"Russlands ungerechtfertigter Krieg gegen die Ukraine ist herzzerreißend in seiner Brutalität. Zugleich verletzt er das Grundrecht auf Freiheit, das wir mit der Ukraine teilen. Wir stehen zu unserer Verpflichtung gegenüber der Ukraine, indem wir alle Verkäufe stoppen und den Cloud-Betrieb in Russland einstellen," das hat der Softwarekonzern SAP am Donnerstag mitgeteilt. Die internationalen Sanktionen wurden umgesetzt. Vor einem kompletten Rückzug aus Russland macht der DAX-Konzern jedoch Halt. So hält der Softwareriese weiterhin am Lizenzgeschäft fest.

Anfang März hatte SAP bereits das Neugeschäft in Russland und Belarus eingestellt. Die Dienstleistungen gegenüber Bestandskunden wie etwa Wartungen und Cloud-Dienste wurden zunächst fortgeführt. Um den Bedarf an humanitärer Hilfe für Flüchtlinge vor Ort zu decken, setze SAP Technologie ein. Damit werden etwa multinationale Organisationen bei einer Reihe von Hilfsmaßnahmen unterstützt. Das sei nur eines der Mittel, welches zur Verfügung gestellt werde. Die Gesamtsummer der Spenden des Konzerns und der Mitarbeiter habe drei Millionen Euro überschritten. Zudem hätten mehr als 4000 Mitarbeiter Flüchtlingen Wohnraum und Hilfe angeboten.

Einschätzung zur SAP-Aktie


Wie groß das Geschäft in Russland ist, erklärte SAP nicht öffentlich. Wie aus dem Jahresbericht von 2019 - den letzten verfügbaren Daten - hervorgeht, hatte die russische Tochtergesellschaft in diesem Jahr knapp 483 Millionen Euro an Umsatz verzeichnet. Die Nachrichtenagentur Reuters bezog sich auf frühere Daten, wonach die Fluggesellschaft Aeroflot sowie die russische Sberbank zu den Kunden gehören.

Jüngst hatte SAP außerdem bekannt gegeben das der Finanzchef Luka Mucic das Unternehmen vorzeitig verlassen werde. Er bleibt aber bis zum 31. März 2023 in seiner Rolle als Finanzchef.

Der Walldorfer Konzern befindet sich im Umbruch. Im vergangenen Jahr wurde die Führungsriege umgebaut. Auch im Tagesgeschäft befindet sich der Softwarekonzern in einer Transformation. So wird der Fokus insbesondere auf das Cloud-Computing gesetzt. Dabei befindet sich SAP auf einem guten Weg. Im vergangenen Jahr hat der Konzern seine Jahresziele dreimal in Folge angehoben. Bis zum Jahr 2025 sollen die Erlöse aus dem Cloud-Geschäft auf mehr als 22 Milliarden Euro ansteigen.

Dieser Fokus könnte sich auszahlen: Die Corona-Pandemie habe die Nutzung der Cloud noch einmal deutlich angeschoben, so Michael Schirmbrand, Partner der Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG in der Studie Cloud Monitor vom vergangenen Jahr. Viele Unternehmen hätten in diesem Rahmen ihre Cloud-Projekte vorgezogen, um in die produktive Phase zu gehen, erklärte er weiter.

Die Wachstumschancen im Cloud-Bereich sind äußerst attraktiv. So gibt SAP selbst an, 2022 einen Zuwachs von mindestens 23 Prozent in dem Segment zu erreichen. Wir sind für das Unternehmen positiv gestimmt und empfehlen die Aktie zum Kauf.

lb/rtr