Zur Wochenmitte ist die Wall Street wieder unter Druck geraten. Wie in den vergangenen Handelstagen üblich, hat es dabei die zuvor besonders gut gelaufenen Technologieaktien besonders negativ erwischt. So fiel der technologielastige Nasdaq 100 alleine am Mittwoch um 3,16 Prozent auf 10.833,33 Zähler.

Gegenüber dem noch vor kurzem markierten Rekordhoch steckt aber nicht nur dieser Index mittlerweile in einer Korrektur, wovon man laut Definition ab Verlusten von zehn Prozent spricht. Vielmehr trifft das, zumindest auf Intraday-Basis inzwischen auch auf den S&P 500 Index zu. Bis zu einem Bärenmarkt und somit Einbußen von mehr als 20 Prozent ist es zwar noch weit, aber natürlich hat die Nervosität unter den Anlegern angesichts der jüngsten Kursschwäche deutlich zugenommen.

Auch am deutschen Aktienmarkt ist von dem Schwung, der von Mitte März bis in den Juli hinein zu beobachten war, nicht mehr viel übrig geblieben. Stattdessen steckt auch die deutsche Börse jetzt wieder in einer Seitwärtsbewegung fest. Damit schneidet man derzeit zwar besser ab als die US-Konkurrenz, aber nach dem erneuten Schwächeanfall an der Wall Street am Mittwoch ist am Donnerstag ein Nachziehen in Deutschland zu befürchten.

Abgesehen davon ist es ohnehin so, dass es auf dem deutschen Kurszettel einige Titel gibt, die entweder schon seit geraumer Zeit oder seit kurzem arg unter Druck stehen. So haben beispielsweise in den vergangenen Tagen unter anderem Lufthansa, TUI, Grenke, United Internet und 1&1 Drillisch negative Nachrichten produziert.

Als Folge davon sind die Aktien dieser Gesellschaften stark gefallen. Dem Interesse der Anlegerschaft an diesen Werten tut das aber keinen Abbruch, bzw. es wird vermutlich auch durch die hohen Einbußen sogar geschürt. Auf den Internetseiten von BÖRSE ONLINE zählen diese Titel jedenfalls zu den meistgesuchten Aktien (https://www.boerse-online.de/aktien/meistgesuchte-aktien). Das deutet auf Informationsbedarf hin und nachfolgend versuchen wir diesen zu stillen, indem wir berichten, was Analysten zu diesen fünf deutschen Problem-Aktien raten.

United Internet-Aktie



Eine harte Handelswoche haben bisher die Aktionäre von United Internet hinter sich. Denn seitdem der Internet- und Mobilfunk-Anbieter in der Nacht zum vergangenen Samstag eine Gewinnwarnung bekanntgegeben hat, ist der Kurs in den Keller gerauscht. Bei einer am Mittwoch gültigen Schlussnotiz von 32,95 Euro ergibt sich trotz eines Tagesplus von fast zwei Prozent gemessen am August-Zwischenhoch von 42,90 Euro ein herbes Minus von gut 23 Prozent.

Zu sehen ist dieser Einbruch vor dem Hintergrund, dass der Telekomkonzern wegen erheblicher Preiserhöhungen ab Juli 2020 für die Nutzung der Telefonica Deutschland-Netzkapazität durch seine Tochtergesellschaft 1&1 Drillisch die eigene Prognose für das EBITDA zusammenstreichen musste. Konkret rechnet United Internet nun für 2020 statt eines EBITDA von ungefähr 1,266 Milliarden Euro, was dem Vorjahresniveau entsprochen hätte, mit einem Rückgang beim EBITDA auf 1,18 Milliarden Euro. Wie das im MDax notierte Unternehmen außerdem mitteilte, wird es auch in den Folgejahren zu hohen Ergebnisrückgängen kommen, sollten die von Telefonica geforderten Preise dauerhaft anwendbar sein.

Wie die Nachrichtenagentur Dow Jones berichtete, ist der Hintergrund von alledem ein schon länger anhaltender Zwist um die Konditionen für die Nutzung des Mobilfunknetzes von Telefonica Deutschland. Telefonica Deutschland muss United Internet Netzkapazitäten überlassen - die EU-Kommission hatte dies zur Bedingung für die Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland gemacht. Da sich beide Seiten aber offenbar nicht einigen konnten, hat Telefonica Deutschland für Juli und August nun Preise in Rechnung gestellt, die aus Sicht der Drillisch-Tochter United Internet aber zu hoch sind. Der Konzern will dagegen vorgehen. Telefonica Deutschland verteidigt dagegen die Preise und behält sich rechtliche Schritte vor.

