Wer schon angefangen hat, für Weihnachten einzukaufen, wird es gemerkt haben: Schokoladen-Nikoläuse sind in diesem Jahr deutlich teurer geworden. Grund ist der hohe Kakaopreis. Was das für Lindt & Sprüngli, Barry Callebaut und andere bedeutet.

In manchen Läden standen sie schon im Oktober: Lebkuchen, Weihnachts-Gebäck und Schoko-Nikoläuse. Wer sich bereits zum Kauf hat hinreißen lassen, wird gemerkt haben: Viele der beliebten Leckereien sind in diesem Jahr noch einmal deutlich teurer geworden. So kostet etwa der beliebte Lindt-Weihnachtsmann mit der Glocke in der 125-Gramm-Version in diesem Jahr 5,99 Euro laut unverbindlicher Preisempfehlung. Im Vorjahr waren es noch 4,59 Euro, ein Anstieg um 30 Prozent.

Nach einer Auswertung der Vergleichsapp Smhaggle für die Deutsche Presse-Agentur kosten Schoko-Weihnachtsmänner je nach Marke und Größe bis zu 25 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, in einigen Fällen sogar 67 Prozent mehr. Der Preis für eine 250-Gramm-Packung Dominosteine liegt rund 25 Prozent höher als im Vorjahr. Für 300 Gramm Lebkuchenherzen zahlen Verbraucher bis zu 60 Prozent mehr.

Kakaopreis verdreifachte sich ...

Grund dafür sind die seit Jahren steigenden Kakaopreise. Im Frühjahr 2023 lag der von der internationalen Kakaoorganisation (ICCO) ermittelte Tagespreis für Rohkakao noch deutlich unter 3000 Euro pro Tonne. Anschließend kletterte er auf zwischenzeitlich deutlich über 10.000 Euro.

Finn Ole Semrau vom Kiel Institut für Weltwirtschaft erklärt den Anstieg mit erwarteten Ernteausfällen in Westafrika durch Pflanzenkrankheiten und Extremwetter. „Während die Preise vor Ort moderat stiegen, kam es zu Spekulationen an den Terminbörsen“, sagte er der dpa. Diese trieben die Preise der Termingeschäfte auf ein Rekordniveau. Die Folgen spürten die Verbraucher schon im Frühjahr. Milka-Hersteller Mondelez etwa erhöhte Anfang des Jahres nicht nur die Preise, sondern verkleinerte auch die Schokoladen-Tafeln von 100 auf 90 Gramm. Die Tafel „Milka“-Schokolade wiegt schon seit einigen Jahren, je nach Sorte, zum Teil noch 85 Gramm.


... und fiel dann wieder

Im Laufe dieses Jahres fiel der Kakaopreis jedoch wieder, Mitte Oktober rutschte er auf unter 5000 Euro – und damit etwa auf das Niveau von Anfang 2024. Der Rückgang sei eine Korrektur nach der Überhitzung, sagt Semrau. Er warnt jedoch, die Lage bleibe angespannt. Rohstoffanalyst Oran van Dort von der Rabobank erklärt den Rückgang mit einem erwarteten Überschuss in der aktuellen Erntesaison, die am 1. Oktober begonnen hat.

Das Problem für die Verbraucher: Sinkende Kakaopreise wirkten sich bislang kaum auf die Preise im Laden aus. Das bestätigte ein Sprecher des Süßwarenherstellers Lambertz. Das Unternehmen startet bereits im Juni mit der Produktion von Weihnachtsgebäck wie Lebkuchen, Printen und Dominosteinen. Dafür deckte sich Lambertz bereits zu Beginn des Jahres mit den nötigen Rohstoffen ein – als der Kakaopreis noch hoch war.

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Deutsche Konsumenten kaufen deutlich weniger Schokolade

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland pro Kopf im Schnitt 9,5 Kilo Schokolade verzehrt. Laut dem Marktforschungsunternehmen YouGov kauften die Verbraucher hierzulande im August rund 20 Prozent weniger Tafeln als im Vorjahr. Der Schokoladenhersteller Gubor kündigte kürzlich an, sein Werk in Cadolzburg zu schließen – wegen mangelnder Auslastung.

