Die Folgen der Trumpschen Twitter-Tiraden zeigen, wie schnelllebig die Börse sein kann. Im selben Kurznachrichtendienst wird derweil unter dem Schlagwort #vdpsagtdankefritz ein Finanzprodukt gewürdigt, in dessen langer Geschichte ein US-Präsident Trump nur eine kurze Episode ist.

Der Pfandbrief feiert 250. Geburtstag, und der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) bedankt sich beim Alten Fritz. Friedrich der Große schuf mit einer Cabinets Ordre am 29. August 1769 die erste gesetzliche Grundlage für den Pfandbrief. Kaum noch kreditwürdige Gutsbesitzer sollten sich dank der Papiere langfristig Geld leihen können, ihr Grund diente den Gläubigern als Sicherheit.

Der deutsche Pfandbrief fand Nachahmer in vielen Ländern, nicht nur in Europa. International werden die von Banken emittierten Papiere auch ­Covered Bonds, gedeckte Anleihen, genannt (siehe Glossar). Bis heute ist kein Covered Bond ausgefallen. Wegen der Sicherheit sind die Papiere bei Großinvestoren beliebt. Auch in Privatanlegerdepots sorgen sie für Stabilität, auf Covered Bonds spezialisierte Fonds liefern dabei durchaus attraktive Erträge (siehe Investor-Info).

"Covered Bonds sind als sehr konservative Anlage bei der Sicherheit mit Staatsanleihen vergleichbar. Wegen der schlechteren Handelbarkeit der emittierten Papiere gibt es aber einen kleinen Renditeaufschlag", sagt Uwe Pyde, Leiter Anleihen beim Ver­mögensverwalter Bantleon. Eine fünfjährige Bundesanleihe hat derzeit eine Rendite von minus 0,8 Prozent, beim fünfjährigen deutschen Pfandbrief beträgt sie minus 0,4 Prozent. "Eine vergleichbare Sicherheit kostet Investoren beim Pfandbrief also weniger", so Pyde.

Gute Wertentwicklung


Der Gesamtindex für Euro-Covered-­Bonds stieg seit Jahresanfang um rund vier Prozent, deutsche Pfandbriefe legten um circa vier Prozent zu, Papiere aus Spanien und Italien sogar um fünf und sechs Prozent. Pyde erklärt die Wertentwicklung aus Kursgewinn und Kupon mit der hohen Liquidität im Markt, der Investorensuche nach Rendite, der Konjunktureintrübung und der Notenbankpolitik. Die bei Kauf möglichen Renditen auf Endfälligkeit sind entsprechend gesunken - bei fast 90 Prozent der Covered Bonds ist die Rendite nach Daten der LBBW negativ. Mittlerweile sei eingepreist, dass die EZB im September ein Paket mit expansiven Maßnahmen ankündigt, so Pyde. Dazu zähle die Neuauflage des Anleihekaufprogramms und ein weiteres Absenken des Einlagensatzes von derzeit minus 0,4 Prozent. Zugleich dürfte die EZB signalisieren, dass dieses sehr tiefe Zinsniveau bis mindestens Ende 2020 beibehalten wird.

Die EZB hat Ende 2018 ihr Kaufprogramm beendet, blieb aber im Markt weiterhin aktiv, weil sie das Kapital aus fälligen Papieren und Zinsen wieder investiert. Allein bei Covered Bonds seien dies 20 Milliarden Euro im laufenden und 30 Milliarden Euro im nächsten Jahr, sagt Pyde. Werde das Programm neu aufgelegt, kaufe die EZB dabei auch wieder Covered Bonds. Pyde weist auf ein Muster bei den bisherigen Programmen hin: "Die Spekulationen darüber und die offizielle Ankündigung haben die Renditen gedrückt. Diese Bewegung war vorbei, wenn die Kaufprogramme tatsächlich gestartet wurden. Dann sind die Renditen sogar etwas gestiegen."

Favorisierte Märkte


Einen wesentlichen Zinsanstieg, womit Kursverluste vor allem bei noch länger laufenden Altanleihen verbunden wären, erwartet man bei Bantleon in absehbarer Zeit nicht. Favorisiert werden deshalb Covered Bonds mit mittleren Restlaufzeiten von vier bis fünf Jahren. "Dabei versuchen wir als Asset-Manager natürlich auch immer, von kurzfristigen Markttrends zu profitieren", sagt Pyde.

Im aktuellen Umfeld kaufen Investoren alles, was etwas mehr Ertrag verspricht. "Bei den Renditen von Covered Bonds sind deshalb die Aufschläge verschwunden, die es früher in Bezug auf Ratingstufen im Investment Grade oder das Herkunftsland gegeben hat", erklärt Pyde. Unterschiede zwischen Papieren aus der Europeripherie und Eurokernländern seien in den Spreads, den Risikoaufschlägen, kaum mehr sichtbar.