Nach der EBITDA-Prognosesenkung senkten die Analysten bei der Landesbank Baden-Württemberg das Kursziel von 41 Euro auf 32 Euro und bestätigten ihre Halteempfehlung. Zur Begründung schrieben die zuständigen Analysten, momentan sei das Ergebnis der Verhandlungen nicht absehbar. Hinzu komme, dass die Prognose mit Unsicherheiten behaftet sei, weil eine genaue Einschätzung von Dauer und weiteren Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie derzeit nicht möglich sei.

Auch die DZ Bank senkte nach der Gewinnwarnung den fairen Wert für die Aktie im Rahmen einer weiterhin gültigen Halteempfehlung und zwar von 43 Euro auf 31 Euro. Aus Sicht der Analysten ist die Transparenz der zukünftigen Gewinnaussichten deutlich eingeschränkt Der Ausgang bestehender Rechtstreitigkeiten mit Telefonica Deutschland sei nur schwer abschätzbar.

Sollte United Internet sich mit Telefonica Deutschland nicht über künftige Preissenkungen einigen, rechnen auch die Analysten beim Bankhaus Metzler mit einer Belastung der Kostenbasis und der künftigen Profitabilität. United Internet werde zwar alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um seine Rechte zu schützen und gegebenenfalls auf Schaden klagen. Man hat aber dennoch die EBITDA-Schätzung für 2020 um rund sieben Prozent gesenkt und für die folgenden Jahre um rund elf Prozent.

Der erneute Streit komme unerwartet und stelle eine weitere Enttäuschung dar. Nach Ansicht der Analysten ist der Konflikt Ausdruck des an Schärfe zunehmenden Wettbewerbs zwischen den beiden Unternehmen, die offenbar nicht auf mehr Kooperation setzten. Eine rasche Lösung des Preisdisputs hält Metzler für unwahrscheinlich. Das bestätigte Haltevotum ist nun mit einem Kursziel von 37 Euro statt wie bisher von 44 Euro versehen.

Charttechnik



Bis vor kurzem sah das Chartbild bei United Internet noch recht viel versprechend aus. Denn dank einer starken Erholung, die nach dem Coronavirus-Einbruch ab Mitte März einsetzte, war es im August mit einem neuen Zwischenhoch von 42,90 Euro gelungen, den seit Anfang 2018 bestehenden Abwärtstrend zu knacken. Doch der Streit mit Telefonica Deutschland hat diese hoffnungsvollen Ansätze komplett ausradiert. Denn der Titel steckt dadurch jetzt wieder in einem schon seit 2014 gültigen Seitwärtstrend. Von charttechnischen Kaufsignalen kann folglich aktuell nicht mehr die Rede sein.



Profil



Die United Internet AG ist mit mehr als 24 Millionen kostenpflichtigen Kundenverträgen laut Landesbank Baden-Württemberg ein führender internationaler Internet­ServiceProvider (ISP). Im Applications­Segment offeriert das Unternehmen Internetmehrwertdienste an Privatanwender, Small Offices / Home Offices (SoHo) sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Diese Zielgruppen werden über die Marken Strato, GMX, WEB.DE, 1&1 und united­domains adressiert. Im zweiten Geschäftsfeld, dem AccessSegment, ist United Internet ausschließlich in Deutschland tätig. Es umfasst das DSL­Geschäft, Versatel und die Aktivitäten rund um den Mobilfunk bzw. das mobile Internet für Privat­ und Geschäftskunden.

1&1 Drillisch-Aktie



Von den bei der Aktienbesprechung zu United Internet erwähnten Problemen sind als direkt Betroffene auch die Anteilsscheine von 1&1 Drillisch in Mitleidenschaft gezogen worden. Am Mittwoch konnte sich der Mobilfunkanbieter zwar um fast vier Prozent erholen. Der Schlusskurs von 19,07 Euro lag aber dennoch deutlich unter den Notierungen von 26,98 Euro, zu denen der Titel noch am 13. August 2020 aus dem Handel gegangen war. Das heißt, es sind innerhalb von wenigen Wochen Einbußen von gut 29 Prozent bei der United Internet-Tochter zu konstatieren.

