Der Automobilkonzern überrascht die Börse und stellt wichtige Weichen für die Zukunft. Ein einfacher Trick macht die Aktie attraktiver – und eröffnet hohe Kurschancen

Eine schöne Nachricht für die 91.000 Angestellten der Mercedes-Benz Group: Bis zu 7.300 Euro Prämie sollen sie für das vergangene Jahr erhalten. Auch für die Aktionäre hat Konzernchef Ola Källenius eine Überraschung parat – die Dividende steigt, um zehn Cent auf 5,30 Euro je Aktie. Die meisten Analysten hatten lediglich eine Zahlung auf Vorjahresniveau einkalkuliert.

Noch wichtiger aus Sicht der Börse: Der DAX-Konzern weitet seine Aktienrückkäufe aus. Für weitere drei Milliarden Euro will Mercedes-Benz eigene Papiere über die Börse aufkaufen und dauerhaft einziehen. Das derzeit laufende Programm mit einem Volumen von bis zu vier Milliarden Euro ist rund zur Hälfte umgesetzt und soll im dritten Quartal abgeschlossen werden. Die Gesamtsumme beider Pakete entspricht rund neun Prozent des aktuellen Börsenwerts von Mercedes-Benz. Aktienrückkäufe sind, sofern sinnvoll umgesetzt, ein Kurstreiber für die Aktie.

Mercedes-Aktie – moderate Bewertung, Aktienrückkäufe, unerwartet hohe Dividende

Weil der Jahresgewinn künftig über weniger Stücke verteilt wird, müsste der Wert jedes einzelnen verbliebenen Papiers zumindest in der Theorie steigen.

Mercedes-Benz erfüllt wichtige Kriterien eines erfolgreichen Programms: Die Aktie ist mit einstelligem Kurs-Gewinn-Verhältnis moderat bewertet. Zugleich verdient der Konzern viel Geld. Der Free Cashflow stieg im vergangenen Jahr um fast 40 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro. Derweil wurden die angesichts des technologischen Umbruchs wichtigen Ausgaben für Forschung und Entwicklung im vergangenen Jahr von 8,5 auf zehn Milliarden Euro angehoben. Die Schwaben müssen also nicht knausern.

Rückkäufe können auch bei der Dividende helfen: Da die Zahl der Aktien bei Mercedes-Benz stärker schrumpft, als die Dividende je Aktie steigt, sollte die Finanzabteilung nach der Hauptversammlung im Mai unter dem Strich weniger Geld ausschütten als im Vorjahr. Die neuen Zielvorgaben sprechen dafür, dass Mercedes-Benz Rückkäufe längerfristig einsetzen wird. Wie bisher sollen 40 Prozent des jährlichen Nettogewinns in die Dividende fließen. Der darüber hinausgehende Free Cashflow des Industriegeschäfts soll zur Finanzierung von Aktienrückkäufen verwendet werden. Die Papiere will der Konzern dauerhaft aus dem Verkehr ziehen. Im Detail kann es Sondereffekte geben: Kleinere Übernahmen — der Konzern strebt derzeit keine größeren Deals an — könnten das künftige Rückkaufbudget schrumpfen. Sollte sich Mercedes- Benz mittelfristig von seiner Beteiligung an Daimler Truck trennen oder den Anteil von 30 Prozent reduzieren, könnte das Volumen sogar kräftig steigen.

Die Rückkäufe und eine unerwartet hohe Dividende überstrahlen aus Sicht der Börse das weiterhin schwierige Tagesgeschäft. Mercedes-Benz hält sich besser als viele andere Unternehmen. Im vergangenen Jahr haben die Stuttgarter netto 14,5 Milliarden Euro verdient. Das sind knapp zwei Prozent weniger als im Vorjahr, ist aber auch etwas mehr als von Analysten erwartet.

Mercedes-Benz (WKN: 710000)

Mehr zur Aktie von Mercedes finden Sie hier

Es winken über 20% Kurschance bei der Mercedes-Benz Aktie

Im neuen Jahr dürfte sich der moderate Abwärtstrend fortsetzen. Bei einem Umsatz auf Vorjahresniveau werde das Betriebsergebnis leicht zurückgehen, kalkuliert der Konzern. Das bedeutet: Die für den Aktienkurs besonders wichtige Umsatzrendite wird sinken. Källenius stellt für das Kerngeschäft zehn bis zwölf Prozent in Aussicht. Das wären am oberen Rand 0,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Analysten setzen darauf, dass zumindest die Mitte des angestrebten Korridors erreicht wird.

Bei einem anderen wichtigen Thema tritt Mercedes-Benz auf die Bremse: Bis zum Jahr 2030 rechnet der Vorstand jetzt nur noch mit einem Absatzanteil von E-Autos und Hybriden von bis zu 50 Prozent. Das bisherige Ziel einer Quote von bis zu 100 Prozent ist wohl nicht zu erreichen. Eines der Probleme: Die Preise für Elektrofahrzeuge sind noch immer höher als die der klassischen Verbrenner. Das schreckt viele Kunden vom Kauf ab. Im laufenden Jahr dürfte zumindest jedes fünfte von Mercedes-Benz verkaufte Auto einen Batterieantrieb haben. „Das Tempo der Transformation bestimmen die Marktbedingungen und die Wünsche der Kunden“, heißt es aus dem Konzern. Das Bremsmanöver ist für die Finanzkennziffern kurzfristig wohl eher ein Vorteil, zeigt zugleich aber auch die großen Unsicherheiten in der Branche.

Die Redaktion geht davon aus, dass Mercedes-Benz auch bei leicht sinkenden Gewinnen Aktienrückkäufe und eine Dividende zumindest auf dem neuen Niveau von 5,30 Euro je Aktie finanzieren kann. Entscheidend für die langfristige Entwicklung des Aktienkurses ist die Frage, ob der Konzern den technologischen Umbruch schafft. Eine Dividendenrendite von derzeit über sieben Prozent sollte das Investmentrisiko begrenzen. Kursziel: 90 Euro.

Lesen Sie auch: Dividendenaristokrat bietet historisch hohe 5,9 Prozent Ausschüttungsrendite

Super-Dividenden von mehr als 7 Prozent bei diesen deutschen Aktien: So viel schütten die Konzerne in DAX und Co. aus

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz.