Irgendwie passt das nicht zusammen. Wenn die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die Fusion des Bahngeschäfts der französischen Alstom und der deutschen Siemens untersagt, wird sie von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire als "rückwärtsgewandt" getadelt. Die beiden wollen - ganz im Sinne der von Altmaier in der vergangenen Woche vorgelegten "Nationalen Industriestrategie 2030" - am liebsten Konzernkolosse schaffen. "Europäische Champions" nennen sie, was in Wahrheit ein staatlich geschütztes Monopol ist. Am selben Tag erhält das deutsche Kartellamt, das nach den gleichen Maßstäben wie Vestager untersucht und entscheidet, großen Beifall von der deutschen Justizministerin, weil es einem globalen Champion die Ausnutzung seiner Marktmacht untersagt. Das ist Ordnungspolitik ohne Linie, sondern nach dem Motto "wie es gerade passt". Im Übrigen ist die Bonner Entscheidung von einiger Brisanz: Facebook soll nicht mehr Daten auf Drittseiten sammeln und verknüpfen dürfen. Das gilt natürlich analog für alle Unternehmen. Hat die Entscheidung vor den Gerichten Bestand, ist Big Data tot, bevor es den Kinderschuhen entwachsen ist.

Das "Whatever it takes" ("koste es, was es wolle"), das Versprechen Mario Draghis vom 26. Juli 2012, den Euroraum zu stabilisieren - wirkt auch sieben Jahre später noch. Trotz wackliger Konjunktur, einer erratischen Rechts-Links-Regierung und massiven Überschreitungen aller Maastricht-Kriterien gelingt es dem italienischen Finanzministerium in diesen Tagen, Anleihen mit 15- und 30-jähriger Laufzeit in riesigen Volumina im Markt unterzubringen. Für Anleger sind die Papiere attraktiv, weil sie eine höhere Verzinsung bieten als deutsche oder niederländische Papiere; aber sie verlassen sich beim Kauf darauf, dass auch der demnächst zu bestimmende Nachfolger Draghis dessen Linie fortsetzt. Eine Rendite von 3,9 Prozent für einen 30-jährigen Italien-Bond ist ohne EZB-Sicherheitsnetz jedenfalls nicht risikoadäquat.