Bei 1&1 Drillisch führten die Preiserhöhungen durch Telefonica Deutschland für Netzkapazitäten dazu, dass der Vorstand die Vorhersage für das Betriebsergebnis (Ebitda) in diesem Jahr von bislang 683,5 Millionen auf etwa 600 Millionen Euro gesenkt hat. Außerdem dürfte es auch in den Folgejahren zu hohen Ergebnisrückgängen kommen, sollten die von O2 Deutschland geforderten Preise dauerhaft Anwendung finden.

Zum Hintergrund erklärte die DZ Bank folgendes: Seit dem 1.7.2020 läuft die erste fünfjährige Verlängerungsphase des bestehenden MBA MVNO-Vertrags zwischen 1&1 Drillisch und O2D. Die Parteien führen parallel zu den seit längerer Zeit laufenden Verhandlungen über den Abschluss einer National Roaming Vereinbarung auch Verhandlungen über die unter dem MBA MVNO-Vertrag ab Juli 2020 geltenden Preise. Trotz der laufenden Verhandlungen hat O2D am 19.9.2020 1&1 Drillisch MBA MVNO-Rechnungen für Juli und August 2020 mit aus Sicht von Telefonica anwendbaren Vorleistungspreisen übermittelt, ohne diese unter den Vorbehalt einer Einigung im Rahmen der Verhandlungen zu stellen. Die so ab Juli 2020 gegenüber den Vormonaten einsetzende Preiserhöhung und der zukünftige Wegfall der jährlichen Preisdegression führen insbesondere aufgrund des weiterhin erwarteten erheblichen jährlichen Datenwachstums zu jährlich stark steigenden Mehrkosten.

Aus Sicht der DZ Bank ist deswegen die Transparenz der zukünftigen Gewinnaussichten deutlich eingeschränkt und der Ausgang bestehender Rechtstreitigkeiten nur schwer abschätzbar. Man hat daher das Anlageurteil von Kaufen auf Halten mit einem neuen fairen Wert von 19 Euro (bisher 32 Euro) gesenkt.

Die Landesbank Baden-Württemberg senkt das Kursziel sogar von 27 Euro auf 18 Euro, bekräftigte aber gleichzeitig die bisherige Halte-Empfehlung. Wie es heißt, ergebe das aktualisierte abgezinste Cashflow-Berechnungsmodell zwar einen fairen Wert von 25 Euro je Aktie. Die Visibilität der Prognose habe sich momentan aber verringert, daher setze man einen auf 25 Prozent erhöhten Sicherheitsabschlag an.

Die zuständigen Analysten weisen auch darauf hin, dass sei Seiten des Unternehmens betont worden sei, dass der Ausgang der laufenden Verhandlungen auch Auswirkungen auf den von 1&1 Drillisch geplanten Aufbau eines leistungsfähigen 5G¬Netzes habe. Für einen mehrjährigen Übergangszeitraum werde dafür National Roaming benötigt. Die Verhandlungen zu National Roaming zwischen Telefónica Deutschland und 1&1 Drillisch seien momentan ebenfalls nicht abgeschlossen. Dafür sollen die Preise des MBA MVNO-Vertrags gelten (Multi Bitstream Access ¬ Mobile Virtual Network Operator). Ob und zu welchen Konditionen eine Einigung gelingt, sei jedoch laut 1&1 Drillisch derzeit nicht absehbar. Hinzu komme eine erhöhte Prognoseunsicherheit, da eine genaue Einschätzung von Dauer und weiterer Auswirkung der Corona¬Pandemie derzeit nicht möglich sei.

Charttechnik



Der im Zuge der skizzierten Nachrichten erlittene Kurseinbruch zeigt, dass auch viele andere Marktteilnehmer Probleme damit haben, die weiteren Geschäftsaussichten von 1&1 Drillisch verlässlich einzuschätzen. Die ermutigenden charttechnischen Ansätzen, die bei den noch im August aufgestellten Zwischenhochs zu beobachten war, sind mit den jüngsten Verlusten jedenfalls zunichte gemacht. Und nicht nur das. Die Notiz ist vielmehr in den Anfang 2018 eingeleiteten Abwärtstrend zurückgefallen und solange sich daran nichts ändert, ist der Titel charttechnisch betrachtet uninteressant.



Profil



Die 1983 gegründete Drillisch AG bietet Telekommunikationsdienstleistungen an. Der Kundenbestand umfasst aktuell mehr als 13,92 Millionen Kundenverträge, von denen die von Drillisch selbst generierten Mobilfunkprodukte/Tarife den Schwerpunkt bilden. Sie basieren vor allem auf dem Mobilfunknetz von Telefónica Deutschland.

