Das aktuelle Zahlenmaterial des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) bringt es auf den Punkt: Die globalen Rüstungausgaben steigen, und zwar rasant, so die Friedensforscher. Um mehr als 5,5 Prozent kletterten die Verteidigungsausgaben allein in den vergangenen fünf Jahren.

An der Spitze der Exportnationen stehen die USA, jedoch mischen auch Deutschland und Frankreich als Waffenlieferanten kräftig mit. So ist Frankreich der größte Waffenexporteur innerhalb der EU. Die Grande Nation exportierte so viele Rüstungsgüter wie seit 1990 nicht mehr: Die französischen Ausfuhren stiegen im Zeitraum von 2015 bis 2019 um satte 72 Prozent im Vergleich zum Zeitraum 2010 bis 2014, was laut SIPRI unter anderem an größeren Waffenlieferungen nach Katar, Ägypten und Indien lag.

Deutschlands Rüstungsexporte kletterten um 17 Prozent. Mit einem Anteil von 5,8 Prozent an den Gesamtexporten liegt die Bundesrepublik noch vor China auf Platz 4. Und das, obwohl hierzulande eine relativ restriktive Exportpolitik in Bezug auf Waffen herrscht. So wird beispielsweise Saudi-Arabien von deutschen Rüstungsunternehmen nicht mehr beliefert. Dennoch hat die Bundesregierung laut SIPRI "einige umstrittene Deals" genehmigt, etwa nach Ägypten und nach Algerien. Wichtigster Abnehmer von Großsystemen ist Südkorea, das seit 2015 vier U-Boote aus deutscher Produktion bekommen hat.

Und ein Ende der Aufrüstung ist noch lange nicht in Sicht, im Gegenteil. Viele Länder und Bündnisse stehen mit neuen, kostspieligen Großprojekten in den Startlöchern, denn veraltetes Material muss ersetzt werden und die veränderte globale Bedrohungslage erfordert den Einsatz neuer Technologien.

Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung eines neuen Kampfjets für die französischen und die deutschen Luftstreitkräfte. Paris und Berlin stellen geschätzt 90 Milliarden Euro für die Entwicklung des Fliegers zur Verfügung. Die Maschine soll ab dem Jahr 2040 einsatzbereit sein.

Französische und deutsche Unternehmen profitieren gleichermaßen von diesem Großauftrag. Die französische Safran Aircraft Engines, eine Tochter des Technologiekonzerns Safran, und die deutsche MTU Aero Engines wollen das Triebwerk des Next-Generation Fighter zusammen entwickeln. Hierzu soll bis Ende 2021 ein Gemeinschaftsunternehmen im Verhältnis von 50:50 gegründet werden.

Über das Joint Venture werden die beiden Hersteller "die Entwicklung, Produktion und Instandhaltungsdienstleistungen des neuen Triebwerks für die nächste Kampfflugzeuggeneration steuern", so Olivier Andriès, CEO von Safran, und Michael Schreyögg, Programmvorstand von MTU, in einer offiziellen Mitteilung. Ein erster Protoyp des "Next European Fighter Engine" (NEFE) soll etwa 2031 verfügbar sein.

Für MTU kommt die Teilhabe an dem Next-Generation-Fighter-Programm einem Ritterschlag gleich, denn bisher hat das deutsche Luftfahrtunternehmen einen großen Teil seiner Umsätze im zivilen Triebwerksbau generiert. Dennoch verfügt MTU Aero Engines auch über großes Know-how bei der Fertigung von militärischen Triebwerken. So ist der deutsch-französische Unterstützungshubschrauber Tiger mit einem Antrieb versehen, den MTU innerhalb eines Konsortiums mitentwickelt hat.

Der französische Konzern Safran kann dank des Kampfjetgroßauftrags seinen Wirkungskreis im Bereich Navigation und Sensorik erweitern. Zudem kommt die Entwicklung der nächsten Kampfjetgeneration auch dem Drohnengeschäft der Franzosen zugute. Denn in diesem Bereich fordern Militärs den Einsatz immer leistungsfähigerer Triebwerke, um die Reichweite und die Geschwindigkeit von Drohnen zu erhöhen.

Rüstungsmacht USA

Auch die USA machen ihre Streitkräfte fit für die Zukunft und haben umfangreiche Rüstungsgroßprojekte auf den Weg gebracht.

Einer der Hauptprofiteure hierbei ist Lockheed Martin mit Sitz in Bethesda im US-Bundesstaat Maryland. Das Unternehmen ist mit knapp 60 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr 2019 der größte Rüstungslieferant weltweit. Und: Auftraggeber Nummer 1 ist mit rund 80 Prozent des Volumens das Pentagon, ein Riesenvorteil gegenüber den Mitbewerbern, denn solch ein stattlicher Mittelfluss bedeutet praktisch eine Umsatz- und Wachstumsgarantie.

Die jüngsten Orders bei Lockheed Martin umfassen unter anderem milliardenschwere Aufträge für den Bau der Kampfflugzeuge F-22 und F-35 für die US- Streitkräfte. Hierfür stellt das US-Verteidigungsministerium ein Budget von über 400 Milliarden Dollar zur Verfügung.

Die Lockheed-Martin-Kampfjets sind auch bei den Alliierten der Amerikaner sehr begehrt. Das US-Unternehmen hat mit der Auslieferung der F-35-Maschine in verschiedenen Varianten bereits begonnen. Zahlende Kunden sind unter anderem Großbritannien, Norwegen, Italien, die Niederlande sowie Israel. Passende Lenkwaffen sowie komplexe elektronische Ausrüstung für die Jets gehören ebenfalls zum Sortiment von Lockheed und sind Teil der Rüstungsdeals, denn das Unternehmen verdient nicht nur an der Produktion von Waffensystemen.

Krisensicher

Ein nicht unerheblicher Teil der Erlöse und des Umsatzwachstums bei Lockheed Martin kommt durch langfristig angelegte Verträge zur Ersatzteilbeschaffung, Wartung und Weiterentwicklung der ausgelieferten Systeme zustande. Hinzu kommt die Schulung und Einweisung von Bedienpersonal und Piloten.

Weitere auf lange Sicht ausgelegte Großprojekte stehen bei dem amerikanischen Rüstungskonzern bereits in den Büchern. So werden neu gebaute Kriegsschiffe für die australische Marine mit Radar- und Feuerleittechnik von Lockheed Martin ausgerüstet. Zudem hat die australische Regierung den US-Konzern als Partner für die Entwicklung und den Bau der künftigen U-Boot-Flotte des Landes gewählt. Das milliardenschwere Riesenprojekt umfasst zwölf U-Boote, die künftig in den Weltmeeren auf Tauchstation gehen sollen.

Die Rüstungsbranche gilt als krisensicher, denn Verteidigungsbudgets sind auf Jahre hinaus fest eingeplant. Das spricht bei Lockheed Martin für weiter- hin gute Wachstumsperspektiven.