Aber eine engere Zusammenarbeit müsse auch für ProSiebenSat.1 und alle Aktionäre von Vorteil sein. "Denn unsere eigene Strategie ist klar - und sie bedarf keiner Hilfe von außen", sagte Beaujean. "Wir konzentrieren uns auf uns und haben eine klare Vorstellung davon, wie wir durch Investitionen in unser eigenes Geschäft unsere Zukunft gestalten und Wachstum generieren."

Letztlich sei fraglich, wie ein Zusammenschluss mit einem traditionellen Medienunternehmen, national oder international, zu diesen Zielen beitragen könnte, betonte der ProSieben-Chef. Kostensynergien seien grenzübergreifend im lokalen Mediengeschäft kaum zu realisieren und würden "auf nationaler Ebene durch Dissynergien neutralisiert". ProSiebenSat.1 sei mit dem Dating-Geschäft und Online-Portalen breiter aufgestellt, verringere seine Abhängigkeit vom linearen Fernsehen und komme besser durch die Krise als reine Medienfirmen. Deshalb würde ein Zusammengehen mit einem traditionellen Medienhaus zwar dessen Zukunft stabilisieren, aber zugleich den ProSieben-Fokus auf profitables Wachstum bremsen, warnte Beaujean.

Der italienische ProSiebenSat.1-Großaktionär Mediaset hat bei seinen Europa-Wachstumsplänen wiederholt für eine engere Zusammenarbeit mit dem bayerischen Fernsehkonzern geworben. "Unsere Position als langfristiger Aktionär ist es nicht, Druck auszuüben", sagte Mediaset-Finanzchef Marco Giordiani am Montag im Reuters-Interview. Man wünsche sich aber mehr Engagement von den Deutschen. Mediaset unterstütze das ProSieben-Management bei der Hauptversammlung. "Wir werden kein Feuerwerk zünden", sagte der Manager. "Vielmehr ist es an der Zeit die richtige Strategie für alle ProSiebenSat.1-Aktionäre zu finden."

RTL-Chef Thomas Rabe hatte signalisiert, er könne sich bei einem Einlenken der Regulierungsbehörden eine Übernahme des Rivalen ProSiebenSat.1 vorstellen. Beaujean sagte, eine nationale Konsolidierung hätte viele Wettbewerbshürden und würde die Meinungsvielfalt einschränken. Ferner arbeite man mit dem Berliner Medienkonzern Axel Springer etwa beim Sat.1-Frühstücksfernsehen und bei Nachrichtensendungen zusammen. "Darüber hinaus gibt es keine Gespräche über eine Übernahme."

Beim Werbegeschäft, das in der Virus-Krise schwächelte, holt ProSiebenSat.1 weiter auf. Im Mai habe man hier die Umsätze zum Corona-Jahr 2020 um rund 60 Prozent gesteigert und liege damit wieder nahe dem Vorkrisenniveau von 2019. Zum Ausblick auf den Juni sagte Beaujean zu Journalisten: "Es sieht sehr gut aus."

rtr