Als ePlus­Fusionsauflage für Telefónica Deutschland erhielt Drillisch ab 2015 einen garantierten Zugriff auf 20 Prozent der Kapazitäten des kombinierten O2/E­Plus­Netzes mit der Option auf weitere zehn Prozent zu gestaffelten Preisen. Diese so genannte "Mobile Bitstream Access MVNO"­Vereinbarung veränderte Drillischs Struktur grundlegend mit substanziellen Auswirkungen auf Kunden­ und Mitarbeiterzahlen, Wettbewerbsposition sowie Kosten­ und Vertriebsstruktur. Der Merger mit 1&1 Telecommunication SE im Jahr 2017 brachte den Geschäftsausbau laut Landesbank Baden-Württemberg weiter voran.

Grenke-Aktie



Aktionäre von Grenke, die mit einem schlechten Nervenkostüm ausgestattet sind, dürfte seit Mitte September schlecht geschlafen haben. Denn auch wenn sich der Kurs ihrer Aktien seit dem vergangenen Freitag wieder etwas erholt hat, so steht seit dem 14. September bei einer aktuellen Notiz von 33,62 Euro doch noch immer ein Verlust von fast 39 Prozent zu Buche. Und gegenüber dem Rekordhoch von 106,50 Euro vom 13. Juni 2018 sieht es natürlich noch sehr viel düsterer aus.

Zu sehen ist diese negative Entwicklung vor dem Hintergrund, dass sich der deutsche Leasinganbieter schwerwiegenden Anschuldigungen von Seiten eines Short-Sellers ausgesetzt sieht. In einem Bericht bezichtigt die Firma "Viceroy Resarch", die auf einen Kursrückgang der Aktie wettet, den MDAX-Konzern des Bilanzbetrugs. Nach Ansicht von Viceroy Research ist die Grenke-Aktie "uninvestierbar wegen unverhohlenen Betrugs in der Buchführung". Darunter seien Dutzende Transaktionen mit nicht angegebenen verbundenen Gesellschaften. Die internen Kontrollen fehlten bei Grenke komplett, zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones Viceroy in einem Bericht.

Die NordLB schreibt in einer Studie zu den Vorgängen, der britische Investor Fraser Perring, der vor allem durch Leerverkaufsgeschäfte zu zweifelhaftem Ruhm gekommen sei, habe durch schwere Vorwürfe den Kurs von Grenke unter Druck gesetzt. Die Perring gehörende Firma Viceroy Research habe einen 64-seitigen Report veröffentlicht, in dem Grenke vorgeworfen werde, über Jahre die Bilanz aufgebläht sowie überhöhte Gewinne und Kassenbestände ausgewiesen zu haben.

Ähnliche Vorwürfe habe Perring vor vier Jahren auch schon dem inzwischen insolventen Unternehmen Wirecard gemacht. Allerdings sei der Investor kein unbeschriebenes Blatt: gegen ihn ermittle bereits die Finanzaufsicht und die Staatsanwaltschaft München im Zusammenhang mit 2018 gegen das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 erhobenen Vorwürfen, und ausdrücklich weise Perring darauf hin, dass er in Grenke Short-Positionen aufgebaut habe und somit von fallenden Kursen profitiere.

Immerhin seien die Vorwürfe aber offenbar stichhaltig genug, um die Aufsichtsbehörde BaFin auf den Plan zu rufen. Die Finanzaufsicht gehe sowohl gegen Grenke wegen möglicher Marktmanipulationen als auch gegen Perring unter anderem wegen mutmaßlicher Insidergeschäfte vor. In einer Stellungnahme habe das Unternehmen die Vorwürfe scharf zurückgewiesen und sich rechtliche Schritte vorbehalte. Der Bericht enthalte Unterstellungen und nicht zutreffende Anschuldigungen, so die Gesellschaft.

Abschließend stellen die NordLB-Analysten in ihrer Einschätzung fest, dass der britische Investor Fraser Perring mit Grenke erneut ein deutsches Unternehmen als Ziel seiner Short-Attacken ausgewählt hat. So zweifelhaft und rustikal seine Vorgehensweise auch sein mögen, der Umstand, dass er bei Wirecard frühzeitig auf mögliche Bilanzmanipulationen hingewiesen habe, beschere ihm nun erheblichen Zulauf.

