Es ist der Super Bowl der Börse: Die Nvidia-Earnings am Mittwochabend. Für Big-Tech-Aktionäre geht es um viel.
Nvidia und die Vorlage der Quartalsbilanz – das hat Anleger in New York im vergangenen Sommer sogar zur kollektiven Watch Party in eine Bar gezogen. Am Mittwoch nach Handelsschluss ist es wieder einmal so weit: Nvidia legt als Letzter der "Magnificent Seven" Rechenschaft über seine Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Quartal ab – und wieder einmal steht viel auf dem Spiel.
In den vergangenen zwei Jahren brannte der von Jensen Huang gegründete und geführte Chiphersteller Quartal für Quartal ein Bilanzfeuerwerk ab, das es in diesen Dimensionen in der Wirtschaftsgeschichte so noch nicht gegeben hatte. Die Erwartungen waren hoch, doch Nvidia pulverisierte sie scheinbar spielend.
Wall Street erwartet weiter das stärkste Wachstum aller Mag 7-Werte
Ob sich die Serie der sogenannten "Earnings Blowouts“ – also dem deutlichen Übertreffen der Konsensschätzungen – auch am Mittwoch nach Handelsschluss nahtlos fortsetzt, ist die Multi-Billionen-Dollar-Frage der Wall Street. Analysten prognostizieren erneut starkes zweistelliges Wachstum.
So wird für das abgelaufene Quartal ein Umsatz von etwa 43,4 Milliarden Dollar erwartet, was einem Anstieg von rund 66 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht, als der aktuell zweitwertvollste Konzern der Welt 26,04 Milliarden Dollar umsetzte. Beim Nettogewinn belaufen sich die Schätzungen der Analysten auf 21,29 Milliarden Dollar bzw. 87 Cent je Aktie. Vor einem Jahr hatte Nvidia noch 15,24 Milliarden Dollar und 61 Cent je Anteilsschein eingefahren.
Für das laufende Quartal liegen die Erwartungen sogar bei 46,4 Milliarden Dollar, getrieben vor allem durch den anhaltend starken Rechenzentrumsbereich, der Nvidias größter Umsatztreiber ist. Der Gewinn je Aktie wird auf etwa 74 Cent geschätzt.
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Nvidia: Wie stark belastet der Zollstreit?
Trotz des Optimismus gibt es auch potenzielle Stolpersteine in der Bilanz und vor allem in den begleitenden Statements. US-Exportbeschränkungen für Hochleistungs-Chips nach China im Zuge der anhaltenden Zollstreitigkeiten könnten Nvidias Umsatz belasten.
Berichten zufolge könnten diese Restriktionen einen Umsatzausfall von bis zu 15 Milliarden Dollar im Gesamtjahr verursachen, was etwa 10 Prozent der erwarteten Erlöse entspricht. Nvidia hat bereits im Vorfeld Abschreibungen in Höhe von 5 Milliarden Dollar kommuniziert, was in den vergangenen Wochen Spekulationen über schwächere Ergebnisse als in der Vergangenheit genährt hat.
Zudem stehen die Margen im Fokus. Investoren werden genau darauf achten, ob Nvidia seine Preissetzungsmacht in einem zunehmend kompetitiven Markt behaupten kann. Während Nvidia in den letzten Quartalen von hohen Bruttomargen profitierte, könnten steigende Produktionskosten und Wettbewerbsdruck – etwa von AMD oder Intel, die ebenfalls KI-Lösungen forcieren – die Profitabilität beeinträchtigen.
Hält der KI-Boom an?
Neben den reinen Zahlen wird die Guidance zur Nachfrage nach den Rechenzentren von Anlegern äußerst kritisch beäugt werden. Jede Andeutung einer Abschwächung im KI-Bereich könnte nicht nur die Nvidia-Aktie unter Druck setzen, sondern die Techwerte grundsätzlich belasten, gilt der 32 Jahre alte Chip-Pionier doch als Gradmesser der KI-Booms.
Nach den exorbitanten Rallyes in den vergangenen fünf Jahren, in denen Nvidia 1400 Prozent an Wert gewann, befand sich die Aktie im letzten Jahr auf Konsolidierungskurs und liegt seit Jahresbeginn marginal um 2 Prozent im Minus.
Entsprechend richtungsweisend sind die Quartalsergebnisse am Mittwoch nach Handelsschluss: Kann Nvidia die Erwartungen deutlich übertreffen und Zweifel am Nachlassen der KI-Nachfrage zerstreuen, könnte die Aktie bald wieder in Richtung der Allzeithochs bei 150 Dollar laufen. Eine Enttäuschung jedoch dürfte die jüngste Rallye der Technologieaktien zunächst jäh beenden. Popcorn, bitte!
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.