaten erfunden - im Vergleich zu 40 Monaten für Hauptmodell-Typen. "Wir wollen in einem neuen Entwicklungszyklus unterwegs sein", sagte Schäfer. "Die Formel heißt Geschwindigkeit."

Allerdings dauert der Mangel an Halbleitern nach den Worten von Schäfer an. "Was Halbleiter angeht, bleibt die Situation angespannt." Im laufenden Jahr werde es weiter eine "extrem ausgedünnte Lieferkette" geben. Der Mangel an Halbleitern und anderen Elektronik-Bauteilen ist ein Problem für die gesamte Automobilbranche und führte bereits bei mehreren Herstellern zu Produktionseinschränkungen.

Börse Online Einschätzung zur Mercedes-Benz-Aktie

Die Aktie von Mercedes-Benz (ex Daimler) gewinnt im wenig veränderten DAX zeitweise 1,6 Prozent auf 63,91 Euro hinzu, rutscht mit dem fallenden DAX aber wieder etwas zurück. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte das Kursziel für den Auto-Konzern am Mittwoch leicht von 87 auf 86 Euro gesenkt, aber die Aktie auf ihrer "Conviction Buy List" belassen. Der Autobauer dürfte einen starken Jahresstart hingelegt haben, schrieb Analyst George Galliers zur Begründung. Seine Ergebnisprognose (bereinigtes Ebit) liege 19 Prozent über der Konsensschätzung.

Auch Börse Online hält die Mercedes-Ben-Aktie längerfristig für aussichtsreich und hat den Dividenden-starken Wert mit einem Kursziel von 100 Euro zum Kauf empfohlen. mmr mit dpa und rtr