Außerdem sei nach den bitteren Wirecard-Erfahrungen nicht völlig auszuschließen, dass sich einige der jetzt von Perring gegen Grenke erhobenen Vorwürfe als zutreffend erweisen würden. Licht ins Dunkel solle nun die BaFin und die als "Bilanzpolizei" bekannte Gesellschaft DPR (Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung) bringen. Solange nicht mehr Klarheit bezüglich der von Perring vorgebrachten Vorwürfe herrsche, hat die NordLB ihre Empfehlung und das Kursziel für die Aktie ausgesetzt. Bisher bestand diese auf einer Halteempfehlung sowie einem Kursziel von 60 Euro, wobei die Abdeckung des Titels erst jüngst am 07. September aufgenommen worden war.

Charttechnik



Von Februar 2003 bis Juni 2018 war für Langfrist-Investoren von Grenke die Welt noch völlig in Ordnung. Denn in dem genannten Zeitraum stieg der Kurs ihrer Aktien von 3,05 Euro auf 106,50 Euro. Seit gut zwei Jahren schon konnte der Titel aber keine neuen Bestmarken mehr aufstellen und eine erste heftige Abwärtsbewegung ergab sich im Sog der allgemeinen Coronavirus-Baisse. Die jüngste Short-Attacke warf den Kurs dann aber sogar so weit zurück, dass ein ehemals blendendes Chartbild endgültig sehr mau aussieht. Der langfristige Aufwärtstrend ist jedenfalls gebrochen und so schnell dürfte sich der angerichtete charttechnische Schaden auch nicht beheben lassen.



Profil



Die Grenke AG zählt zu den führenden deutschen Anbietern von IT-Leasing. Das Unternehmen ist ein spezialisierter Dienstleister für die Finanzierung von IT-Produkten und die weitere Vertriebsunterstützung, insbesondere für Small-Ticket-IT-Produkte wie Notebooks, PCs, Bildschirme und andere Peripheriegeräte, Server, Software, Telekommunikations- und Kopiertechnik. 1978 in Baden-Baden gegründet, ist das Unternehmen heute mit über 1.700 Mitarbeitern in 33 Ländern weltweit aktiv.

Zu den Kunden des Unternehmens zählen überwiegend mittelständische und kleine Unternehmen, Freiberufler oder Selbständige. Grenkeleasing vertreibt seine Leasingprodukte überwiegend in enger Zusammenarbeit mit dem IT-Handel und den IT-Herstellern sowie im Internet über Weblease. Mit namhaften Herstellern, unter anderem Hewlett-Packard und Microsoft, werden enge Partnerschaften und Kooperationen unterhalten. Das Unternehmen nutzt drei verschiedene Vertriebswege für IT-Produkte, den Fachhandel, die Vertriebskanäle der IT-Hersteller sowie das Internet durch Weblease.

TUI-Aktie



Das Coronavirus hat bekanntlich das Geschäftsmodell vieler Vertreter aus dem Tourismus-Sektor vorerst weitgehend zunichte gemacht. Davon an vorderster Front mitbetroffen ist mit Tui eindeutig Europas größter Reisekonzern. Ablesen lässt sich der Schaden unter anderem eindrucksvoll am Aktienkurs. Schließlich ist dieser bei einer aktuellen Notiz von 2,98 Euro seit Februar um fast 74 Prozent gefallen.

Die gerade laufende zweite Pandemie-Welle hat die Notiz praktisch wieder auf das Rekordtief zurückgeworfen. Dazu passt die aktuelle Meldung, wonach die Unsicherheit über die Reisebeschränkungen infolge von Covid-19 Tui bei der Kapazitätsplanung wieder vorsichtiger werden lässt. In einem "Trading Update" kurz vor Ende des Geschäftsjahres teilte die Gesellschaft jedenfalls mit, die Winter-Kapazität weiter reduziert zu haben. Seit Mitte August hat Tui das Angebot für das Winterprogramm 2020/21 demnach um weiter 20 Prozent auf 40 Prozent gesenkt.

Für das nächste Jahr sehe man Tui bisher eine positive Buchungsentwicklung und im Sommer 2021 wolle man bereits 80 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazität anbieten. Dem Kurs hat das allerdings nicht geholfen. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass der Konzern nach bereits in Anspruch genommenen Staatshilfen demnächst auch noch Aktionäre in der Form einer Kapitalerhöhung im Volumen von 700 Millionen bis eine Milliarde Euro zur Kasse gebeten werden könnten.