Eine Tafel kostete laut Statistischem Bundesamt im September im Schnitt 75 Prozent mehr als 2020. Insgesamt haben sich Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke seitdem „nur“ um etwa 37 Prozent verteuert. Am beliebtesten ist laut YouGov Vollmilchschokolade, gefolgt von Zartbitter- und weißer Schokolade.

Sinken die Preise im Laden nun wieder?

Eher nicht. Es sei nicht zu erwarten, dass die Preise nachgeben, sagt eine Sprecherin von Ritter Sport. Von Mondelez hieß es: „Wir sind uns des wirtschaftlichen Drucks bewusst, dem Konsumenten weiterhin ausgesetzt sind und versuchen, Kosten so weit wie möglich aufzufangen.“

Diese Schokoladen- Aktien nehmen Anleger ins Visier

Tatsächlich scheint es den Herstellern von Schokolade erstaunlich gut gelungen zu sein, ihre Kosten in Form höherer Preise an die Verbraucher weiterzugeben. Die Aktien des Schweizer Herstellers Lindt & Sprüngli steigen seit Jahresbeginn um 25 Prozent – trotz eines herben Rücksetzers im August, als Donald Trump speziell der Schweiz mit Zöllen drohte. Mit einem KGV von 39 ist Lindt damit allerdings auch schon lang nicht mehr günstig. 

Das gilt für die Aktie, die mittlerweile 125.000 Schweizer Franken kostet (richtig gelesen) schon lange. Dafür bietet Lindt & Sprüngli ein einmaliges Goodie, denn die jährliche Ausschüttung erfolgt als Sachdividende: Jeder stolze Besitzer einer Lindt-Aktie bekommt jährlich den begehrten Schokoladenkoffer mit fünf Kilogramm Lindt-Schokolade. Bisheriger Gegenwert: 1.000 Euro.  

Auch die Aktie von Barry Callebaut konnte zulegen – zumindest seit dem Frühsommer. Seit dem 52-Wochen-Tief im Mai 2025 bei 707,50 Schweizer Franken stieg die Aktie um sage und schreibe 69 Prozent auf 1195 Franken (Stand 7.11.2025). Entsprechen sportlich fällt jetzt das KGV aus: Die Aktie handelt zum 43-fachen Jahresgewinn.

Barry Callebaut AG (WKN: A2P8JT)

Mondelez leidet unter anderen Faktoren

Anders lief es bei Mondelez. Im Portfolio des globalen Lebensmittelriesen macht Schokolade nur einen Teil aus, obwohl mit Milka, Toblerone, Marabou oder den Mozartkugeln von Mirabell gleich mehrere bekannte Marken an Bord sind. Der Rest entfällt jedoch auf Gebäck („Tuc“), Kaugummi („Trident“) und vor allem Käse und Saucen der Marke „Kraft“. Dort gibt es immer wieder Gegenwind, zuletzt das etwa durch das Werbeverbot für Fast Food, das Großbritannien im Oktober einführte. Das KGV von 19,8 trägt dieser Unsicherheit Rechnung. 

Fazit

Die Charttechnik spricht derzeit klar für Lindt & Sprüngli und Barry Callebaut. Zumal letztere kürzlich geradezu mustergültig an der 200-Tage-Linie abgeprallt ist (s. Chart). Die Börse preist also bereits ein gutes Weihnachtsgeschäft ein - und blickt darüber hinaus schon auf den April 2026. Dann ist nämlich Ostern, das nächste Highlight für Schokoladen-Liebhaber. Dafür gelten dann wieder die viel niedrigeren Beschaffungspreise bei Kakao. Und weil die Branche ihre einmal angehobenen Ladenpreise vermutlich nicht so bald senken wird, winken Schokoladen-Investoren dann im Wortsinne "fette Margen". 

Jetzt müssen nur noch die Verbraucher mitspielen.

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