Turnaroundchance oder nur Strohfeuer: PlugPower hat eine Rallye von fast 100 Prozent in nur zwei Wochen hingelegt. Ist es mehr als nur ein Strohfeuer?
Noch vor wenigen Jahren galt Plug Power als einer der Hoffnungsträger der Wasserstoffwirtschaft. Heute ist von der einstigen Millenniumseuphorie nur noch wenig übrig: Seit dem Jahr 2000 hat die Aktie des US-Brennstoffzellenpioniers rund 99 Prozent an Wert verloren, in den vergangenen fünf Jahren allein 83 Prozent.
Und doch: Wer in den letzten Monaten mutig eingestiegen ist, konnte kurzfristig kräftig profitieren – zuletzt kam es zu einer fast schon atemberaubenden Kursrallye von knapp 100 Prozent. Doch hält die Aufwärtsbewegung – oder steht Anlegern der nächste Rückschlag bevor?
Von der Bruchlandung zum Kurssprung
Noch am 9. September notierte Plug Power bei 1,41 Dollar, am Boden zerstört nach einer jahrelangen Abwärtsspirale. Auf 5-Jahressicht notiert die Aktie um 84 Prozent schwächer. Doch binnen zwei Wochen schnellte der Kurs dann um mehr als 100 Prozent nach oben und markierte zwischenzeitlich bei 2,98 Dollar ein9-Monatshoch. Damit notiert die Aktie immerhin wieder leicht im Plus auf Jahressicht (aktuell um 7 Prozent) – ein Novum in der jüngeren Unternehmensgeschichte. Zuletzt fiel das Papier allerdings wieder auf 2,30 Dollar zurück.
Technisch bleibt die Marke von 3 Dollar die entscheidende Hürde. Erst ein Sprung darüber könnte das Januar-Hoch bei 3,32 Dollar ins Visier rücken. Doch die Euphorie hatte zuletzt ihren Preis: Der Relative-Stärke-Index (RSI) lag mit Werten jenseits der 80 bereits klar im überkauften Bereich. Neun Gewinntage in Folge, die längste Serie seit 2022, sprechen für eine Überhitzung. Eine Korrektur, die in den vergangenen Handelstagen eingetreten ist, erschien daher fast unvermeidlich.
Neue Partnerschaften und starker Elektrolyseur-Absatz
Auslöser der jüngsten Kursexplosion war eine Nachricht mit Symbolkraft: Das US-Energieministerium sicherte Plug Power eine Kreditgarantie über 1,66 Milliarden Dollar zu. Damit will das Unternehmen den Bau von bis zu sechs neuen Wasserstoffanlagen in den USA finanzieren – ein deutliches Signal staatlicher Unterstützung für die Energiewende und für Plug Power im Speziellen.
Auch auf der geschäftlichen Seite konnte Plug Power zuletzt positive Schlagzeilen liefern. So verlängerte der Konzern die Partnerschaft mit dem Logistikriesen Uline bis 2030 und vereinbarte eine Kooperation mit GH2 Global in Brasilien – ein Vorstoß in einen Markt, der als künftiger Wasserstoff-Hotspot gilt. Besonders dynamisch entwickelte sich das Geschäft mit Elektrolyseuren: Der Umsatz sprang im Jahresvergleich um mehr als 200 Prozent nach oben. Damit rückt ein Segment in den Vordergrund, das als Schlüsseltechnologie für die Wasserstoffwirtschaft gilt.
Sektor-Stimmung oder echte Wende?
Dass Plug Power zuletzt so stark zulegen konnte, lag auch an branchenspezifischen Nachrichten. Vielmehr profitierten nahezu alle Wasserstoff- und Brennstoffzellenwerte von einem Branchenaufschwung der der Clean-Energy-Werte: ITM Power, Ballard Power oder FuelCell Energy verzeichneten ebenfalls deutliche Kursgewinne.
Ein Grund: Die US-Notenbank leitete eine Zinswende ein, was erneuerbare Energien und kapitalintensive Zukunftsbranchen auf breiter Front beflügelte. Kurzfristig tat zudem der hohe Short-Interest sein Übriges: Ein klassischer Short Squeeze verstärkte die Rallye. Rückenwind lieferten zudem neue steuerliche Förderprogramme in den USA sowie die Hoffnung, dass Wasserstoff künftig eine Rolle bei der Energieversorgung von energiehungrigen Rechenzentren spielen könnte.
Doch genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Während Analysten bei ITM Power inzwischen von robusteren Perspektiven sprechen, bleibt Plug Power trotz aller Fantasie ein Sanierungsfall. Im jüngsten Quartal fielen bei Umsätzen von 173,97 Millionen Verluste von 227,1 Millionen Dollar an.
Fazit: Zwischen Zock und Langfrist-Hoffnung
Die jüngste Kursrallye zeigt eindrucksvoll, wie volatil Wasserstoffwerte sein können. Für Trader bot Plug Power ein schöne Handelsgelegenheit, doch für langfristig orientierte Anleger bleibt die Aktie eine riskante Wette. Wer investiert, muss auf eine weit in der Zukunft liegende Wasserstoffrevolution vertrauen – und auf die Fähigkeit des Unternehmens, irgendwann schwarze Zahlen zu schreiben.
Bis dahin gilt: Die alte Börsenweisheit „Die Flut hebt alle Boote“ mag kurzfristig stimmen. Ob Plug Power aber langfristig mehr ist als ein Spielball der Spekulanten, erscheint weiterhin völlig offen.
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