Die Citigroup hat vor diesem Hintergrund das Kursziel auf 135 Pence (aktueller Kurs: 272 Pence) gesenkt und eine Verkaufsempfehlung bekräftigt. Zur Begründung heißt es, die sich schwächer als erwartet darstellende Liquiditätssituation, der über den Erwartungen liegende Liquiditätsbedarf in den Schätzungen für das erste Quartal 2021 sowie die geplante geringere Kapazität im Winter würden auf die Notwendigkeit einer großen Kapitalerhöhung schließen lassen.

Die Analysten rechnen bis Ende Dezember mit einem weiteren Rückgang bei den liquiden Mitteln von derzeit zwei Milliarden Euro auf 0,7 Milliarden Euro, wie die Nachrichtenagentur Dow Jones aus einer Studie zitiert. Zwar sei von einer Mittelaufnahme von 700 Millionen bis eine Milliarde Euro die Rede, doch würden laut dem Unternehmen sogar zwei Milliarden Euro benötigt, um Spielraum hinsichtlich der Vertragsbestimmungen bei Fremdfinanzierung zu schaffen. Die Analysten bekräftigen zudem ihre schon mehrfach geäußerte Auffassung, dass jede Kapitalerhöhung mit einem starken Verwässerungseffekt einhergehe. Es blieben Liquiditäts- und Rekapitalisierungs-Risiken.

Skeptisch zeigt sich auch Independent Research. Laut den dortigen Analysten spiegeln die Zahlen für das dritte Quartal mit dem erwarteten Umsatzeinbruch und dem hohen operativen Verlust die Aussetzung des Geschäftsbetriebs infolge der Covid-19-Pandemie während der meisten Zeit des Quartals wider. Zahlreiche Sondereffekte würden dabei das Ergebnis prägen.

Nach dem Neustart im vierten Quartal (unter anderem Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs in Europa) rücke im nächsten Geschäftsjahr die Verbesserung des Finanzprofils sowie die Rückkehr zur Profitabilität in den Fokus. Angesichts der hohen Unsicherheit hinsichtlich des Pandemieverlaufs blieben die Perspektiven jedoch eingetrübt. Als Folge hat man die Ergebnisprognosen für die Geschäftsjahre 2019/20 und 2020/21 gesenkt.

Laut den Analysten bei AJ Bell droht TUI möglicherweise eine drastische Verringerung der Buchungen für den Sommer 2021, sollte Großbritannien einen weiteren Lockdown erleben. Bereits jetzt verzeichne das Touristikunternehmen einen Rückgang bei den Buchungen, da die Verbraucher bis zuletzt warteten. Entsprechend gering falle die Absehbarkeit der Gewinnentwicklung aus. Der aktuelle Anstieg der Coronavirus-Infektionszahlen überall in Europa dürfte zu einem steigenden Abfluss von Nettobarmitteln führen. Unternehmen wie TUI hätten die Wahl, entweder mehr Urlaubsreisen zu verkaufen, wenn die Umstände dies zuließen, oder in einen "Überlebensmodus" zu schalten, wenn sich die Bedingungen verschlechterten, so das Urteil.

Charttechnik



Bei TUI ist der Kurs von Januar 1988 bis Juli 1999 von 3,69 Euro auf 55,14 Euro gestiegen, so dass damals noch alles in bester Ordnung war. Danach folgte trotz eines allgemein boomenden Tourismus aber lange ein Abwärtstrend, aus dem man sich letztlich jedoch nach schwerer Arbeit herausarbeiten konnte und im Mai 2018 sah es angesichts von da aufgestellten neuen Mehrjahreshoch sogar recht viel versprechend aus.

Doch ohne Vorwarnung wechselte die Notiz danach dann wieder ihre Richtung und zum totalen Absturz führten dann der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie und die damit einhergehenden Reiseeinschränkungen. Am 14. Mai markierte der Titel das bisherige Schlussrekordtief von 2,89 Euro. Seitdem kämpft der Wert auf diesem tiefen Niveau darum, einen Boden zu bilden. Noch sieht das Chartbild aber düster aus und nachhaltige Besserung ist erst dann zu erwarten, wenn sich in Sachen Tourismus wieder mehr Normalität als zuletzt abzeichnet.



Profil



Die TUI Group ist der weltweit führende Touristikkonzern und in mehr als 100 Ländern der Erde aktiv. Sitz des Konzerns ist Deutschland. Die Aktie der TUI notiert im FTSE 250, dem Leitindex der Londoner Wertpapierbörse, sowie im Freiverkehr in Deutschland. Die TUI Group verzeichnete im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von rund 19 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von 893 Millionen Euro.