Bei Bantleon werden Covered Bonds aus Peripherieländern wie Italien und Spanien untergewichtet, Papiere aus Kernländern bevorzugt. Zudem seien außereuropäische Emittenten attraktiv, etwa aus Neuseeland, Australien oder Kanada, die das im Vergleich zur Heimatwährung niedrigere Zinsniveau nutzen, um sich in Euro zu refinanzieren.

Krisenbewährte Papiere


Die als Auslöser der Finanzkrise zeitweise in Verruf geratenen ABS-Papiere werden mitunter in einem Atemzug mit Pfandbriefen genannt, die Konstruktion ist aber grundlegend anders. Die Risikoaufschläge von Pfandbriefen zu Bundesanleihen sind 2008 dennoch gestiegen. "Es gab eine gewisse Angst im Markt, dass ein Pfandbrief ausfallen könnte", sagt Pyde. Mit der Erklärung der Bundesregierung, dass der Pfandbrief von systemischer Bedeutung sei und es im Zweifelsfall staatliche Unterstützung geben würde, seien die Spreads aber rasch wieder gesunken. In anderen Ländern habe es ähnliche Zusagen gegeben. "Das Ziel war klar: Covered Bonds sind der letzte Refinanzierungskanal für Banken - und dieser muss auch in Stress­phasen offen bleiben", erläutert Pyde.

Im Pfandbrief-Jubiläumsjahr arbeitet die EU an einer Harmonisierung der Rechtsgrundlagen, die bis 2022 in den Mitgliedsländern umgesetzt sein sollen. "Die geplanten Mindestanforderungen sind gängige Praxis, die Auswirkungen auf den Markt dürften gering sein", meint Pyde. Dabei gebe es weiter genug Spielraum für nationale Regeln: "Der deutsche Pfandbrief wird der Maßstab bleiben, an dem sich andere Covered Bonds messen lassen müssen."

Glossar:

Pfandbrief: Von Banken emittierte Anleihe, für die in Deutschland strikte gesetzliche Regeln gelten. Banken refinanzieren damit ihre Kredite. Ein Hypothekenpfandbrief ist mit Grund­pfandrechten besichert, ein öffentlicher Pfandbrief mit Krediten an den Staat.

Covered Bond: ­Internationale ­Bezeichnung für Pfandbrief, viele Länder weltweit haben einen rechtlichen Rahmen für gedeckte Anleihen.

ABS-Papier: Für die Asset Backed ­Securities gibt es keine vergleichbare gesetzliche Grundlage. Kredite werden hier an eine Zweckgesellschaft verkauft, die forderungs­besicherte Wertpapiere begibt. Beim Pfandbrief bleiben die Kredite bei der Bank, sind aber eine separate Deckungsmasse, auf die bei einer Pleite nur Pfandbriefgläubiger ­Zugriff hätten.

Investor-Info

Bantleon Yield
Konservativer Anleihemix


Der Rentenfonds des traditionell bei Anleihen starken Vermögensverwalters Bantleon investiert in Papiere von Emittenten mit guter Bonität. Staatsanleihen aus der Eurozone haben derzeit einen Anteil von rund 45 Prozent, auf Covered Bonds entfallen circa 30 und auf Unternehmensanleihen etwa 25 Prozent. Der konservative Anleihemix brachte in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt eine ­Rendite von 1,6 Prozent per annum. Sehr gutes Basis­investment, das für Stabilität im Depot sorgt.

Nordea 1 - Europ. Cov. Bond
Stabiler Renditebringer


Mit Covered Bonds aus Europa erzielte der Fonds binnen fünf Jahren eine Rendite von im Schnitt 3,4 Prozent per annum. Regional haben zurzeit Dänemark mit 22, Italien mit 16 und Frankreich mit 14 Prozent die größten Anteile; deutsche Pfandbriefe kommen auf sieben Prozent. Die meisten Emittenten haben eine gute Bonität, zehn Prozent dürften ein schlechteres Rating haben. Währungsrisiken werden abgesichert. Top-Fonds mit Note 1.

Monega Dänische Cov. Bonds
Nordische Spezialitäten


Der dänische Covered-Bond-Markt hat einige Besonderheiten. Etwa die Möglichkeit der vorzeitigen Kündigung der Bonds durch die Bank, Investoren erhalten dafür in der Regel einen kleinen Renditeaufschlag. Zudem lauten die meisten Bonds auf dänische Kronen. Gemanagt wird der 2015 gestartete ­Fonds von der dänischen Nykredit Bank. Binnen drei Jahren gab es im Schnitt eine Rendite von 1,8 Prozent per annum. Interessante Beimischung.