Dank der hohen Nachfrage von ziviler und militärischer Kundschaft sollte auch die MTU-Aktie wieder in Richtung der alten Rekordkurse durchstarten. Von W. Raum 

Der große Schock für MTU Aero Engines liegt nun schon drei Jahre zurück: Damals sorgte der Ausbruch von Covid-19 für ein rasches Ende des Flugbooms rund um den Erdball. Schnell schrillten in der Münchener Konzernzentrale die Alarmglocken, denn das Unternehmen gilt als weltweit führender Hersteller von Triebwerksmodulen und -komponenten sowie von kompletten Flugzeugtriebwerken. Und auch der Kapitalmarkt reagierte heftig: Die MTU-Aktie bewegte sich damals im intakten Aufwärtstrend auf dem Rekordniveau von 289 Euro. Im Corona-Crash rauschte der Titel binnen weniger Tage bis auf 97,78 Euro ab.

Noch im Jahr 2022 erholte sich das Papier aber über die 200-Euro-Marke. Doch in den vergangenen zwei Jahren blieb eine weitere nachhaltige Erholung aus. Dabei ist die Urlaubs-Reiselust der Bürger zurückgekehrt, die Zahl der Geschäftsreisen nähert sich dem Vor-Pandemie-Niveau an und der Ruf nach sparsameren Antriebssystemen wird in Zeiten knapper Energie immer lauter. Zudem verfügt MTU nicht nur über Kunden aus dem zivilen Bereich. Auch viele Regierungen müssen die Ausstattung ihrer Luftwaffe verbessern und stärken. Vor allem seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine gewinnt dieses Segment stärkere Bedeutung, wenngleich hier kaum harte Fakten an die Öffentlichkeit gelangen.

Erhöhte Prognosen bei MTU

Abzulesen ist dies aber an den Prognosen des Vorstands: Nach einem starken dritten Quartal, in dem neben dem Wartungsgeschäft auch ein starker US-Dollar half, erhöhte das Management die Prognosen für 2022. Hier soll nun ein Umsatzrekordwert von 5,4 bis 5,5 Milliarden Euro erreicht werden. Vorher war die Verwaltung von 5,2 bis 5,4 Milliarden ausgegangen. Beim um Sonderposten bereinigten operativen Gewinn (Ebit) will MTU gleichzeitig ein Plus im niedrigen 30-Prozent-Bereich erzielen.

Auch der Ausblick auf die folgenden Jahre sorgt für Kursfantasie. Denn für 2023 rechnet der Vorstand mit einem Umsatz von 6,4 bis 6,6 Milliarden Euro. Bis 2025 sollen die Erlöse gar rund acht Milliarden Euro betragen, womit dann ein Ebit im Bereich der Eine-Milliarde-Euro-Marke erzielt werden soll. Diese Fantasie ist derzeit im Kurs kaum eingepreist. Dies zeigt auch das Chartbild der vergangenen zwei Jahre. Mit einem Sprung über den Widerstand um 220 Euro wäre der Weg frei in Richtung alter Rekordkurse.