"Wenn jemand mit einer Idee kommt und kann uns vorführen, dass wir zusammen stärker wären, dann hören wir uns das an", sagte der ProSiebenSat.1-Chef. Man wisse zwar sehr gut, "dass länderübergreifende Plattformen funktionieren können - aber eben selten im Mediengeschäft". ProSieben setzte stärker auf lokale Inhalte. "Aus diesem Grund ist Konsolidierung zwar ein scheinbar einfacher Weg nach vorne, aber nicht der richtige, da es keine relevanten länderübergreifenden Synergien gibt."

Die vom ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi dominierte Fernsehholding MFE-Mediaforeurope hat ihren Anteil an ProSiebenSat.1 zuletzt stetig erhöht. Sie hält nach eigenen Angaben derzeit mehr als 25 Prozent und dringt wiederholt auf eine engere Zusammenarbeit. In der Branche wird darüber spekuliert, ob die Italiener die Bayern letztlich schlucken könnten. MFE-Finanzchef Marco Giordani hatte im März dazu gesagt, man habe zwar derzeit keine Pläne, ProSiebenSat.1 zu übernehmen. "Was in einem Jahr ist, wird man dann sehen", schob er aber in einem Interview hinterher.

Beaujean betonte, das MFE-Management habe ProSiebenSat.1 bisher nicht mitgeteilt, welche strategischen Ziele mit der Beteiligung verbunden seien. "Demzufolge liegen uns auch keinerlei Informationen vor, ob und wie eine angestrebte Übernahme aussehen könnte." Beaujean bekräftigte auch, dass ein Zusammengehen von ProSiebenSat.1 mit der Bertelsmann-Tochter RTL nicht sinnvoll sei. Denn ProSieben sei auf Bewegtbilder fokussiert. Zudem sei eine mögliche Fusion aus medienkonzentrationsrechtlicher und kartellrechtlicher Sicht jeweils ausgeschlossen. Es tue Deutschland gut, wenn im Sinne der Meinungsvielfalt zwei private Fernsehkonzerne im Wettbewerb stünden. Zudem sehe er ProSieben als "absolut unabhängiges Unternehmen", dass aus sich heraus wachse, erläuterte Beaujean.

Der Vorstandsvorsitzende und der scheidende Aufsichtsratschef Werner Brandt wiesen zudem Vorwürfe von MFE rund um gute Unternehmensführung zurück. Beaujean verteidigte die Entscheidung, bei der Hauptversammlung nur pauschal - aber nicht wie von MFE gefordert individuell - über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat abstimmen zu lassen. Beaujean und Brandt sprachen von gängiger Marktpraxis. MFE will den Vorstand entlasten - nicht aber den Aufsichtsrat.

Beaujean bezeichnete die geplante pauschale Entlastung von MFE für den ProSieben-Vorstand als Unterstützung für die Strategie des Konzerns. Beaujean räumte ferner ein, das jeder Aktionär das Recht habe, seine Meinung zu äußern.

Vor der Hauptversammlung gab es bei Aktionären die Sorge, MFE, früher als Mediaset bekannt, könnte bei geringer Präsenz das gesamte Abstimmungsverhalten beeinflussen. MFE unterstützt die Wahl von Andreas Wiele in den Aufsichtsrat, will sich bei zwei anderen Kandidaten aber enthalten. Der Ex-Springer-Manager soll den Vorsitz im Kontrollgremium übernehmen und den langjährigen AR-Chef Brandt beerben. Beaujean signalisierte, dass MFE keine Stimmenmehrheit habe. Brandt sagte, die Präsenz - samt Briefwahl - entspreche gut 52 Prozent des Grundkapitals.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) appellierte an Aktionäre, den ProSieben-Kurs zu unterstützen. Es dürfe nicht sein, dass ein Großaktionär wie MFE Zünglein an der Waage sei und mit seiner Ausrichtung auf Europa "eine Richtung auslöse, die das Unternehmen im Moment nicht braucht", mahnte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt.

rtr