Die Corona-Krise werde den Abschied vom Bargeld beschleunigen, lautet die These der Verfechter elektronischer Zahlungsmittel. In der Tat mögen sie Recht haben, wenn es um den Einsatz von Bargeld zum Bezahlen geht. Da benutzen nun - aus unberechtigter Angst vor Schmierinfektionen - mehr Leute als zuvor Karten und Handys mit Zahlungsfunktionen. Aber wenn es um Bargeld als eiserne Reserve, als Sicherheitspolster, als krisenresistentes Zahlungsmittel geht, sieht es ganz anders aus: Dann scheint Bargeld den Bürgern offensichtlich wichtiger denn je zu sein. Mehr als zehn Milliarden Euro haben die Deutschen jedenfalls im März von ihren Bankkonten abgehoben.

Warren Buffett, der auch deshalb zur Investmentlegende wurde, weil er keine Krise ungenutzt ließ, um Schnäppchen einzusammeln, überraschte am Freitag mit der Pflichtmitteilung, dass seine Berkshire Hathaway mehr als zehn Millionen (in der Finanzkrise 2008 erworbene) Aktien von Goldman Sachs verkauft habe. Zuvor hatte Buffett bereits Anteile von Amazon und JP Morgan abgestoßen und sich mit großen Verlusten von allen Airline-Beteiligungen getrennt. Der Altmeister sitzt nun auf mehr als 140 Milliarden Dollar Cash. Folgt man seinem Instinkt, werden die Kurse noch einmal fallen.

Nach Rettungs- und Konjunkturpaketen für verschiedenste Branchen will der Bundesfinanzminister nun auch noch klamme Kommunen entschulden. Als gäbe es kein Morgen, wird derzeit Geld unter die Leute gebracht und die Verschuldung immer weiter aufgebläht. Einmal mehr zeigt sich, dass Krisenmanagement viel leichter ist als Nachkrisenmanagement. Dabei ist es die viel wichtigere Disziplin, wenn wir nicht irgendwann mit einem furchtbaren Kater aufwachen wollen. In Zeiten des Social Distancing sollten sich die Politiker jetzt auf die Kultur der inhaltlichen Distanzierung zu Interessengruppen aller Art besinnen, schließlich sind sie dem Wohl des ganzen Volkes verpflichtet. Jetzt müssen sie das Geld zusammenhalten und sich unbeliebt machen.