Ein "Sampo" - das ist im finnischen Nationalepos Kalevala ein magisches Objekt mit buntem Deckel, auf Deutsch manchmal "Zaubermühle" genannt. Dieses nordische Blitzdings hat wundersame Wirkung, soll es doch demjenigen, der esæ sein Eigen nennt, zu Wohlstand verhelfen. Nun sind Zaubermühlen rar. Aktien der gleichnamigen Finanzholding mit Sitz in Finnlands Hauptstadt Helsinki gibt es dagegen reichlich an den Börsen - und auch die könnten ihre Eigentümer finanziell beglücken.

Auf den ersten Blick ist Sampo aus Anlegersicht eher unspektakulär. Aber dann ist Langeweile, was Banken angeht, keine schlechte Sache, laufen die Geschäfte doch meist genau dann am besten, wenn die Zeiten unaufgeregt sind. Die nordische Holding mit aktuell 9400 Beschäftigten verstand es in den vergangenen Jahren, im gesamten Ostseeraum ein Netz aus erfolgreichen Töchtern und Beteiligungen zu knüpfen, und ist so zum regionalen Finanzgiganten gereift. Da ist zum Beispiel die 100-prozentige Tochter If, stark vor allem im Segment der Gebäude- und Unfallversicherung, die ihren Geschäftssitz in Schweden hat, aber auch in Dänemark, Norwegen, Finnland sowie in den baltischen Ländern tätig ist.

Topdanmark ist eine dänische Versicherungsgruppe, an der Sampo Ende Oktober 47 Prozent hielt und die zum 1. Oktober erstmals konsolidiert wurde. Mandatum Life macht in Versicherung und Kapitalanlage. Und jenseits des Versicherungsgeschäfts hält Sampo an Schwedens Nordea, der größten Bank in Skandinavien, 21,2 Prozent - ein Paket von insgesamt gut 860 Millionen Aktien. Während diese Beteiligung bei Sampo mit 8,71 Euro je Aktie in den Büchern steht, liegt der Marktwert aktuell bei gut zehn Euro das Stück. Bewertungsdifferenz: mehr als eine Milliarde Euro.

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Einstieg in Fintech



Vor Kurzem nahm Sampo darüber hinaus die dänische Anlagegesellschaft Saxo Bank ins Visier, die im Fintechsegment unterwegs ist und im Zuge eines Großumbaus gerade zwei neue Ankeraktionäre einbindet. Der eine, wichtigere ist die chinesische Geely-Gruppe, die einst in Kühlschränken machte, inzwischen aber vor allem als Autoproduzent für Furore sorgt. Geely, schon vor sieben Jahren als Käufer der grundsoliden schwedischen Pkw-Marke Volvo in den Schlagzeilen, zielt auf eine Mehrheit von 51,5 Prozent an der Saxo Bank - die Kontrolle also.

Sampo, Juniorpartner bei diesem Deal, plant eine Beteiligung an Saxo von 19,9 Prozent. Gemeinsam wollen Geely und Sampo die Finanzexpertise und -plattform des erfolgreichen Fintechs ins boomende Asien bringen und so kräftig wachsen. Die Bewertungskennziffern von Sampo sind attraktiv. In den ersten neun Monaten dieses Jahres verdiente die Gruppe vor Steuern etwas mehr als zwei Milliarden Euro beziehungsweise 3,51 Euro je Aktie. Dabei muss ein Sondereffekt berücksichtigt werden: die erstmalige Einbilanzierung von Topdanmark.



Ohne diesen Einmalschub hätte der Neunmonatsgewinn bei immer noch beachtlichen 1,34 Milliarden Euro gelegen. Auch sonst haben sich gegenüber dem Jahr 2016 sämtliche Kennzahlen (siehe Tabelle) verbessert. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt jetzt knapp unter 1,7; angesichts der soliden Eigenkapitalrendite erscheint das gerechtfertigt. Die aktuelle Eigenkapitalverzinsung kommt auf 21,4 Prozent (inklusive Topdanmark-Effekt) beziehungsweise 13,8 Prozent (ohne). Auch die hohe Dividendenrendite von gut fünf Prozent dürfte Anleger locken.



Aber auch diese Zaubermühle kann unter widrigen Umständen in Schwierigkeiten geraten. Skandinavien ist in politischer Hinsicht ungefähr so krisenanfällig wie Singapur oder die Schweiz. Insofern könnte Sampo als Beimischung in einem Depot durchaus kurzweilige Wirkung entfalten.