War dies die letzte Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank Fed für die kommenden Monate? Denn die Börsen reagieren positiv auf die nächste Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Was Aktien im S&P 500, an der Nasdaq, im DAX, Kryptowährungen, Gold, Silber und Euro jetzt machen.

Die US-Notenbank Federal Reserve treibt den Leitzins nach einer Pause nochmals in die Höhe. Sie hob ihn am Mittwoch um einen viertel Prozentpunkt an - auf die neue Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten unisono damit gerechnet. Der jetzt vollzogene elfte Zinsschritt nach oben könnte nach Ansicht vieler Experten zugleich der letzte sein. Die Tür für eine weitere Erhöhung bleibt jedoch offen. Die Fed erklärte, sie werde weiterhin hereinkommende Daten mit Blick auf die Auswirkungen auf ihren geldpolitischen Kurs bewerten. Die US-Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell hatten im Juni die Füße still gehalten. Zugleich signalisierten sie damals, dass sie zur Bekämpfung der hohen Inflation noch bis zu zwei Anhebungen für dieses Jahr ins Auge fassten.

So reagieren Aktien an den Börsen, Gold, Silber, der Euro und Kryptowährungen auf die Zinserhöhung

Im Tagesverlauf war der DAX deutlich gesunken. Zwischenzeitlich hatte er mehr als ein Prozent eingebüßt. Doch vor der Fed-Entscheidung notierte der deutsche Leitindex bei minus 0,5 Prozent und 16.135 Punkten. Im nachbörslichen Handel kann sich der DAX nach der Entscheidung von Fed-Chef Jerome Powell erstmal halten und bewegt sich wenig. Doch mit Beginn der Pressekonferenz und weiteren Einblicken zur Geldpolitik der US-Notenbank nehmen die Börsen weiter Fahrt auf. Der DAX verbessert sich auf nur noch minus 0,3 Prozent.

Die US-Börsen zeigten sich im Vorfeld ebenfalls vorsichtig. Doch nach der Zinserhöhung starteten US-Aktien durch: 

Der Dow Jones notierte um die Nulllinie herum. Nach der Zins-Entscheidung zeigen sich die US-Blue-Chips etwas freundlicher und legen im Kurs zu. Gegen 20:45 steht der Dow Jones bei plus 0,5 Prozent.

Der S&P 500 gab 0,25 Prozent ab auf 4.555 Zähler. Zunächst bewegte sich der marktbreite S&P500 wenig, konnte sein Minus aber dann komplett abbauen und sogar auf plus 0,2 Prozent ansteigen.

Und die Nasdaq100 gab sogar 0,7 Prozent ab auf 15.450 Punkte. Nach der Zinsentscheidung sprangen die Kurse der Tech-Aktien an. Gegen 20:45 notiert die Technologiebörse nur noch bei minus 0,1 Prozent.

Bereits in den vergangenen Tagen war der Dollar gegenüber dem Euro immer stärker geworden. Auch heute setzte sich dieses Bild zunächst fort. Doch nach der Zins-Entscheidung der Fed wird der Euro stärker und geht sogar auf plus 0,25 Prozent und 1,1087 Dollar hoch.

Die Edelmetalle Gold und Silber waren beide rund 0,25 Prozent im Plus gewesen. Nach der Zinsentscheidung kann Silber überraschend stark auf plus 1,0 Prozent zulegen und Gold liegt bei plus 0,5 Prozent.

Die Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum hatten dahingegen schon im Tagesverlauf leicht abgegeben, notierten dann aber rund um die Nulllinie. Später stiegen beide Kryptowährungen um rund ein halbes Prozent.

Die Zinserhöhung war in diesem Rahmen vom Markt so erwartet worden. Spannend wird es jetzt, auf die Worte der Fed in der Veröffentlichung und später bei der Presse-Konferenz von Jerome Powell zu hören. Denn dort dürfte es Hinweise auf die zukünftige Geldpolitik geben. Insofern ist es überraschend, dass die Börsen bislang kaum auf die Zinserhöhung reagieren, hatten doch vorherige Zins-Entscheide oft zu großen Kursausschlägen geführt. 

Und lesen Sie auch: Morningstar verrät: Diese Warren Buffett Aktie und 4 weitere defensive Titel sind stark unterbewertet

oder: Festgeld: Zins-Rausch bei der Consorsbank geht weiter

War das die letzte Zinsanhebung der Fed?

An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im September nunmehr auf 18 Prozent taxiert. Zugleich wird die Chance auf eine Erhöhung im November auf 36,5 Prozent veranschlagt. Sinkende Energiepreise sorgten zuletzt dafür, dass die Teuerungsrate in den USA im Juni um einen vollen Punkt auf 3,0 Prozent zurückging - der niedrigste Wert seit mehr als zwei Jahren. Die Zentralbank strebt eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent an, die nun allmählich in Sichtweite kommt.

LBBW-Ökonom Elmar Völker verweist darauf, dass sich die Fed für die nächste Sitzung im September alle Optionen offen halte. Der jüngste, unerwartet deutliche Inflationsrückgang spreche jedoch für eine erneute Zinspause: "Das Protokoll zum heutigen Zinsentscheid sowie das alljährliche Notenbank-Symposium in Jackson Hole könnten diesbezüglich weiteres Licht ins Dunkel bringen", sagte der Experte.

In der Vergangenheit war das Symposium von Jackson Hole, das dieses Jahr vom 24. bis 26. August abgehalten wird, oft ein Forum, um wichtige geldpolitische Signale zu geben. Dort stimmte Powell voriges Jahr Investoren auf einen langen Kampf gegen die Inflation ein.

(Mit Material von Reuters)