Im August geht es in Deutschland wirtschaftlich weiter aufwärts. Durch den Wegfall von Corona-Restriktionen hat die Konjunktur Fahrt aufgenommen und könnte ihr Wachstum im dritten Quartal noch beschleunigen. Gleichzeitig mehren sich die Warnsignale. Der Kampf gegen die Ausbreitung von Varianten des Coronavirus wird wieder heftiger. Vor allem dürften die jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern die Wirtschaft zum Jahresende dämpfen.

Zwar wurden Unternehmenshilfen noch mal verlängert. Gleichzeitig drohen Einschränkungen für Ungeimpfte. Ökonomen erwarten, dass sich das insgesamt negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Commerzbank- Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Die Corona-Beschränkungen könnten das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal um ein halbes Prozent senken."

Diese Tendenz zeigt sich auch im Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag. In der August- Umfrage unter führenden deutschen Volkswirten gingen die Werte erstmals seit Monaten wieder leicht zurück. So sank das Barometer um 2,8 Prozent auf 56,7 Punkte, die Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten sogar um 6,4 Prozent auf 65,4 Punkte.

Allerdings liegen beide Werte noch deutlich über der 50-Punkte-Linie, die eine wirtschaftliche Erholung signalisiert.

"Die deutsche Wirtschaft erholt sich, aber verhaltener, als wir angenommen haben", kommentierte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran seinen Beitrag. "Es dürfte schwierig werden, für das Gesamtjahr 2021 beim Wachstum die Drei-Prozent-Marke zu knacken." ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht kurzfristig die Risiken von Delta-Variante und Lieferengpässen. "Aber die Aufholeffekte sollten stärker sein."

Damit schwenkt das Ökonomen-Barometer auf andere Indikatoren ein. Bereits zum dritten Mal in Folge ist im August der ZEW-Index zurückgegangen, eine monatlichen Umfrage unter Analysten und Profi-Anlegern. "Einmal mehr hängt die weitere Entwicklung entscheidend am Virusverlauf", kommentierte VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Ausschlaggebend sei auch, ob die Materialknappheit weiter anhalte. "Das ungünstigste Szenario wäre, wenn das Abebben der Nachholeffekte bei Dienstleistungen auf eine heftige vierte Corona-Welle und fortgesetzte Materialknappheit trifft."