Der Konzern beschäftigte weltweit vor der Pandemie mehr als 70.000 Mitarbeiter. TUI bot bis dahin seinen 28 Millionen Kunden, davon 21 Millionen in den europäischen Landesgesellschaften, integrierte Services aus einer Hand und bildet die gesamte touristische Wertschöpfungskette unter einem Dach ab. Dazu gehörten bisher über 400 Hotels und Resorts mit Premium-Marken wie RIU, TUI Blue und Robinson und 18 Kreuzfahrtschiffe, von der MS Europa und der MS Europa 2 in der Luxusklasse und Expeditionsschiffen bis zur Mein Schiff-Flotte der TUI Cruises und Kreuzfahrtschiffen bei Marella Cruises in England. Zum Konzern zählten außerdem europaweit führende Veranstaltermarken, fünf Fluggesellschaften mit 150 modernen Mittel- und Langstrecken-Flugzeugen und 1.600 Reisebüros.

Lufthansa-Aktie



Abgesehen vom Frachtgeschäft hat das Coronavirus auch bei den Fluggesellschaften viele der bisherigen Aktivitäten weitgehend schachmatt gesetzt. Schwer davon getroffen zeigt sich auch die Deutsche Lufthansa. Als Beleg für diese These taugt auch hier erneut der Kursverlauf. Denn bei einer derzeitigen Notiz von 7,564 Euro ergibt sich seit Februar ein Minus von fast 51 Prozent. Und seit Ende 2017 fallen die Verluste sogar noch sehr viel größer aus.

Zum düsteren Kursverlauf gesellt sich die jüngste Meldung, wonach die Lufthansa ihre Flotte wegen den Folgen der Coronavirus-Krise noch stärker verkleinern will als bisher geplant und dazu auch ein drittes Restrukturierungspaket beschlossen hat. Demnach werden 18 Flugzeuge aus der Planung genommen, darunter alle noch verbliebenen A380. Der Luftverkehr erhole sich deutlich langsamer als noch im Sommer erwartet, begründete der Konzern die Entscheidungen. Daraus ergäben sich Wertberichtigungen in einer Größenordnung von bis 1,1 Milliarden Euro, die im laufenden dritten Quartal verbucht würden.

Mit dem Ende der Sommerreisezeit gingen Passagier- und Buchungszahlen wieder zurück, nachdem in den Monaten Juli und August noch leichte Erholungstendenzen spürbar waren. Die bisherige Annahme, im vierten Quartal ein durchschnittliches Produktionsniveau von 50 Prozent des Vorjahreswertes zu erreichen, erscheine nicht mehr realistisch, zitiert die Nachrichtenagentur Dow Jones das Unternehmen. Die konzernweite Kapazität solle nun ab Mitte des Jahrzehnts dauerhaft um 150 Flugzeuge reduziert werden. Ausgangsbasis sei die Konzernflotte inklusive Wetlease-Flugzeugen. Bisher hatte der Konzern angekündigt, 100 Maschinen auszumustern. Der Konzern bekräftigte dennoch das Ziel, im kommenden Jahr wieder einen positiven freien Cashflow generieren, dem Kurs hat das aber nicht wirklich geholfen.

Zum dritten Restrukturierungsprogramm erklären die Analysten von Independent Research, mit den verschärften Maßnahmen wolle die Lufthansa den operativen Mittelabfluss von 500 Millionen Euro monatlich auf 400 Millionen Euro senken. Die Fluggesellschaft bleibe bei ihrem Ziel, im Jahresverlauf 2021 wieder einen positiven operativen Cashflow zu erwirtschaften. Nach Einschätzung der Analysten sei dies auch notwendig. Selbst bei nur noch 400 Millionen monatlichem Mittelabfluss wäre die staatliche Hilfe von neun Milliarden Euro in weniger als zwei Jahren aufgebraucht. Je stärker die Inanspruchnahme/der Verbrauch der Staatshilfe ausfalle, desto länger dauere deren Rückzahlung, was am Ende deutlich teurer werde. Die Wahrscheinlichkeit von Notverkäufen des Tafelsilbers sei gestiegen, deshalb senkten die Analysten ihre Prognosen erneut. Nach unten ging es auch mit dem Anlageurteil und zwar von Halten auf Verkaufen sowie mit dem Kursziel von 8,30 Euro auf 6,00 Euro.

Vergleichbare Schritte hat man auch bei der NordLB vorgenommen. Auch hier ging es mit dem Anlagevotum von bisher Halten auf Verkaufen nach unten und beim Kursziel ruderte man von 7,50 Euro auf 6,50 Euro zurück.

