Es ist der Reality-Check, auf den Anleger alle drei Monate mit Spannung warten: Wie haben die Top-Fondsmanager ihre Portfolios umgeschichtet? Bill Ackmann, Michael Burry und David Tepper machten im ersten Quartal einige überraschende Depot-Anpassungen. Von Nils Jacobsen

Was kaufen oder verkaufen die „Big Boys“? Alle drei Monate gibt es darauf Antworten in den sogenannten „13F-Filings“, die Fonds bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichen müssen. Wichtig für Anleger zu beachten: Die Offenlegung der Portfolios erfolgt in der Retrospektive. Das oft kolportierte Narrativ „Was Fondsmanager jetzt kaufen“ trifft also so nicht unbedingt zu – die Erfassung endet schließlich am Quartalsende, also dem 31. März.

Nicht weniger spannend sind die Portfolio-Umschichtungen trotzdem, liefern sie doch hoch interessante Rückschlüsse auf die Investmentstrategie und Markteinschätzung der renommiertesten Fondsmanager wie etwa Bill Ackman (Pershing Square), Ray Dalio (Bridgewater Associates), David Tepper (Appaloosa Management), Michael Burry (Scion Asset Management), Daniel Loeb (Third Point), Ken Griffin (Citadel Advisors) und natürlich Warren Buffett (Berkshire Hathaway), über dessen Depot-Anpassungen wir bereits detailliert berichtet haben.

Bill Ackman baut große Uber-Position auf

Bill Ackman von Pershing Square sorgte etwa für Aufsehen, indem er seine gesamte Position in Nike, die er erst im zweiten Quartal 2024 eröffnet hatte, vermeintlich komplett auflöste. Nike hatte 2024 mit einem Aktienrückgang von 10 Prozent aufgrund von Lieferkettenproblemen und wachsender Konkurrenz zu kämpfen und hat seit den Allzeithochs 2021 fast zwei Drittel des Wertes eingebüßt. Interessanterweise aber liquidierte Ackman die Position nicht vollständig, sondern wandelte sie in Call-Optionen um, um Kapital freizumachen, während er auf eine mögliche Erholung setzt.

Seine größte Neuausrichtung im ersten Quartal war unterdessen der Einstieg in Uber Technologies, das mit 30,1 Millionen Aktien nun 17,71 Prozent des Portfolios ausmacht. Die Wette auf den Mobilitätssektor untermauerte Ackman zudem durch den signifikanten Ausbau seiner Position in Hertz um 18 Prozent, die der Pershing-Fondsmanager Mitte April bereits kommunizierte. Zudem erhöhte Ackman seine Anteile an Brookfield Corp um 20,5 Millionen Aktien auf 17,24 Prozent und an Alphabet auf 7,59 Prozent.

Ray Dalio wettet weiter massiv auf China

Ray Dalio von Bridgewater Associates setzte hingegen aggressiv auf den chinesischen Tech-Sektor. Er baute seine Position in Alibaba (BABA) um massive 3.360 Prozent auf 21 Millionen Aktien aus – und hat damit eines der smartesten Investments im ersten Quartal gemacht. Der chinesische E-Commerce-Pionier liegt seit Jahresbeginn um knapp 50 Prozent vorne, enttäuschte allerdings gestern bei Vorlage der Quartalsbilanz.

Neu im Portfolio von Bridgewater sind weitere China-Werte: JD.com (1,8 Milliarden Dollar, 8,5 Prozent des Portfolios), Pinduoduo (PDD) mit 1,2 Milliarden Dollar (5,7 Prozent) und Baidu mit 1,1 Milliarden Dollar (5,2 Prozent). Diese massive Expansion in China steht im Kontrast zu anderen Fondsmanagern, die ihre Exposition im Reich der Mitte reduziert haben.

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David Tepper hat den Marktcrash kommen sehen – und sich short positioniert

David Tepper von Appaloosa Management, der noch im September wortstark erklärt hatte, er kaufe „alles in China“, hat seine Positionen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt indes deutlich reduziert. JD.com wurde um 22,08 Prozent getrimmt, Alibaba um 22,06 Prozent zurückgefahren und PDD um 18,41 Prozent. Noch deutlich massiver fielen die Verkäufe der amerikanischen Big Techs aus: Der Anteil an Microsoft reduzierte sich um 47,42 Prozent, Oracle um genau 50 Prozent und Qualcomm um gar 56,25 Prozent.

Wie bärisch Tepper den Markt noch Ende März einschätzte, zeigt sich an den neuen Short-Positionen, mit denen der Fondsmanager vor dem April-Crash goldrichtig lag. Appaloosas größte Position mit 30,03 Prozent des Portfolios waren nämlich SPYX-Puts (4,5 Millionen Einheiten über 2,517 Milliarden Dollar), also Leerverkäufe auf den S&P 500. Auch Apple (1,25 Millionen Puts über 277,6 Millionen Dollar) shortete Tepper und lag damit zumindest kurzfristig richtig. Auf der Kaufseite baute er ebenfalls Uber um 115,33 Prozent auf 3,2 Millionen Aktien aus und erhöhte die Positionen bei NRG Energy um 12,95 Prozent.

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„The Big Short“: Michael Burry verkauft fast gesamtes Portfolio – und shortet Nvidia

Michael Burry von Scion Asset Management vollzog unterdessen die wohl radikalste Umschichtung. Er liquidierte sein gesamtes Portfolio bis auf eine einzige Position: Estée Lauder, die mit 100.000 Aktien nun 50 Prozent seines Depots ausmacht. Zu den verkauften Positionen zählen Alibaba (150.000 Aktien), Baidu (125.000 Aktien), JD.com (300.000 Aktien), Molina Healthcare (MOH) und HCA Healthcare (HCA). Mit seinem drastischen Rückzug lag Burry zumindest per Ende März richtig.

Und mehr noch: Burry wurde der Film-Legende von „The Big Short“ – in der Hollywood-Verfilmung wettete Burry vor der Lehman-Pleite auf den Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts – einmal mehr gerecht. So hat sein Fonds Scion Asset Management im ersten Quartal 2025 nicht nur seine China-Werte verkauft, sondern sogar leerverkauft. Er eröffnete Short-Positionen auf Alibaba, Baidu, JD.com, PDD und Trip.com. Die größte Short-Position hat Burry unterdessen gegen Nvidia eingenommen und war damit per Ende des ersten Quartals exzellent positioniert.

Daniel Loeb von Third Point setzte dagegen auf Diversifikation. Er stieg neu bei Kenvue (8,9 Millionen Aktien, 213,4 Millionen Dollar) und U.S. Steel (12,2 Millionen Aktien) ein, während er seine Nvidia-Position auf 1,45 Millionen Aktien ausbaute und damit weiter auf den KI-Trend setzte. Gleichzeitig trennte er sich komplett von Tesla (500.000 Aktien) und Meta (670.000 Aktien), was zumindest per Ende März ein gutes Markttiming dokumentiert. Ken Griffin von Citadel Advisors positionierte sich ähnlich und stockte seine Nvidia-Position auf einen Wert von 2,6 Milliarden US-Dollar auf, reduzierte aber gleichzeitig AMD.