Der Tscheche hatte zuvor eine Beteiligung von 29,9 Prozent, also knapp unter der 30-Prozent-Hürde, ab der ein Angebot an die Aktionäre verpflichtend ist. Kretinsky wollte über diese Schwelle.

Am Ende der ersten Frist kontrolliert EPGC nun 37 Prozent. Wie viel in der Nachfrist angedient wurde, ist gar nicht entscheidend. Viel wichtiger ist hingegen, dass der Tscheche nun in eine aktivere Rolle schlüpfen kann. Vor über einem Jahr scheiterte er mit dem Angebot in Höhe von 16 Euro pro Aktie am Veto der anderen beiden Großaktionäre. Offensichtlich sah der Bieter damals Verbesserungsmöglichkeiten. Auch wenn die Pandemie das Großmarktgeschäft im Moment belastet, könnte bei fast der Hälfte des alten Gebots einiges drin sein.

Hauptversammlungsmehrheit ist nahe

Die Wahrscheinlichkeit ist auf jeden Fall gestiegen, dass der Investor seine Ideen nun durchsetzen kann. Bei der vergangenen Hauptversammlung betrug die Präsenz rund 80 Prozent. Damit liegt Kretinsky schon nach Ende der ersten Andienfrist nah an einer Mehrheit.

Bisher ist EPGC nur mit Marco Arcelli im Aufsichtsrat vertreten. Auf dem nächsten Aktionärstreffen, das wohl schon im Februar stattfindet, enden die Amtszeiten von drei Aufsichtsräten. Kretinsky dürfte auf die Neubesetzung Einfluss nehmen. Zudem scheidet Firmenchef Olaf Koch auf eigenen Wunsch aus. Er hatte sich ebenfalls lauthals gegen das erste Angebot gewehrt, sodass auch die Topmanagementposition vakant wird. Auch deren Neubesetzung wird nur noch mit Kretinskys Zustimmung erfolgen können.

Für Spannung ist gesorgt. Es ist davon auszugehen, dass die Investoren die neue Konstellation bald in ihre Einschätzung der Aktie einbauen. Metro ist mit einer Marktkapitalisierung von 3,1 Milliarden Euro niedrig bewertet. Zudem hat das Unternehmen den Wandel zum Großhandel vollzogen, die Kosten sind gesunken. Das heißt: Sollte sich die Situation nach der Pandemie normalisieren, kann die Aktie aus dem Stegreif um 50 Prozent zulegen.

Darüber hinaus gibt es Optimierungspotenzial. Beim Verkauf von Geschäftsbereichen hat sich gezeigt, dass Metro über hohe Reserven verfügt. Experten glauben, dass der Zerschlagungswert des Konzerns doppelt so hoch sei wie der aktuelle Kurs. Sollten zumindest in regionalen Teilbereichen Verkäufe erfolgen, dürfte das offensichtlich werden.