Nach einem hoffnungsvollen Neustart zeige die aktuelle Entwicklung, wie fragil die Gesamtsituation noch sei. Lufthansa müsse mit Hochdruck die Kostenbasis reduzieren, denn auch die erhaltenen Staatshilfen seien endlich. Darüber hinaus stelle sich die Frage, ob insbesondere das lukrative Geschäftsreisegeschäft jemals wieder alte Höhen erreichen werde. Denn die weltweiten Erfahrungen mit Home Office und Online-Meetings, dürften die eine oder andere Geschäftsreise zukünftig obsolet werden lassen.

Gleichzeitig sollten die umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen die Schlagkraft und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens bei einer Markterholung deutlich steigern. Angesichts der weiteren einschneidenden Belastungen und der hohen Unsicherheiten bezüglich der künftigen Entwicklung des Luftverkehrs geben sich die Experten aber dennoch vorsichtig.

Die DZ Bank wiederum erklärte zum Geschehen bei der Lufthansa, die Gesellschaft stehe aufgrund der erheblichen Belastungen durch die Coronavirus-Pandemie vor umfangreicheren Einschnitten als bisher erwartet. Es habe bereits seit geraumer Zeit Spekulationen gegeben, dass umfangreichere Kapazitätsanpassungen notwendig würden mit Blick auf die derzeitige Buchungslage und aufgrund der Verschärfung der Coronavirus-Krise in Europa und weltweit.

Insofern komme das angekündigte dritte Paket nicht sehr überraschend. Die Flotte und der Personalbestand sollen nun stärker reduziert werden als bisher geplant. Lufthansa trenne sich von weniger wirtschaftlichen großen Flugzeugen (4-strahlige Großraumflugzeuge). Ziel der Maßnahmen sei es, den Liquiditätsabfluss im Konzern zu senken. Die Analysten haben ihre Ergebnisschätzungen für 2020 erneut auf nunmehr minus 8,91 Euro je Aktie gesenkt und auf Basis eines Peer-Group-Vergleichs einen unveränderten fairen Wert je Aktie von 6,00 Euro ermittelt (Basis Geschäftsjahr 2022). Die bisherige Verkaufsempfehlung wurde bekräftigt.

Charttechnik



Die Aktien der Lufthansa zählten seit 1996 vermutlich mit zu den volatilsten Titeln auf dem deutschen Kurszettel. Jedenfalls wechselten sich Auf- und Abwärtsbewegungen immer wieder ab. Auch zuletzt ist der Wert diesem Muster treu geblieben. Erst ging es von Oktober 2016 bis Dezember 2017 von 9,30 Euro bis auf 31,12 Euro nach oben mit der Notiz, bevor es anschließend letztlich sogar noch stärker nach unten ging.

Im Soge der Pandemie stürzte der Titel im Tief jedenfalls bis zum 24. April bis auf 7,18 Euro ab. Auf diesem Niveau versucht man sich derzeit an einer Bodenbildung, ob diese erfolgreich gelingt, steht aber noch in den Sternen. Etwas Mut macht immerhin, dass bis jetzt das bisherige Schlussrekordtief von 6,91 Euro vom März 203 nicht unterschritten wurde. Sollte jedoch auch noch diese Bastion fallen, wäre das ein stark negatives Chartsignal.



Profil



Die Lufthansa AG ist eine weltweit tätige Fluggesellschaft mit rund 540 Tochter- und Beteiligungsunternehmen. Haupttätigkeitsfeld des Konzerns ist die Durchführung von nationalem und internationalem Passagier- und Frachtlinienverkehr. Mit den zum Lufthansa-Verbund gehörenden Fluglinien Lufthansa, SWISS, Austrian Airlines, Germanwings sowie den Beteiligungen an Brussels Airlines, JetBlue und SunExpress wurden bisher Ziele in mehr als 100 Ländern und vier Kontinenten angeflogen.

Das Unternehmen hat sich von einer reinen Fluggesellschaft zu einem führenden Anbieter in den Bereichen Passagier- und Frachtverkehr, Logistik, Catering, Instandhaltung und IT-Services entwickelt. Die Lufthansa AG ist weltweit führend im internationalen Frachtlinienverkehr, als technischer Dienstleister für die Komplettbetreuung ganzer Flotten verantwortlich und bildet den Großteil seines Flug- und Servicepersonals selbst aus.